PlattenkritikenPressfrisch

STREET KOMPASS November 2019

Liebe Mithörer,

die Adventszeit hat begonnen, das erste Lichtlein brennt und Ihr alle werdet seit einer Woche digital oder analog mit schwarzen und bunten, Wochen-, Freitags und Montags-Deals überschüttet. Doch gar nichts kaufen ist in diesen Tagen nicht nur sparsamer, sondern beschert Euch einen dickeren Geldsäckel für das große, kommende Fest. Hebt Euch die schwer verdiente Kohle lieber für den Weihnachtseinkauf auf, denn die besten Geschenke macht man sich bekanntlich selbst, und daher solltet Ihr Euch die schönsten schwarzen Scheiben und Silberlinge selber auf den Gabentisch legen. Außer Ihr verteilt an Eure Liebsten geschickt entsprechende Wunschzettel. 

Auch Zeit ist kostbar, gerade in diesen vorweihnachtlichen Tagen. Daher sagt einfach jeden unnützen Termin ab, setzt Euch alleine oder in Gesellschaft auf das Sofa und genießt Musik, gute und echte Musik. Und um diese Stunden des Genusses, des wahren Lebens, für Euch zu bereichern, schreiben wir täglich unsere Empfehlungen auf, geben Euch Tipps oder sprechen Warnungen aus. Unser Kompass weist Euch dazu in aller Schnelle auf aktuelles Material hin.

Viel Freude – und beschauliche Tage.

 

 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t 

´Edge Of Wasteland´ von CHEMIKILL

 

 

 


Q u i c k – R e v i e w s

AGE OF REFLECTION – A New Dawn
2019 (AOR Heaven) – Stil: Melodic Hard Rock / AOR

Ich liebe H.E.A.T.! Ja, das Festival. Und einmal im Jahr muss ich meinen Hardrockwurzeln frönen, umso erstaunter war ich, dass wir einige der diesjährigen Künstler mit ihren aktuellen Outputs vernachlässigt haben. Zu spät ist es nie, deshalb ein paar Shorties dazu von mir im Novemberkompass.

Schon das Intro macht auf klassischste Gitarrenfrickelart Laune, auf den starken AOR / Hard Rock der Schweden und ihr zweites Album. Eine absolut perfekte Band für das diesjährige H.E.A.T. Festival – mit allem, was das Herz begehrt: Dramatische Skandinavienrock-Gassenhauer, das Beste aus der amerikanischen Melodic-Liga mit späteren VAN HALEN bis uralt-BON JOVI – Momenten, gefühlvolle Mädelspflücker mit Airplayappeal und druckvolle Riffrocker.

Dass bis zu diesem Punkt oder auf das bereits 2017 erschienene Debüt schon etwa 20 Jahre von Gitarrist Carl Berglund und seinem alten Kollegen Jan Skärming (Bass) hingearbeitet wurde und die beiden keine Schulbuben mehr sind, merkt man der musikalischen Klasse sofort an. Freunde der neuen Generation melodischen Rocks, welcher die alten Heroen zu keiner Zeit verleugnet und kommerzielle Züge tragen will, sollten ein Ohr riskieren.

Anspieltipps: ´A New Dawn´ , ´Here I Stand´ , ´Go´ , ´Write It On The Wall´

(7,5 glückselige Punkte – Less Lessmeister)


ALARM – Hallo Welt (EP)
2019 (Independent) – Stil: Alternative Rock

ALARM setzten sich aus Spaß an der Musik vor einem Jahr in Hamburg zusammen, obwohl sie bereits in anderen Bands, Familie und Beruf eingespannt waren.

ALARM sind Heiko (Gesang), Micha (Gitarre), Dirk (Bass), Michael (Gitarre) und Daniel (Schlagzeug). Mit ´Hallo Welt´ legen sie eine hervorragende EP vor, dessen Stil sie als deutschsprachigen Alternative Rock anpreisen. Der Opener ´Hallo Welt´ ist sogar verdammt heavy und kann ganz souverän mit vielen 90s-/00s-Kapellen mithalten, die mit hängender Hose und tiefergestimmten Gitarren die Welt erobern wollten. In Songs wie ´Alle Mann von Bord´ sind sie melodischer als der TURBOSTAAT aber nicht so populär-musikalisch wie die TOTEN HOSEN oder MADSEN. Ein ´Bester Freund Hoffnung´ ist ein packender Rock-Song, und auch ´Jetzt & Hier´ zeigt ein klassisches Gitarren-Solo.

