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KING GIZZARD & THE LIZARD – Infest The Rats‘ Nest

~ 2019 (Flightless/ATO) – Stil: Modern Thrash Metal ~


KING GIZZARD & THE LIZARD sind und bleiben ein Phänomen. Eben noch mit ´Fishing For Fishies´ auf der Showbühne des Psych & Boogie Rock, rotzen sie aktuell auf den Bühnenboden ihres Studios einen Thrash-affinen Modern Metal. ´Infest The Rats‘ Nest´ ist ja schließlich im laufenden Jahr erst das zweite Album dieses Musikerkollektivs. Doch KING GIZZARD & THE LIZARD nehmen ihren Auftrag, die Welt zu retten, noch ernster als alle Freitags-for-Future-Feiertage der Welt, KING GIZZARD & THE LIZARD treten Arsch. Sie retten die Welt mit ihren Gitarren, was nach vierzehn vorhergehenden Album auch wirklich an der Zeit ist. Und dies mit vermeintlichem Thrash Metal. Jawohl, KING GIZZARD & THE LIZARD goes Thrash.

Das Schlüsselerlebnis war für Frontmann Stu Mackenzie vor vielen Jahren, nach METALLICA, EXODUS und SLAYER, die Entdeckung von KREATOR und SODOM. Die deutschen Bands traten mächtig Arsch, und genau das ist jetzt das Motto von KING GIZZARD & THE LIZARD. Die siebenköpfige Mannschaft wurde kurzfristig auf drei Mann reduziert, so dass Stu und Joey Walker die Gitarren sowie den Bass malträtieren und Michael Cavanagh das Schlagzeug übernimmt. Dennoch muss der Einfluss deutscher Musikkapellen im Sound der Australier erst noch aufgespürt werden. ´Planet B´ verwurstet kurzerhand MEGADETH und DEEP PURPLE, ´Mars For The Rich´ wütet im Sinne von MOTÖRHEAD und ´Superbug´ bei BLACK SABBATH. Feuer, Feuer heißt es wie bei METALLICA auf dem Weg zum neuen Planeten ´Venusuian 1´. Inwiefern die Storyline weitergeht, teilt das melodische, F-f-F-verdächtige ´Perihelion´ mit, derweil die Gitarren am Ast des letzten lebenden Baumes sägen, und die Mundharmonika des Todes kurz ertönt.

Springt Euch also eines Tages ein kleines Mädchen mit Zöpfen aus einer dunklen Ecke an, hält dabei eine Axt in der rechten Hand und spuckt Blut, hat sie gerade ´Infest The Rats‘ Nest´ gehört.

Neun Songs in Summe ziehen für die Einen viel zu schnell vorüber, derweil die Anderen bereits in der Kiste ihrer alten Schätze wühlen. Geschickter Weise bleiben KING GIZZARD & THE LIZARD in dieser modernen Spielweise auch für das alternative Publikum mit Visionen interessant. 15-jährige Schwarzshirtträger haben ab sofort eine neue Scheibe in Dauerrotation auf der Playlist, 45-jährige geben skeptisch – und aus Respekt vor den Originalen – einen Punkt weniger und warten erst einmal vor allzu schnellen Entschlüssen auf die Vinyl-Veröffentlichung.

(7,77 Punkte)