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BRANDÃO, FABER, HUNGER – Ich liebe Dich

~ 2020 (Two Gentlemen/Rough Trade) – Stil: Liedermacher Liebe ~


Ein Trio Infernal besingt in Schweizer Mundart die Liebe. Im laufenden Jahr in aller Kürze live erprobt, erscheint zum Fest der Liebe von BRANDÃO, FABER, HUNGER passend und lebenserleuchtend ´Ich liebe Dich´.

Dieses einzigartige Werk ist ein echtes Liebesmanifest, denn nichts soll größer als die Liebe sein. Diese Lieder in nicht gewohnter schweiz-deutscher Musiktradition auf Mundart sind die erste Kooperation des Trio Infernal. Aufgenommen im südfranzösischen Studio „La Fabrique“, in nur sieben Tagen im August 2020, singt das Terzett im Wechsel oder gemeinsam und begleitet sich gegenseitig instrumental.

Der unmenschliche Lockdown 2020 führte die freundschaftlich verbundenen Musiker in Zürich zusammen. Nichts ging mehr. Kein vor und kein zurück. Alle Tourneen und weitere Albumveröffentlichungen waren glattweg abgesagt. Auf eine spontane Einladung des Zürcher Radio-Senders GDS.fm hin, probten sie kurzerhand zu Dritt ein Programm, das die Rundfunkstation live aus einer öffentlich nicht mehr zugänglichen Bar sendete.

 

 

Das Trio BRANDÃO, FABER, HUNGER ward geboren. Sie ließen sich am Zürichsee nieder und komponierten Songs, die sie Anfang August erstmals vor Publikum aufführten. Unmittelbar danach brachen sie nach Südfrankreich ins Studio auf. Bis auf die Streicherarrangements einiger Titel, die im Nachgang in Hamburg aufgenommen wurden, spielte das Trio alles vor Ort selber ein. Dino Brandão, der Schweizer Sänger und Gitarrist der Band FRANK POWERS, musste obendrein seine Schlagzeugfähigkeiten beweisen, der Schweizer Singer-Songwriter Julian Faber seine einstigen Fähigkeiten am Bass und die Schweizer Sängerin und Musikerin Sophie Hunger ihre am Klavier.

Das Herz am rechten Fleck und die Liebe im Mega-Mittelpunkt, derart kredenzen BRANDÃO, FABER, HUNGER zwölf Lieder auf Schweizerdeutsch plus die Ouverture, bei denen allesamt die Wärme als Sieger über all die Kälte dieser Tage hervorgeht.

Schmelzend heiße Gefühle zwischen Chanson und Canzone erleben ihre Auferweckung, tanzen Walzer und Tango. Die Herzstücke des Albums sind dabei drei persönliche Liebeslieder. Da wir das Jahr 2020 schreiben, komponierte schlicht jeder sein eigenes Liebeslied.

Abwechselnd singen sie die Strophen von Fabers ´Ich liebe Dich, Faber´, ehe alle zusammen im Refrain völlig unprätentiös und unerwartet „Ich liebe Dich“ singen. Faber selbst fasziniert mit seiner gern tiefen und kraftvollen Gesangsweise zu einem Liebesschmerz, der wie „d Sunne vom Himmel“ auf der Haut brennt. Hätte er Arme „fest wie en Glaube“, würde er seine Allerliebste in den Himmel heben. Die Streicher tragen die Komposition dorthin, jeden Herzschlag fühlend und jeden Atemzug mitnehmend. Dino Brandão ist hingegen für die zarten und hochtönigen, bewusst leisen Momente zuständig. So auch alleine am Mikrofon bei seiner Klavier betonten Liebeserklärung ´Ich liebe Dich, Dino´. Er redet von einem „Subtext“, wenn er über die ewige Liebe spricht, in der beide zusammen alt werden – vereint und untrennbar eingeschlossen. Sophie Hungers ´Ich liebe Dich, Sophie´ singen sie ebenfalls vereinzelt gemeinsam oder in Abfolge, über die „glücklichen Alpen“, über „regierende Ratten“ und „verlorene Richter“, aber gleichwohl geben zwei Liebende ihren Traum nie auf.

 

 

Warteschlangen, „Schmetterlinge“ im Bauch, „Tiefdruckgebiet“, völlig nüchtern – jeder will in diesen Tagen einfach nur noch ´Hoffnigslos Hoffnigslos´ – „Fahred zum Tüfel, ich gah hei.“ – nach Hause. Mit einem großen Herz ´Wäge dem´ legt man einfach einen „20er“ an die „Bushaltestelle“ und sendet „Grüße ans Jenseits“. Angst vor der Liebe, Angst vor dem Willen und der Lust auf diese, denn ´Dr Hunger wird schlimmer´, der Hunger auf die Liebe hört nie auf, ist sie doch als das große menschliche Bedürfnis immerzu präsent.

Beim schnell von der Akustikgitarre vorangetriebenen ´Putsch´ geben sich im Paradies, das eigene Land liebend „wie die Mutter ihre Kinder“, zwei das Ja-Wort, obwohl das Leben ein Risiko ist und „s Bluet tropft“ wie aus dem schunkelnden ´Rosengarten´. Einfach eine ´Nacht a de Langstrass´, nicht in Paris, nicht in Berlin. Die Liebe ist überall. Ein roter „Burgunder“, „Büffelgraswodka“ und die „Chromosomen“ sind immer da – die Liebsten bleiben ´Eis hämmer immer no gno´. Für immer die Liebste halten, für immer alles geben – ´Derfi di hebe´.

Stecke den Kopf also nicht in den Sand. Selbst wenn man kein Dummkopf, sondern ein „Arschloch“ ist, darf man zu den vielen Percussions ´Mega Happy´ sein. Und einfach zu dir, zu mir und zu sich selbst im Spiegel sagen: „Ich liebe Dich.“

(8,5 Punkte)

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Pic: Nadia Tarra