Und jetzt alle mitsingen: „Komm wirf die Hände in die Luft und lass uns feiern geh´n, heute ist der Tag an dem wir tanzen geh´n. Wir sind die Generation!“ Recht so.

(8 Punkte – Michael Haifl)


AUTUMN TREE – Autumn Tree
2019 (Independent) – Stil: Southern Rock

Aus Mannheim, genau gesagt sogar aus meiner Nachbarschaft kommen die Jungspunde von AUTUMN TREE. Dennoch würde ich sie nicht kennen, hätten sie nicht beim 2018er „Rock am Damm“, einem Benefiz-Open Air eines örtlichen Sportverein, so mächtig abgeräumt.

Nun also, nach einer EP im Vorjahr, haben die Jungs ein erstes selbstproduziertes Langeisen auf ihre Fans losgelassen. Das klingt wenig deutsch. Vielmehr erinnert es an Dänen, die durch die Südstaaten der USA reisen, etwa VOLBEAT, die auf MOLLY HATCHET treffen. Besonders eigenständig klingen sie in ihren ruhigeren Songs ´Lynda Q´ oder ´Mississippi Rain´, wenn auch mal die Slide-Guitar zu Wort kommt. Manche härtere Sachen, etwa ´Barman´, tönen mir persönlich zu modern und kraftmeierisch. Doch die Jugend darf anders klingen, als es ihre Elterngeneration erwartet. Deshalb zücke ich ohne Zögern die 7 Punkte.

(Mario Wolski)


CATS IN SPACE – Day Trip To Narnia
2019 (Harmony Factory) – Stil: Classic / Hard Rock

Sie sind definitiv ein bisschen verrückt, die seit 2015 schnurrenden Weltraumkatzen aus Großbritannien, mit ihrem aktuellen, dritten Classic Rock-Opus, der aufgrund Einflüssen von QUEEN, FOREIGNER, E.L.O., STATUS QUO, ALAN PARSONS PROJECT oder gar STYX besonders für die Mitreisenden des NIGHT FLIGHT ORCHESTRAs äußerst interessant sein dürfte.

Bereits im März veröffentlicht, bietet das Album einen kurzweiligen Tagesausflug, der definitiv länger nachhallt, als eine gewöhnliche Hauskatze ihr Milchschälchen ausschleckt. Etwas stärkere Nerven braucht ihr für den Ritt auf dem – trotz „Uh-lala“ – geilen, bunten Unicorn. Spätestens das sechsteilige ´The Story Of Johnny Rocket´ ist nicht weniger als ein Flug durch die besten Jahre des Classic Rock / AOR, mit einem Fitzelchen KISS-Disco als auch The Elder-Musicalepik.

Ganz großes Hardrock-Kino und definitiv ein „must see“  des diesjährigen H.E.A.T. Festivals.
Weitere Anspieltipps: ´Tragic Alter Ego´ , ´Charing Diamonds´

(8,5 hochwertige Katzenmahlzeiten – Less Lessmeister)


CONJURING FATE – Curse Of The Fallen
2019 (Pure Steel Records) – Stil: Heavy Metal

Seit der letzten Dekade sind CONJURING FATE unterwegs und hämmerten in den letzten Monaten ihr Zweitwerk ´Curse Of The Fallen´ ein.

Umgehend steigen sie mit ihren malerischen Erzählungen ein. Der Ruf, die Hexe zu verbrennen, wird zum Schlachtruf – und klassischer True Metal ertönt aus den Boxen. Bisweilen lassen CONJURING FATE auch ihre NWoBHM-Ader sprießen und Sänger Tommy Daly wird gesanglich zur Mischung aus Biff und dem glücklosen Nachfolger eines Bruce D. Einen Hauch DEMON fügen die Gitarristen Phil Horner und Karl Gibson, Bassist Steve Legear und Schlagzeuger Niall McGrotty ebenfalls hinzu.

