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VELVET VIPER – The Pale Man Is Holding A Broken Heart

~ 2019 (Massacre Records) – Stil: Heavy Metal ~


Jutta Weinhold hält mit VELVET VIPER weiter Kurs und singt so gut, als wäre sie erst gestern mit der Tochter des fliegenden Holländers ZED YAGO um die Welt gesegelt. Dabei sind seither einige Dekaden vorbeigezogen.

´The Pale Man Is Holding A Broken Heart´ ist immerhin das vierte Album unter dem Banner VELVET VIPER. Das Line-up ist seit dem letztjährigen Comeback nach 25 Jahren – ´Respice Finem´ – stabil geblieben, zudem arbeitet Jutta Weinhold weiterhin mit Gitarrist Holger Marx die Kompositionen aus.

Bereits der siebenminütige und epische Götterfunken über die Töchter des Rheins – nach Richard Wagners »Der Ring der Nibelungen« – namens `Götterdämmerung´ beweist zu Beginn, dass Jutta Weinhold auch im Jahre 2019, mit 71 Jahren, musikalisch mit Weltklasseformationen wie AVATARIUM und gesanglich mit einer 41-jährigen Jennie-Ann Smith mithalten kann. Das epische Stück reist schleppend in die schönsten Fantasywelten von ZED YAGO. Wunderbar ist ebenso das orientalisch angehauchte ´Samson And Delilah´ über die Geschichte des unbesiegbaren Rebellen aus dem Alten Testament der Bibel: Samson war ein starker Mann mit langem Haar, dessen Stärke endete, sobald sein Haar geschnitten wurde. Seiner Geliebten Delila verriet er diese Schwäche und so konnten ihm die Philister im Schlaf die Haare abschneiden. Doch in der Gefangenschaft wuchsen seine Haare wieder …

Das flotte ´All By Yourself´ bewährt sich in der Jetztzeit, getragen von der fantastischen Stimmakrobatik Juttas, und schreibt uns ins Tagebuch, dass jeder im Leben, in der Liebe, beim Schreien und Sterben, auf sich allein gestellt ist. Eine wirbelnde Rhythmik begleitet das schwere ´One Eyed Ruler´, eine Übertragung der nordischen Mythologie über den Gottesvater Odin, der ein Auge für Wissen und Weisheit geopfert hat.

Aber auch die Rückseite, des ebenso als Vinyl erhältlichen Werkes, bietet mit dem halbballadesken ´Something Is Rotten´ sowie ´Keep Your Head Up´ Songs, die sich über die Langzeitwirkung, und ´Confuse And Satisfy´ über die exquisite Gitarrenarbeit, entfalten. Kurz vor dem Ende werden VELVET VIPER mit ´The Wheel Has Come Full Circle´ nochmals im Schatten der Tragödie „King Lear“ von William Shakespeare kreativ.

(8 Punkte)


(VÖ: 25.10.2019)