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THE PHANTOM OF PHOBOS – From A Dead Channel / The Uninvited

~ 2019 (Concorde Music Company) – Stil: Alternative Female Fronted Atmospheric Metal ~


Der untypischste Output aus dem kreativen Land des Unmöglichen geht in eine Richtung, die ich bei allen Überraschungen der letzten Jahre um’s Verrecken nicht mit Finnland in Verbindung gebracht hätte. Was ein bisschen anfängt wie ´Tom Saywer´ von RUSH entwickelt sich sogleich zum mystisch angehauchten Geheimtipp für alle Frauenfans, deren Steckenpferd alternative, wirklich progressive Metallpfade sind.

Die wohltuende Alternative zu all‘ den jüngsten Retro-Okkult-Blueserinnen mäandert zwischen THE GATHERING, SKUNK ANANSIE und EVANESCENCE mit einer lauernden, nachdenklichen, eigenen Stimmung, die selbstverständlich in emotionale Höhepunkte mündet.

Now that I’ve lost you for good
It’s finally understood
There is no me without you

I feel I should mourn for you
Yet I fail, it’s too soon
I’m drifting right after you

Wie ein Mantra werden die gelungenen Melodylines wiederholt, um dir die düsteren Messages ins Hirn einzutrichtern. Besonders intensiv gestaltet sich dabei der ausdrucksstarke, gefühlvolle Gesang von der unvergleichlichen Frontfrau I, II, XX oder XIX (der Nebel des Geheimnisvollen lichtete sich mir bisher noch nicht, wer von den Pseudonymen für was verantwortlich ist) mit leicht depressiver Note, der jedoch auch kämpferisch-mutmachend daherkommt. Als Paradebeispiele hierfür stehen ´Brother Of Mine´ und ´No Signal´, wobei auch diesmal aufgrund der konsequent hohen Qualitätsdichte ein Hervorheben von Songs als vergebliche Liebesmühe erscheint.

 

 

Die Filmfans unter euch werden die Öhrchen spitzen, wenn das ANGSTPHANTOM um XIX, XX, II und I sich einem der größten Klassiker des 80er-Horrorkinos widmet: der ´Halloween´-Main Theme. Saustarkes Instrumentalcover, welches hier äußerst gut in den bedrohlichen Gesamtkontext passt. Ohne mich intensiver mit den Texten beschäftigt zu haben, die anscheinend in eine futuristische Richtung tendieren, fordert die Couleur der Songs als auch die kraftvolle Stimme dazu auf, sich seinen Ängsten zu stellen und sie zu besiegen. Ganz großes Gefühlskino bietet das mit Tribaldrums hinterlegte ´Of The Undead´, das auch ein paar Elektrolurchispielereien bereithält und besonders gegen Ende in eine geradezu epische Richtung driftet. Fette Gitarrenriffs wechseln sich stimmungsvoll mit ruhigen Passagen ab, besonders ´Cydonia´ kreiert eine unheilvolle, mystische Atmosphäre mit dem dezenten Klaviereinsatz und dem geheimnisvollen, rhythmischen, tack…tack…tack…welches dir den Eindruck vermittelt, dass dein größter Albtraum dir dicht auf den Versen ist.

You kept me safe from harm
You kept me tame and unarmed
And I don’t know who you are anymore

Als wäre das alles noch nicht geil genug, wird eine zweite CD in Form einer drei-Track-EP von 2018 in das Gesamtpaket integriert. Und schon der erste, titelgebende „Bonus“ ´The Uninvited´ überzeugt auf ganzer Linie und hätte das Zeug, in einem CARPENTER (R.I.P. – Meister) Soundtrack Verwendung gefunden zu haben. Auch die anderen beiden Songs sind alles andere als Lückenfüller.

Die Intensität von Frontfrau I, II, XX oder XIX kann man getrost mit der einer Maria Brink (IN THIS MOMENT) vergleichen – nur auf deren Screams braucht die Gute nicht zurückzugreifen, um euch den Kopf komplett zu verdrehen. ´Dreaming Of Dying´ hinterlässt mich als eine der schönsten Balladen der letzten Zeit schlicht und ergreifend sprachlos. Glaubt keiner, ist aber so.

I’m dreaming of dying – when there’s nothing left to loose

Ich sitze hier bangend, schwelgend, abfahrend und sinnierend während ich schreibe und kann es euch diesmal nicht so leicht machen mit „X Punkte – Zack“. Selbst erarbeiten ist die Devise, wer sich mit diesem Album befasst und mit der Stilrichtung warm wird, sollte es nicht mehr missen wollen. Ihr wisst, wo ihr den Namen THE PHANTOM OF PHOBOS am Ende des Jahres nochmal lesen werdet. Bestellung läuft.

Diesmal spinnen die Finnen nicht.

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