Grundsätzlich sprechen die Männer alle Hörer des klassischen Stahls an. Frischer Heavy und True Metal, der seine Herkunft nicht verleugnen will, mit netten Backgroundshouts und klaren Gitarrenlinien.

(7,5 Punkte – Michael Haifl)


CRASHDIET – Rust
2019 (Frontiers Records) – Stil: Hard Rock / Hair Metal

Wer kennt sie nicht, die inoffiziellen Thronfolger von RATT oder SKID ROW? Wenigstens live sollte man die Männer mal gesehen haben, wenn man seinen Ruf gefährdet sieht zuzugeben, dass man sich das aktuelle, fünfte Album nach doppelt so langem bisherigem Veröffentlichungsrhythmus reinzieht.

Doch es lohnt sich, nicht zuletzt wegen dem erstklassigen Neuzugang Gabriel Keyes am Mikro, der definitiv Sebastian Bach Qualitäten aufweist. CRASHDIET sind variantenreicher als je zuvor, haben weiter an ihrer eigenen Identität gefeilt und gibt es nur wenige Bands, die mit dem entsprechenden Esprit annähernd in die Nähe der oben genannten Bands kommen. Somit bleibt auch ´Rust´ eine Empfehlung für alle bunten Rocker und nach mehreren Durchgängen mein Höhepunkt der bisherigen Diskografie.

Anspieltipps: `Rust´ , ´Idiots´ , ´In The Maze´ , ´We Are The Legion´ – ach was, alles.

(8 luchsohrige Punkte – Less Lessmeister)


CYHRA – No Halos In Hell
2019 (Nuclear Blast) – Stil: „Modern Melodic Metal“

iTunes is ne fukkkkin business bitch. Ok, erzähl mir was Neues, aber das hier unter „Metal“ zu filen ist schon nah am Betrugsversuch. Ich gebe zu, mehr als 1,5 Durchläufe waren nicht drin, vielleicht bin ich ja auch bloß die absolut falsche Zielgruppe, aber ich finde die zweite CYRAH noch unerträglicher als die erste, die auch schon richtig schlimm war.

Cheesy, kraft-und saftlos, belanglos, abgelutscht, pseudodramatisch überproduziert – eigentlich ist das Schlagermusik, eine metalliclackierte Version von ´Cherie Cherie Lady´. Im Mittelpunkt steht Jake E.s Stimme, die wahlweise durch diesen oder jenen Filter gejagt wird, je nach Alterszielgruppe der Hörer/in, sowie die offenbar auch von ihm gespielten Keyboards, die die unangefochtene Hauptrolle in diesen zwölf Songs spielen.

Wer wissen will, was Triggern wirklich kaputtmachen kann, soll sich mal DIESE Drums anhören, aber das Allerschlimmste: die Gitarren sind nicht mehr als bloße Verzierungen am Rande von Liedern, von denen eines wie das andere klingt. Dass Jesper Strömblad (der einzige Grund, wieso ich mir das überhaupt angetan habe) glücklich ist mit diesem Mist, halte ich für ein Gerücht. Aber man muss ja auch von irgendwas leben.

(Zero, aeh, 3 points from Transsylvania – U.Violet)


DEGREED – Lost Generation
2019 (Gain) – Stil: Melodic Rock

Mit ordentlich Power geht es bei den Schweden DEGREED rechtzeitig zu ihrem Gig auf dem H.E.A.T. Festival in die nächste Runde.

Robin Erikssons variables Organ passt hervorragend zum einen dreckig und rau zu den flotteren Songs und offenbart sich bei ruhigeren Stücken ähnlich gefühlvoll wie auch Ronnie Atkins von den unkaputtbaren PRETTY MAIDS, mit denen man zumindest den Härtegrad und die songschreiberischen Qualitäten ihrer nördlichen Nachbarn durchaus vergleichen kann. ´Born Under A Bad Sign´ ruft sogar Erinnerungen an die härteren TOTO hervor und hätte denen früher bestimmt einen Hit beschert.

