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PAN AMERICAN –  A Son

~ 2019 (Kranky) – Stil: Experimental/Electronic/Neo Folk ~


Mark Nelsons inzwischen 25-jähriges Dasein als Künstler, angefangen vom strengen Post Rock seines Virginia-Trios LABRADFORD bis hin zu den Ambient-Keyboard-Experimenten mit dem Duo ANJOU, hat ihn nun an einen weit introspektiveren Ort zurückgeführt, um erneut die Wurzeln seiner Inspirationen zu erkunden.

´A Son´ ist das mittlerweile achte Album von PAN AMERICAN, Nelsons selbst kuratiertem und oft solistischen Projekt, das sich in seinen Anfangstagen zunächst auf einen minimalistischen elektronischen Sound, der dem Techno der frühen 90er ähnelte, konzentriert hatte. In der Zwischenzeit fanden darin auch zunehmend akustische Instrumente und spärliche Jazzstrukturen ihren Platz, für eine Reihe konzentrierter Experimente, die den Sound von Album zu Album stets aufs Neue definierten. ´A Son´, das erste Werk seit 2013, entfernt nun einen Großteil dieser ursprünglichen Struktur, konzentriert sich ganz auf die akustischen Elemente und den Gesang, und wirft zudem einen seitlichen Blick auf Country und Folk.

Songs über Züge, familiäre Probleme und verblassende Erinnerungen werden hier mit einem leisen Flüstersingen, inmitten einer freien Sammlung von schnörkelloser Gitarre und gedämpfter Elektronik, dargebracht. Nahezu sämtliche Stücke bestehen fast ausschließlich aus Nelsons Gitarrenspiel und seinem leisen, intimen Gesang. ´Memphis Helena´ etwa ist ein heimwehkrankes Klagelied an hypnotischen Gitarren, die sich allmählich vermehren, ineinander übergehen und sich gleichzeitig vor- und wieder zurückbewegen. ´Brewthru´ ist im Kern das Spiegelbild eines einsamen Reisenden, aber der Nebel um Nelsons Gesang und die dreidimensionalen Effekte, die seine Gitarren verstärken, heben den Song in etwas Seltsames und Surreales. In ´Muriel Spark´ fließt eine Akustikgitarren-Melodie, die dem Song sogar einen ausgeprägten Country-Touch verleiht.

Einige der Songs wirken zudem wie halllastige Erkundungen der klanglichen Möglichkeiten des Instruments und sind bloße virtuose Darstellungen von Nelsons Können. ´A Son’ mag zwar ganzheitlich gesehen eine Rückkehr zu seinen Wurzeln sein, reiht sich jedoch passgenau ein, in den Katalog seiner weitläufigen Meditation. Wunderschöne Platte.

(8 Punkte)

 

Marcus Köhler