PlattenkritikenPressfrisch

TANITH – In Another Time

~ 2019 (Metal Blade Records) – Stil: Proto-Metal ~


TANITH sind ein perfektes Bindeglied zwischen den Briten WYTCH HAZEL und den Deutschen GRENDEL’S SŸSTER. TANITH spielen Siebzigerjahre Rock, der einerseits mit einem hohen Anteil an Folk- und Medieval-Klängen hausieren geht und andererseits mit melodischen Twin-Gitarren einen Anreiz für Heavy Rocker bietet. TANITH sind folglich das gefundene Fressen für Proto-Metal-Aficionados.

Als strahlenden Anziehungspunkt der Retro-Kompositionen teilen sich Bassistin Cindy Maynard und Gitarrist Russ Tippins (SATAN, PARIAH) den Gesang, singen in trauter Einheit oder vielmehr im Wechsel. Das Gitarren-Duo Charles Newton und Russ Tippins glänzt hierbei vor allem mit melodischen Läufen im Schatten von THIN LIZZY, Schwüre zu SLOUGH FEG und jüngeren WYTCH HAZEL bleiben in diesem Zusammenhang nicht aus. Im Verhältnis zu Legenden á la BROCAS HELM fallen die Kompositionen zahmer aus.

Die in Brooklyn beheimateten TANITH bestehen, bis auf den Ur-Briten Russ Tippins, aus US-Amerikanern. Nach territorial typischen Klängen tönen TANITH dennoch nicht. Der Opener ´Citadel (Galantia Pt. 1)´, bei dem der Frauengesang den männlichen graziös und erhaben ablöst, bringt die musikalische Mischung sofort ans Tageslicht, obwohl sich hier, oder auch im mit singenden Gitarren ausgestatteten ´Book Of Changes´, sogar RUSH-Einsprengsel verirren. Zur psychedelischen Solo-Darbietung wird überraschend in Isländisch „Versammle hier meine Kinder“ gesungen. Die Medieval-Anklänge kommen in ´Wing Of The Owl´, die folkigen in ´Eleven Years´ zum Tragen. Neben diesem Höhepunkt entfachen auch der Proto-IRON MAIDEN-Song ´Cassini’s Deadly Plunge´ oder ´Dionysos´ das lebensnotwendige Seelen-Feuer.

Warten wir ab, wie lange diese rückwärtsgewandte Bindung Bestand hat. TANITH sollten jedenfalls nicht mit einem deutschen Elektronik-DJ und -Produzenten verwechselt werden.

(7,5 Punkte)