Mit Album Nummer vier haben DEGREED eine weitere Visitenkarte für die Königsklasse dieser Richtung hinterlassen und müssen sich hinter keinem Vertreter der next als auch der old Generation verstecken.

Weitere Anspieltipps: ´You All Know My Name´ , ´Ruins´ , ´Body Of Work´ , ´Alive´.

(8 gewonnene Generationspunkte – Less Lessmeister)


FATEFUL FINALITY – Executor
2019 (Fastball Music) – Stil: Thrash Metal

FATEFUL FINALITY aus dem Raum Stuttgart präsentieren Album No. 4: ´Executor´.

Die Thrasher mit System bleiben weiterhin ihrer Ausrichtung treu: derber Gesang entfleucht dem Mund von Gitarrist Simon Schwarzer und cleaner dem von Gitarrist Patrick Prochiner. Die Männer kennen die Klassiker der Vergangenheit und der Moderne – und wissen mit solch nicht mehr ganz so neuzeitlichen Grooves auch alle Jungspunde unter den Bangern zu beschallen.

Dabei greifen sie innerhalb von acht Songs die sieben Todsünden auf und hätten selbst fast derer zwei begangen, wenn sie die beiden Coverversionen – ´Moonchild´ von IRON MAIDEN und ´Overkill´ von MOTÖRHEAD – richtig in den Sand gesetzt hätten. Doch: Glück gehabt.

FATEFUL FINALITY sollten Metaller mit Speichelfluss für MACHINE HEAD, PANTERA, EXHORDER und LAMB OF GOD unbedingt hören.

(7 Punkte – Michael Haifl)


LICENCE – Never 2 Old 2 Rock
2019 (Metalapolis Records) – Stil: Heavy Rock

Wenn der Vater mit der Tochter…einen rocken tut, dann klingt das im Falle der Familie Thiess sehr traditionell, aber mit ’ner ordentlichen Prise Wumms in den Hosen und einer räudigen Stimme, die in Richtung der guten, alten Wendy O. Williams tendiert und somit die Gemeinde spalten wird. Egal, als einziger female fronted Act des diesjährigen H.E.A.T. Festivals wird sich die Menge schon drauf einlassen.

Mir persönlich sind die größtenteils von der Band geshouteten, fast punkigen Mitsingrefrains auf Albenlänge zu einfach gestrickt, als dass ich mich davon über einen längeren Zeitraum zu Hause verführen lassen könnte – aber vielleicht bin ich auch einfach zu alt zum Rocken. Live jedoch wird der straighte Härtegrad möglicherweise seinen Teil als Anheizer erfüllen, zumal die Ludwigsburger den Heimbonus haben. Wer schon immer wissen wollte, wie eine Zusammenarbeit von Wendy mit den alten ACCEPT geklungen haben könnte, liegt hier richtig, denn Spaß macht das Ganze schon – besonders mit Bier in der Birne.

Anspieltipps: ´From Hell´ , ´Turn Around´ , ´N.2.O.2.R´ , ´Never Let You Die´ , ´The Rich Should Pay´.

(7 plasmatische Punkte – Less Lessmeister)


MAERZFELD – Zorn
2019 (Südpolrecords/Soulfood) – Stil: Modern Metal

Natürlich redet die breite Masse beim Hören von MAERZFELD sofort von Neuer Deutscher Härte, von RAMMSTEIN und von OOMPH!. Dennoch schickt dieser Stempel das Quintett auf seinem vierten Album nicht ins Verderben. Die Männer reichen auf elf Songs Rock und Metal, mit einer entsprechenden Elektronik-Unterfütterung, herüber. Nicht zu unterschätzen ist sogar die Bonus-Nummer ´Zeig mir die Nacht´, im Original von der MÜNCHNER FREIHEIT.

Die Franken nehmen sich nämlich die Neuerung heraus, melodische Rock-Refrains zu präsentieren. Dadurch klingen die Songs weniger industriell und künstlich, eignen sich womöglich für den Tanzabend im Rockschuppen. ´Zorn´ und ´Die Sünde lebt´ sind schöne Exemplare, ´Bittersüss´ und ´Einer wie alle´ noch ohrwurmverdächtiger. Modern und heftig hart rockend, zeigen sich MAERZFELD also in bestechend guter Form.

