PlattenkritikenPressfrisch

WHITE TOWER – White Tower

~ 2022 (Alone Records) – Stil: Heavy Metal/Hard Rock ~


Das Cover ist schon mal 80er Jahre Schäbimetal pur. Eine in spacig metallisch spiegelnde sexy Bunny Klamotten gewandete Frau mit Atombusen macht eine Geste mit der rechten Hand, dahinter zieht das Bandlogo einen knallbunten Schweif hinter sich her in die obere linke Ecke. Genauso Kult ist dann die Musik. Altbacken ist noch geprahlt, 1984, höchstens ´85 von Sound und Klang her, etwas rumpelig und mit einem Kreischhals am Mikro versehen, wie er kauziger kaum sein könnte. Dagegen ist Udo Dirkschneider ja der ultimative Sinatra. Oder Freddie Mercury.

Mit solcher Musik rennt man im Mainstream jetzt nicht unbedingt Türen ein, bei mir als Freund von Kauzmetal schon. Denn WHITE TOWER, die sicher keine kompositorischen und instrumentalen Hexer sind, haben einen Spirit und auch aufgrund all ihrer Makel einen Wiedererkennungswert in ihren Songs, wie er der ganzen Garde der Post 90er Powermetal-Stakkato-Bands abgeht. Klar, technisch sind die meist meilenweit über WHITE TOWER, aber das Feeling der Griechen macht hier alles wett. Die Gitarrensoli sind wild, durchdringend und voller Inbrunst, genau wie das Geknatsche und Kreischen vom Sänger. Alles schreit nach Heavy Metal von Fans für Fans. Originell geht anders, Innovationen sind im Minusbereich, aber das Album kommt von Herzen.

Muss man nicht zwingend haben, gerade wenn man viele Platten hat, die 37, 38 Jahre älter sind, aber jene Bands sind oft schon längst nicht mehr aktiv. WHITE TOWER gibt es jetzt und das Jetzt, das Hier, der Moment der Freude beim Anhören sind das Ziel der Griechen. Diese Debütscheibe verfehlt das Klassikerlevel um Meilen und die Band bleibt obskur. Aber mein Herz hat sie mit ihrem stampfenden bis treibenden Heavy Metal in Brand gesteckt. Fans von ACCEPT können auf jeden Fall reinhören.

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/profile.php?id=100063975372545