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OPTIMIST – Vermächtnis

~ 2019 (BDHW Records) – Stil: Death Metal/Hardcore ~


Der Name ist Ironie: OPTIMIST. Diese vier Bottroper suhlen sich im Dreck, vertonen das Elend der Welt. Zugleich ziehen sie aber genügend Kraft daraus – für Erbauungsmusik mit „Da muss man durch!“-Haltung. Lokalkolorit zählt auch: Die Straßenweisheiten aus einer seit rund 30 Jahren vom Strukturwandel geprägten Region bestimmen den Charakter von OPTIMIST.

Die Ruhrpottler haben ihre Sporen bereits vor rund 15 Jahren bei END OF DAYS verdient. Was damals mehr Hardcore war, ist heute verstärkt Death Metal. Im Grunde unterscheidet sich ‚Vermächtnis‘ kaum vom Vorgänger ‚Entseelt‘ (2014). Beide Alben sind sehr Skandinavien-hörig, insbesondere GRAVE und ENTOMBED der Mitt-90er lassen sich nicht leugnen. Und die US-Hardcore-Allstars ALL PIGS MUST DIE haben vor allem auf ‚Vermächtnis‘ ihre Spuren beim schwarzmetallischen Riffing hinterlassen.

In den 35 Minuten (inklusive drei Bonussongs) auf ‚Vermächtnis‘ regiert nicht nur König Tempo. Mitunter werden die Zügel gelockert, der Schlagzeuger darf mal durchatmen, von Grind zu Groove wechseln. Teils bleischwer winden sich dann die Beatdown-Parts aus den Vintage-Verstärkern – tätowierte und McFit-gestählte Oberarme malträtieren die tiefen Saiten von Bass und Gitarre.

Mit ihren deutschen Texten haben OPTIMIST in der Szene weiterhin ein Alleinstellungsmerkmal – sofern geschulte Ohren im Gegröhl und Gebrüll die Worte und ihren Wert erfassen können. Aber hinhören lohnt sich; immerhin versteckt sich hinter aller vordergründigen Misanthropie eine gelungene Bestandsaufnahme des gesellschaftlichen Klimas: mit guten Claims, wie sie einst nur SURROGAT zu liefern wussten.

(8 Punkte)