Wer für diese Musikrichtung als Worshipper unterwegs ist, liebt den ´Zorn´.

(7 Punkte – Michael Haifl)


MAVERICK – Cold Star Dancer
2018 (Metalapolis) – Stil: Melodic Rock

Wenn ich schon mal in H.E.A.T.-Festival Laune bin, dann aber richtig. Mit ordentlich Power gingen die Nordiren MAVERICK bereits letztes Jahr mit ihrem dritten Album in dieser Dekade ins Rennen.

Dabei streuen sie auch gelegentlich etwas Sleaze ein (´Kings´), stampfen fett durch die Gehörgänge (´Ex Machina´), grooven dich mitsingstark zu neuen Ufern (´Magellan Rise´), treten auch beherzt auf’s Gaspedal (´Viper´) und erfreuen auf komplette Distanz mit einem der besten Sänger des Genres namens David Balfour, der mit Bruderherz Ryan Sebastian 2012 den Grundstein für die Band legte.

Selbst etwas glattgebügelt erscheinende Nummern mit „Oh-oh-oh“ leben dennoch von der unbeschwert wirkenden Spielfreude und dynamischen Klasse, die sich durch das gesamte Album zieht. Sollte man am Wochenende weder durch Rauchpause noch Barbesuch verpassen.

(8 lässigrockende Punkte – Less Lessmeister)


UDO PANNEKEET – Electric Regions
2019 (Independent) – Stil: Jazz

In einem Leben außerhalb des Streetclip-Universums wäre ich einigen musikalischen Abenteuern nicht begegnet. Sicher etwa diesem hier. UDO PANNEKEET, seit 2016 Bassist der niederländischen Prog-Legende FOCUS, hat, verstärkt mit einem Sack voll Gastmusikern, mit ´Electric Regions´ ein Soloalbum eingetütet.

Das hat es in sich. Der eröffnende 25-minütige Titeltrack reiht, wie an einer Perlenkette, harmonische Klänge und Dissonanzen, swingigen Big Band-Sound und Latin-Rhythmen, Blues Licks und Jazz Rock Passagen á la EARTH WING & FIRE auf und mäandert so unablässig durch einen verwunschenen Garten. ´Little Nura´bringt ruhige Töne ein, ´The Antibes Situation´ improvisiert sich auf einem monotonen Beat ins Nirvana. Und, Surprise, das macht alles Laune. Wobei, ehrlich gesagt, erst im dritten Durchgang. ´Electric Regions´ will also erhört werden, braucht einiges an Geduld und Arbeit. Und, Gesang wäre in der Mischung zu viel.

Nichts für jeden Tag.

(8 Punkte – Mario Wolski)


RED DEAD ROADKILL – Sweet Songs Of Anguish
2019 (Fastball / Soulfood) – Stil: Rock / Alternative Metal

RED DEAD ROADKILL glimmen weiter aus der Asche von ROAD KILL, und werden zum Alleingang von Gitarrist/Songwriter Bob Lee, der auf dem Debüt ´Sweet Songs Of Anguish´ die gesamte Instrumentierung und die Produktion übernommen hat.

Herausgekommen ist „Red Death Rock“, ein Pop-Rock und Alternative-Metal-Gemisch, das Sängerin „Radd“ eingesungen hat. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ist sie jedoch bereits von „Redness“ abgelöst worden.

RED DEAD ROADKILL tönen wie eine deutsche Alternative Metal-Band klingt, nicht unbedingt international. EVANESCENCE bleiben auf Distanz, eher Less-Lieblinge wie Liv Sin kommen in die Nähe der Norddeutschen. Schön, schön schwarz ist allein das Cover.

(6 Punkte – Michael Haifl)


RPWL – Live From Outer Space
2019 (Gentle Art Of Music) – Stil: Prog Rock

Natürlich muss bei aller visueller Reizüberflutung jeder Musikhörer heutzutage entscheiden, ob er sich eine Live-Scheibe zulegt. Im Falle von RPWL liegt deren letztes Live-Ereignis sogar erst zwei Jahre zurück. Doch allein der Die-Hard-Anhänger wird nicht umherkommen, sich ebenso ´Live From Outer Space´ zuzulegen.

