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FULL OF HELL – Garden Of Burning Apparitions

~ 2021 (Relapse Records) – Stil: Grind/Noise ~


Max Cavalera (SEPULTURA-Gründer, jetzt u.a. SOULFLY) trägt stolz ihre T-Shirts, auch andere, wenngleich weniger bekannte Mitbewerber vor allem im Noise- und Grind-Segment reden anerkennend über diese noch recht junge US-Truppe, die mittlerweile auf dem Königsklassen-Label „Relapse Records“ veröffentlichen darf.

FULL OF HELL kehren mit dem neuem Album ´Garden Of Burning Apparitions´ kurz, aber schmerzvoll zurück. Ein genreübergreifender Blitzkrieg aus Hardcore, Grind und Death Metal. Produziert von Seth Manchester fügen FULL OF HELL mit ´Garden Of Burning Apparitions´ ihrer schon gut bestückten Höllenlandschaft eine neue Krachskizze hinzu. Die monströsen, teils dissonant-destruktiven Riffs von Gitarrist Spencer Hazard und Bassist Sam DiGristine sind breiter angelegt, mit zum Glück zusätzlichem Noise-Rock-Einfluss, der schon das Vorgänger-Album sehr angenehm machte. Allein Schlagzeuger Dave Bland ist noch vielleicht ein bisschen zu häufig eher eindimensional im bewährten Grind-Fahrwasser unterwegs.

Mutiger Metal-Mischmasch

Insgesamt ist das neue Album wieder ein Exempel für Kreativität. Experimente waren FULL OF HELL ohnehin nie fremd, wie unter anderem Kollaborationen mit MERZBOW (2014) und THE BODY (2016) zeigen. Was bringen die neuen Songs? Drei Beispiele: ´Industrial Messiah Complex´ zermalmt musikalisch das Thema organisierte Religionen in weniger als 90 Sekunden – während sich Sänger Dylan Walker über fortschreitende Kommerzialisierung der Spiritualität auslässt. Beifolgend drängt uns ´Reeking Tunnels´ mit einem schrillen Noise-Rock-Riff in die Kanalisation hinab, taucht ab in den Dreck so genannter Zivilisation; es ist auch eine Metapher für den physischen und mentalen Käfig, in dem wir uns gefangen fühlen, wenn wir in einem ständigen Zwiespalt von Angst, Hass und Hoffnung leben. Doch es werden auch klassisch die Metal-Muskeln spielen gelassen: Fast schon generischen Death Metal-Blast gibt’s mit ´Eroding Shell´.

Unterm Strich hat sich weitere Grenzüberschreitung für FULL OF HELL erneut ausgezahlt. „Ich denke, es ist gut, dass wir schon früh versucht haben, uns nicht selbst in eine Schublade zu stecken“, meint Walker. „Jetzt, nach 10 Jahren, haben wir die Möglichkeit, jede Platte zu machen, die wir wollen, in einem vernünftigen Rahmen – und die Leute werden uns folgen.“

An Mut fehlt’s jedenfalls nicht – weiter so!

(8,5 Punkte)


(VÖ: 01.10.2021)