PlattenkritikenPressfrisch

V/A – Trapped Under Ice Vol. 1

~ 2019 (Temple Of Mystery Records) – Stil: Canadian Metal ~


Also ich denke bei ‚Trapped Under Ice‘ an METALLICA. Das Label ‚Temple Of Mystery Records‘ möchte aber, dass wir ‚kopfüber ins Eiswasser springen und unter dem Eis gefangen bleiben, um die besten und kältesten neuen Heavy Metal Bands aus ganz Kanada zu entdecken‘. So zumindest steht es auf dem Obi des Vinyls. Nun ja, ich für meinen Teil bevorzuge es, durch das Auflegen von Schallplatten neue Bands kennenzulernen. Sei es drum…

Ich bin jetzt nicht der Riesensammler von Samplern, aber wenn ausschließlich unveröffentlichte Stücke enthalten sind, und man einen Teil der darauf enthaltenen Bands kennt und schätzt, dann greift man eben zu. Bei Kanada handelt es sich ja auch nicht gerade um ein Entwicklungsland in Sachen Metal. Ob Schwergewichte wie ANNIHILATOR, ANVIL oder EXCITER, Kultbands wie SACRED BLADE, PILEDRIVER oder DEAF (DEATH) DEALER, neuere, aber bereits mit langer Erfahrung aufwartende Bands wie STRIKER, CAULDRON oder SKULL FIST, oder eben solche ganz jungen Bands, wie die auf diesem Sampler vertretenen TRAVELER und METALIAN…Kanada war für die Liebhaber harter und schneller Töne immer schon ein Born der Freude.

Die beiden Letztgenannten eröffnen auch diese Veröffentlichung und enttäuschen nicht. In beiden Stücken fiedeln die Gitarren in erwarteter (und erhoffter) Manier und verbreiten gute Laune. Ich freue mich bereits jetzt auf TRAVELER beim nächsten „Keep It True“-Festival, deren Sänger Jean-Pierre Abboud auch bei der derzeit sehr angesagten Band GATEKEEPER am Mikro steht und der ehemalige Basser von STRIKER (s.o.) Dave Arnold die dicken Saiten zupft. Ganz besonders hat es mir aber der Titel „Streets Of Fire“ von METALIAN angetan. Einfach klasse.
Wiederum nicht richtig überzeugen konnten mich die Heavy-Doomer CAUCHEMAR, was aber wirklich nicht am Vortrag in französischer Sprache oder am Musikstil lieg, ich habe mit beidem kein Problem. Vielmehr bestätigt sich mein Eindruck von ihrer ersten EP (mehr habe ich mir danach nicht zugelegt) und ihres Auftrittes  auf dem Hammer Of Doom 2016, die mich weder musikalisch noch gesangstechnisch zu überzeugen wussten (obwohl Andres Arango von METALIAN auch hier den Bass spielt. Wir sehen, in Kanada hängt alles mit allem, oder besser, mit jedem zusammen.).
Über OCCULT BURIAL sollte ich mir kein Urteil erlauben, denn Black/Thrash war noch nie mein Ding und mit einem Sänger wie Joel Ladouceur kann ich beim besten Willen nichts anfangen. Aber auch musikalisch finde ich das Stück langweilig und belanglos. STARLIGHT RITUAL wiederum konnten mich bereits mit dem Heavy Doom ( 🙂 ) auf ihrer Debut-EP überzeugen. Sollte ihre zweite EP irgendwann mal ebenfalls auf Vinyl erscheinen, so werde ich auch da mal reinhören. Bis dahin begnüge ich mich mit dem gutklassigen und treibenden „Demons“. Und schon ist die A-Seite durch…wirklich kurzweilig!

Und weiter geht es. FREEWAY waren mir bis dato unbekannt, liefern aber lässigen und gefälligen Hardrock mit musikalischen Anklängen an THIN LIZZY. Nicht sonderlich fantasievoll und innovativ, aber unterhaltsam.
Die größte Überraschung ist für mich aber die Heavy/Black (!!) Band BARROW WIGHT. Der Song  startet mit einer Schlagzeugattacke, vermindert den Druck aber auch nicht wesentlich mit Einsetzen des über eine angenehm dreckig rauhe Stimme verfügenden Sängers Antero, und endet mit einem Gitarrensolo. Die Band gibt es bereits seit 2006, hat aber erst 2016, nach einer EP und zwei Demos, ihr Debut herausgebracht. Muss ich unbedingt mal ausgiebiger antesten.
SPELL wiederum spielen zumindest für mich unspektakulären Okkultrock, der ja derzeit sehr „en vogue“ ist. Wer sich von Bands wie GHOST, die ich ehrlich gesagt unendlich langweilig finde (dagegen sind SPELL fast spektakulär!), verführen lässt, ist bei dieser Band möglicherweise gut aufgehoben.
Bei BLACKRAT handelt es sich wieder um eine Black/Thrash-Band und es gilt das bei OCCULT BURIAL gesagte. Kann man sich anhören, muss man aber nicht.
Den Abschluss bilden EMBLEM  mit dem programmatischen Titel „Fast Rocker“. Schnell ist der Titel ja, zumindest zu Beginn. In Ansätzen gut, aber auch ein wenig eintönig. Vor einem abschließenden Urteil über die Band werde ich mir aber mal ihr Debut von 2017 zu Gemüte führen.

Und das war es auch schon. Ich fasse mal kurz zusammen: „Mission accomplished!“. Wer einen Überblick über die aktuelle kanadische Heavy Metal-Szene erhalten möchte und auf Exklusivität Wert legt, der wird mit diesem Sampler gut bedient. Die Aufmachung des Vinyls ist zwar schlicht und es enthält auch keinen Beileger, aber den braucht man auch nicht. Alle wichtigen Infos, wie z.B. die Zusammensetzung der Bands, Aufnahmestudios etc. sind auf dem Cover abgedruckt.

Obwohl es geübte Praxis ist, bei Samplern keine Bewertung abzugeben, denn „die Songs sind ja zu unterschiedlich um sie über einen Kamm zu scheren“, setze ich mich mal über diesen Usus hinweg, denn auch wenn alle Songs auf einer Scheibe von einer einzigen Band stammen, so hat doch jeder einzelne von ihnen einen eigenen Charakter, oder sollten ihn zumindest haben, um als Ensemble auf einem Album ein Mindestmaß an Niveau und damit auch Unterhaltung zu bieten. Bewertet man bei diesem Unterfangen, nämlich einer mit der aktuellen kanadischen Heavy Metal Szene nicht vertrauten Zuhörerschaft diese anhand von Titeln junger Bands näher zu bringen, sowohl das Maß an Zielerreichung als auch die Gesamtqualität der Songs,  so vergebe ich in Summe:

(7 Punkte)