RPWL waren aufgrund der euphorischen Fan-Reaktionen bei ihrer Tournee zum noch aktuellen Studio-Album ´Tales From Outer Space´ schlichtweg gezwungen, diese „beste RPWL-Tour aller Zeiten“ festzuhalten. Daher nahm man das siebte Live-Werk auf, das das komplette Studio-Album ´Tales From Outer Space´ beinhaltet sowie einige Bandklassiker, bis ins Jahr 1997 zurückgehend, in leicht variiertem Gewand: ´Hole In The Sky´, das neunminütige ´Sleep´ oder ´Trying To Kiss The Sun´.

Auf Blu-Ray und DVD ist die Aufnahme aus ihrer Performance am 7. April 2019 in Zoetermeer, Niederlande, sogar im 5.1 Surrounded Sound anzuschauen und anzuhören.

(Michael Haifl)


SIMPLY RED – Blue Eyed Soul
2019 (BMG/Warner) – Stil: Soul/Pop

Auf dem zwölften Werk in der langjährigen Bandgeschichte von SIMPLY RED steht Sänger Mick Hucknall im Mittelpunkt des Geschehens. Live zeigte er zuletzt nicht immer seine Schokoladenseite, aber auf ´Blue Eyed Soul´ kann nach vierjähriger Albumpause kein Qualitätsverlust festgestellt werden. Aufgenommen von Produzent Andy Wright in den „British Grove Studios“, klingt der Pop der Briten ganz im Sinne des Vermächtnisses der Sechzigerjahre von R&B und Soul, beim Einsatz der Streicher hingegen nach den schmachtenden Siebzigerjahren.

BAM! knallen die Bläser in den Funk herein. RING IT ruft der Bass, BAD BAD BOOTIES schreit es funky zurück. Mit Cello und Geigen zeigt sich smoothender 70s Pop, bei der Liebesballade vereinen sich Bläser und Streicher. NO NO NO schallt es aus der Disco, MOVE IT ALONG antwortet das Saxophon.

DON‘T DO THAT? SIMPLY RED ließen sich einfach nicht abhalten. Die sieben Musiker mussten ihre Siebzigerjahre-Referenz für „Blue Eyed Soul“ komponieren. Leider ohne die passenden Hits.

(6 Punkte – Michael Haifl)


DUDLEY TAFT – Simple Life
2019 (Independent/Just For Kicks Music) – Stil: Blues Rock

Rauschebartträger Dudley Taft spielt Blues Rock und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Der US-Bürger nimmt nämlich auf ´Simple Life´ die Politik seiner Heimat ins Visier.

Elf eigene Kompositionen und eine Coverversion (´If Heartaches Were Nickels´ von Warren Haynes) zieren das siebte Solo-Werk von Dudley Taft. Bisweilen schaut auf ´Simple Life´ seine Vergangenheit, die er in Bands wie SWEET WATER, SECOND COMING und OMNIVOID verbrachte, noch heraus.

Trotz aller musikalischen Rauheit und echter Gitarren-Härte, kommen melodische Refrains nicht zu kurz, sei es in den Balladen oder zu Southern Rock-Anleihen. Die Gitarre steht dabei für den Blueser natürlich allzeit im Mittelpunkt. Ob diese nicht ganz ausgeklügelte Mischung zu größerem Erfolg führen wird, müssen die kommenden Jahre zeigen.

(6,5 Punkte – Michael Haifl)


ROBERT TEPPER – Better Than The Rest
2019 (AOR Heaven) – Stil: AOR

Ja, er hat mehr gemacht als nur die zeitlos geniale Rocky-Hymne ´No Easy Way Out´ , die von jungen Metalheads gerade in den letzten Jahren entdeckt wurde. Ja, trotzdem wird dieses Stückel wohl von allen Droogs beim H.E.A.T. Festival sehnlichst erwartet.

