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WITCHCRAFT – Black Metal

~ 2020 (Nuclear Blast) – Stil: Dark Folk/Occult Rock ~


WITCHCRAFT gehören seit der Veröffentlichung ihres gleichnamigen Debüts aus dem Jahr 2004 zweifellos zur Spitze des okkulten Rock und seit ihrer Gründung vor rund 20 Jahren haben bereits zahlreiche Musiker die Drehtür des schwedischen Acts betreten und auch wieder verlassen. Mittlerweile ist Magnus Pelander das einzige Bandmitglied, das von der Anfangsformation noch übrig geblieben ist. Obwohl das neue Album als Bandleistung in Rechnung gestellt wird, erscheint jedoch lediglich Pelander in diesem 30-minütigen akustischen Werk und dieser Schritt setzt das relative Mysterium fort, unter dem WITCHCRAFT seit der Veröffentlichung von ´Nucleus´ präsent waren.

WITCHCRAFT wurden ursprünglich aus Pelanders Leidenschaft für die Arbeit von ROKY ERICKSON und PENTAGRAM geboren, und die Schweden fanden damals mit Lee Dorians Label „Rise Above“ ein perfektes erstes Zuhause. Seit ihrem Wechsel zu „Nuclear Blast“ blieb ihr grundlegender Ansatz zwar konsistent, der Sound wurde jedoch deutlich kräftiger und wich größtenteils traditionellem, epischen Doom. Der Titel ihres jüngsten Werks ´Black Metal´ ist nun allerdings eine ziemliche Irreführung, wenn nicht gar ironisch gemeint, denn es dominiert eindeutig depressiver Folk im Stile von ELLIOT SMITH oder NICK DRAKE.

Keine E-Gitarren, kein dröhnender Bass, keine krachenden Drums. Das Album ist einzig Pelanders beeindruckende Stimme und Akustikgitarre, und lediglich auf ´Sad Dog´ hören wir zusätzlich den zarten Einsatz eines Klaviers. Die Entscheidung, eine Verstärkung zu umgehen, funktioniert jedenfalls ganz ordentlich und zeigt den Bandleader in wunderbarer Form.

Das akustische Flair variiert von bitter und kalt über warm und einladend bis hin zu luftig und ruhig, mit klaren, aber subtilen Anspielungen auf Pelanders Haupteinflüsse. Beim Song ´Grow´ etwa wird das düstere Versprechen des Titels durch Leidens- und Entfremdungsgeschichten sogar noch verstärkt und das Timbre des ursprünglichen WITCHCRAFT-Sounds vervollständigt das trostlose Bild zusätzlich.

Sogar ein wenig LED ZEPPELIN schleicht sich hin und wieder ein, speziell bei ´Free Country´, dessen Gitarrenarbeit Erinnerungen an ´Stairway To Heaven´ weckt. Der vorletzte Track ´Sad Dog´ behält den ansonsten gebrochenen Ton des Albums hingegen wieder eindeutig bei.

Über all die Jahre hatten wir uns ja uns an die massiven Verzerrungen und knirschenden Gitarrensounds von WITCHCRAFT gewöhnt. Trotz allem, was hierauf an traditionellem Doom entfernt wurde, triumphiert letztlich vor allem Pelanders gequälte Stimme in Kombination mit seiner leidenschaftlichen Akustikarbeit. Es entsteht ein ausgeprägtes Gefühl von Doom ’n‘ Gloom, was ´Black Metal´ zwar eindringlich und wunderschön, phasenweise jedoch auch etwas eintönig erscheinen lässt. Eine Art Zwischenübung, die jedoch alles in allem durchaus gelungen ist.

(7,5 Punkte)

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