Livehaftig

Metal Night mit TOXIK SHOKK, PREMORTAL BREATH und HERESY

~ 8. Februar 2019, Jugendzentrum Oftersheim ~


Sebastian Längerer lebt Metal. Neben seiner Arbeit ist er Sänger und Gitarrist in seiner Band INTO DARKNESS, managt das regionale Band- und Fannetzwerk Rhein-Neckar-Metal und organisiert Konzerte. Drei Bands für 5 Euro in einem Jugendzentrum vor den Toren Mannheims, das soll auch ein Versuchsballon sein, noch eine kleine Auftrittsmöglichkeit für den Underground zu finden.

Mit TOXIK SHOKK, deren Album ´The Story Of Our Life´ schon schwer beeindruckend war, und der Neugier auf eine Band aus Costa Rica sind Gründe genug vorhanden, an einem Freitagabend den Hintern vom Sofa zu heben. Leider denken nicht alle so. Mit gerade mal 40 Fans ist noch viel Luft vor der Bühne. Darin sehen die Mannheimer TOXIK SHOKK keinen Grund, nicht alles zu geben. Im Gegenteil, sie feuern ihre Thrashgranaten aus allen Rohren ins Publikum. Frontmann Christian Müller schreit sich die Seele (und die Stimmbänder) aus dem Leib, vom Zuhören bekomme ich schon Halsweh. So kommt fast das komplette Material des Albums und ein neuer Song (´#think´) zum Einsatz. Höhepunkte sind ganz klar der Brecher ´Sleep Work Eat´, die Erinnerung an unsere Jugend ´The Story Of Our Life´ oder das Rock ’n Rollige ´Dr. Frankenmosh´. Diese Jungs haben Spaß in den Backen, und das lassen sie das Volk spüren. Und wir, vor der Bühne, lassen uns mitreißen und feiern eine kleine Rock ‘n Thrash Party.

 

 

Danach haben es PREMORTAL BREATH aus Mannheim nicht ganz so leicht. Ihr eher amerikanisch geprägter Power Metal, irgendwo zwischen ICED EARTH, NEVERMORE und METALLICA zu verorten, wirkt heute leicht deplatziert. Die Mucke ist stark, ohne Frage, dennoch verlassen viele, eher auf ´Krach´ geeichte Fans, den Saal, um Getränkenachschub zu holen, oder einfach vor der Tür zu rauchen und zu chillen. Dennoch bleibt zu konstatieren, zumindest live können die Badener überzeugen. Sänger Tommy hat eine kräftige Stimme, die zwei Gitarristen Seb und Tobbe geben alles, Bass und Schlagzeug, Domme und Andy, legen ein solides Fundament. Die angeproggten Metalhymnen sind ganz sicher ein zweites Ohr wert.

 

 

Als endlich HERESY auf der Bühne stehen, ist anhand von Kutte und Shirts klar, wo der Hase läuft. SEPULTURA sind sicher ein großes Vorbild. Und so kompromisslos und rüde holzen sie sich durch ihr Programm. Um ein altes Bild nochmals zu bemühen, dieses Brett ist ein Brett aus Mahagoni. Tropischer Edelthrash lässt alle Köpfe wackeln und alle Fäuste recken. Was bei TOXIK SHOKK blankes Vergnügen war, ist hier purer Ernst. Dennoch grinsen alle, auf und vor der Bühne. Ausgiebig wird Material vom neuen Album ´Blasphemia´ zelebriert, Knochenbrecher wie ´Suiciety´ oder auch das fast schon filigrane Instrumental ´The Hive´. Es ist die letzte Show in Europa nach drei Monaten Tour, und man glaubt ihnen, wenn sie sich bedanken, hier sein zu dürfen. Als sie noch „im Dschungel“ lebten, träumten sie davon, ihre Helden live zu sehen. Nun stehen sie selbst in Deutschland auf der Bühne. Höhepunkt, und ja, bei mir Gänsehaut erzeugend, ´Creeping Death´, ehe sie mit ihrem allerersten Song ´Burn´, entstanden angeblich auf Akustikgitarren bei einer Wanderung durch die heimatlichen Berge, den Abend beenden.

 

 

T-Shirts für einen Zehner, bei CDs ein Preis, den der Käufer selbst bestimmen kann – auch am Merchstand steht Fanfreundlichkeit an erster Stelle. Kleines Schmankerl am Rande, mein Sohnemann sammelt Setlisten, HERESY waren ohne solche auf der Bühne. Der Schlagzeuger, darauf angesprochen, sprintet in die Garderobe. Diese ist im Alltag Bastel- und Hausaufgabenraum des JUZ. So gibt es kurzerhand eine handgeschriebene Setlist mit weißem Edding auf schwarzem Tonkarton in DIN A3! Das macht mal richtig was her.

Um nochmal auf Sebastian zurückzukommen, Freaks wie er brauchen unsere Unterstützung. Sie opfern Freizeit und gehen finanzielle Risiken ein. Also sollten wir alle sie nicht im Regen stehen lassen und ab und zu den Allerwertesten hochkriegen. Sonst gibt es irgendwann in der Zukunft keine so kleinen, aber umso geileren, Konzerte mehr.

 

 

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