Ja, er wird seinen Status auch durch neues Material untermauern. Und ja, er kann es auch. Natürlich sind auf dem aktuellen Longplayer auch nachdenkliche Stücke vorhanden, wie zum Beispiel das wunderbar gesungene ´Time Just This Time´ mit gefühlvollen Gitarrensolo. Und ja, singen kann er immer noch besser als „The Hoff“ zu jeder Zeit – seine kraftvolle, eigenständige Stimme hat eben das gewisse Etwas, was ihn besser als den Rest macht.

Den AOR erfindet niemand neu, doch Robert Tepper kommt zurück mit einem schönen, abwechslungsreichen Album, welches in gebügelten Momenten immer noch durch die exzellente Gitarrenarbeit von Pablo Padilla lebt. Und ja, es rockt – mehr als die Herren Bongiovi und Springsteen heutzutage.

Anspieltipps: ´Better Than The Rest´ , ´All That We Need´ , ´Show Me Where The Light Is Going´ , ´You Know Just How You Feel´.

(7,5 hitzewallende Punkte – Less Lessmeister)


TREAT – Tunguska
2018 (Frontiers) – Stil: Schweden Rock

Der ewig kleine Bruder der großen EUROPE hat letztes Jahr erneut zum nächsten Befreiungsschlag ausgeholt. Und satt getroffen. Wie auch die oben Erwähnten sollte man sich langsam die Beachtung erspielen, die man verdient, auch wenn eben gerade TREAT – vielleicht wegen ihrer längeren Abwesenheit – bei Weitem nicht die Größenordnung ihrer Landsmänner erreicht hat.

An der Qualität der Mucke scheitert’s auf keinen Fall – als alte Hasen spielt man in diesem Jahrzehnt ebenso wie auch die neueren DEGREED in einer frischen Qualitätsliga und verdient absolut den Slot vor Headliner STAN BUSH beim diesjährigen H.E.A.T. Festival. Ein durchgehend erstklassiges Album, auf dem man ordentlich die Muskeln spielen lässt und den Genrefan mit klasse Hooks, Soli und Melodien versorgt.

Anspieltipps: ´Progenitors´ , ´Best Of Enemies´ , ´Creeps´ , ´Riptide´ , ´Undefeated´.

(8 unerklärlich-explosive Punkte – Less Lessmeister)


TRIBULATION – Alive & Dead at Södra Teatern
2019 (Century Media) – Stil: Gothic/Death Metal

Über Sinn und Zweck von Livealben zu diskutieren ist müssig. Der Die Hard-Fan kauft sowieso alles von seinen Lieblingen, der Kein-Konzert-Verpasser zieht das echte Liveerlebnis stets der Konserve vor, und der Hifi-Freak mäkelt an Aufnahme und Produktion herum.

In diesem Fall liegt der Weihnachtsbraten jedoch ganz woanders im Pfeffer: statt sich wie bei der Northern Ghosts-Tour im Frühjahr quer durch ihre Alben zu spielen, mit Schwerpunkt auf die letzte LP ´Down Below´, führen sie diese in Stockholms ältestem Theater vor sitzendem Publikum erst einmal komplett auf, um dem dann noch ein paar Hits (´Melancholia´, ´The Motherhood Of God´, ´Ultra Silvam´, ´Rånda´ und ´Strange Gateways Beckon´) der deutlich stärkeren und vor allem auch Deathmetal-lastigeren Vorgänger nachzuschieben. Sehr schade, denn die mitreissenden Livequalitäten dieser Ausnahmeband (am Rande der Perfektion: Leadgitarrist Jonathan Hultén) sind mit einigem technischen Aufwand perfekt eingefangen. Das ganze riecht daher leider doch stark nach einem Marketingtrick, das letzte Album noch ein bisschen mehr zu pushen.

(Ohne Wertung – U.Violet)


UZZIEL – This Fear
2019 (SAOL/Bertus/TheOrchard) – Stil Thrash Metal

UZZIEL sind Thrasher vor dem Herrn. Sie lieben alles, was sie tun und selber in die Hand nehmen. Sie sind misanthropisch, sie lassen ihre innersten Energien frei.

Die Österreicher setzen auf das 2014er Werk ´Torn Apart´ mit ´This Fear´ noch einen obendrauf.

