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ETERNAL CHAMPION – Ravening Iron

~ 2020 (No Remorse Records) – Stil: Heavy Metal ~


Auf in die Schlacht! Der Sieg muss unser sein! Die Holde wartet schließlich bereits halb nackt in heimischen Gemächern auf die Heimkehr ihrer edlen Recken. Selbst wenn unlösbare Aufgaben dazwischen liegen und sich uns Walküren, Drachen oder Krieger des dunklen Königs in den Weg stellen, Swords & Sorcery, Swords & Dragons, Swords & Tequila auf allen Wegen, das Universum kann uns nicht aufhalten.

Doch das Universum muss warten. Die Zeit steht still – für Austins Underground-Hoffnung ETERNAL CHAMPION. Sie liefern die Musik für das Cover der wartenden, holden Weiblichkeit, das in persona der Feder von Ken Kelly – remember ´Destroyer´, ´Rising´ oder ´Fighting The World´ – entstammt.

Vier Jahre nach dem Debüt ´The Armor Of Ire´ folgt nun beinahe sehnsüchtig erwartet ´Ravening Iron´. Und es wird nichts anderes als klassischer Heavy Metal in aller Epic dargereicht, ein geradezu metallisches Schlachtenwerk. Und es tönt einzigartig nach ETERNAL CHAMPION. Die Verwandtschaft einzelner Tonfolgen zu MANILLA ROAD, BLUE ÖYSTER CULT oder WARLORD sind nunmehr höchstens unter dem Mikroskop zu erkunden. Und da dieses in den Geschichten unserer Heldenepen längst noch nicht erfunden ist, entfällt auf dieses ohnehin keinerlei Gewicht.

Epic Metal lebt von seiner Aura, von Identität und Persönlichkeit, gerne im Zusammenhang mit lyrischer Ausschmückung und Artwork. Ebenso bei ETERNAL CHAMPION. Ebenso sind die Songs in ihrer Struktur keinesfalls besonders oder überdimensional. Ebenso galoppieren ETERNAL CHAMPION zu hymnischen Songs in die Schlacht. Allein die Klangästhetik setzt im Gesamtbild der Königin die Krone auf.

´A Face In The Glare´ ist zur Eröffnung ein kraftvoll riffender Metal-Bolzen, der sich in seiner sybillinischen Aura mit einer bereits melodisch schönen Bridge bis hin zu heulenden Sirenen durchkämpft. Die heroische Stimme von Jason Tarpey tönt wie eine wehende Fahne im Wind. Die Ruhe vor dem Sturm würde die Anspannung bagatellisieren, denn ´Ravening Iron´ tobt sodann mit einem epischen Refrain über alles hinweg. Die Schwerter dürfen hierzu in allen Stellungen durch die Luft zischen, derweil sich die „Ho, ho, ho“-Chöre hoffentlich nicht zu Tode freuen. Doch der düstere, direkt ins Herz schießende Banger ´Skullseeker´ belebt den Kampf aufs Neue. Der allererste, unter dem Banner ETERNAL CHAMPION komponierte Song ´War At The Edge Of The End´ erstrahlt sogleich in epischer Manier und reitet über die Felder in die Abendsonne. Zum wackeren ´Coward’s Keep´ dürfen nochmals alle Headbanger episch den Kopf schütteln, Jake Rogers (VISIGOTH) hilft dabei solange aus dem Hintergrund beim Gesang bis die scheuernden Riffs abebben. Im Sinne von Robert E. Howard wildert ´Worms Of The Earth´ abermals kraftvoll und unaufhaltsam über alle Erdteile hinweg. Der synth-geladene Weg nach Walhalla führt über das kurze Stück ´The Godblade´. Sobald jedoch der Gesang des epischen Ausklangs ´Banners Of Arhai´ leicht verhallt, ist das Ende nah.

Wenn sich der US Metal der Schwere des Power Doom sowie einer obskuren und kauzigen Epic bedient, haben ETERNAL CHAMPION all ihre Schlachten geschlagen – und können sich all ihren fleischlichen Lastern hingeben.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/eternalchampion


(VÖ:  20.11.2020)