UZZIEL sind eigen. Die epischen Gitarrenläufe wälzen sich in der Tragik und Dramatik. Mex Uzziel gibt an Bass und schlichtem Gesang, der sich sogar in die Gefilde des Death Metal wagt, die Schlagzahl vor, denen das Schlagzeug von Tom eifrig folgt. Hati und Francis wühlen dagegen mit ihren Gitarren tief in der Gefühlsebene.

Die Eigenständigkeit beweisen Songs der Marke ´Acid Rain´: geshouteter Gesang verquickt sich mit melodischeren Backgroundgesängen, derweil die Gitarren sich in Soli elegisch verewigen.

(7 Punkte – Michael Haifl)


V/A THE PRECIOUS YEARS – 34 Teen Dance Hits From The Bear Family Archives
2019 (Bear Family Productions) – Stil: Rock’n’Roll

Eine Kompilation für den Gabentisch: ´34 Teen Dance Hits From The Bear Family Archives´ ist eine 34 Songs umfassende Zusammenstellung, die in die goldenen Tage der 1950er und 1960er zurückführt.

Leichtfüßiger Rock’n’Roll und träumerische Balladen holen die Teenagerzeiten Eurer Eltern wieder ins Haus. Damit diese an und nach Weihnachten wieder zu Rick Nelson, Paul Anka, Pat Boone oder Eddie Cochran tanzen und eine Party mit alten Freunden starten können, gibt es den passenden  Soundtrack: ´Feel So Good´, ´One Summer Night´, ´Dreamin’´ oder ´Let´s Play Love´ und vieles mehr.

Neben den bekannten Teenie-Idolen kommen auch unbekanntere, aber ebenso gute Vertreter zu Wort: Lefty Frizzell, Marty Robbins, Jimmy Donley, Marvin Rainwater oder Glenn Reeves. 75 Minuten lang wird man in die gute alte Zeit zurückgeworfen.

(Michael Haifl)


WOLF PRAYER – Echoes Of The Second Sun
2019 (Barhill/Cargo) – Stil: Stoner Rock

Zäh wie Lava schleicht der Doom-geschwängerte Siebzigerjahre Stoner-Rock von WOLF PRAYER aus den Boxen. Und dabei lässt sich das Trio verdammt viel Zeit in den einzelnen Kompositionen und verliert sich, meiner Ansicht nach, aber zu oft in ausschweifenden Instrumentalpassagen. Hier und da etwas früher auf den Punkt gebracht, hätten die insgesamt acht Titel von `Echoes Of The Second Sun` sicherlich deutlich mehr Biss.

Trotzdem beweisen WOLF PRAYER ein gutes Gespür für packende Songs, die vor allen Dingen durch ihre ruhigeren Momente zu fesseln wissen. Erinnert mich musikalisch streckenweise etwas an KADAVAR und Reminiszenen an die großen BLACK SABBATH sind ebenfalls rauszuhören.

Freunde besagter Bands und Mucke sollten WOLF PRAYER und `Echoes Of The Second Sun` unbedingt antesten!

(7,5 Punkte – Armin Schäfer)


ZESURA – Future Cult Leaders
2019 (Barhill/Cargo) – Stil: Post-Rock/Indie-Rock

Zwar schon ein paar Monate auf dem Markt, möchten wir Euch dieses ambitionierte und sehr interessante Werk dennoch nicht vorenthalten. Knackiger und kompromissloser Post- und Indie-Rock lautet die Marschroute auf ZESURAs Erstlingswerk `Future Cult Leaders`, den die Jungs ganz gekonnt mit punkigen oder auch poppigen Elementen angereichert haben.

Seine besten Momente hat das Quartett allerdings, wenn es in bester Noise Rock-Manier schonungslos „drauflosschreddert“, wie zum Beispiel gleich beim Opener `Motocross Wanderlust`, in `Vampyres` oder  `City Of Monuments` und keine Gefangenen macht, oder etwa mit leicht „abgespacten“ Klängen, wie bei `Riot Ride`, experimentiert.

Alles in allem ein sehr vielschichtiges Album und ein durchaus gelungener Start in die Musikkariere.

(7 Punkte – Armin Schäfer)


 

 

 

Auf das Leben, auf die Musik!
Wir hören uns.
Michael und das gesamte Streetclip-Team

 


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