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CULT LEADER – A Patient Man

~ 2018 (Deathwish Inc.) – Stil: Metal / Crust ~


Der Titel ´A Patient Man´ drückt so ziemlich das Gegenteil davon aus, was CULT LEADER auf ihrem zweiten Longplayer bieten. Geduld? Fehlanzeige. Die zehn Titel in 48 Minuten sind: hart, fordernd und konfrontativ. Aber dafür schätzen wir diese Band, die sich 2013 in Salt Lake City, Utah, notgedrungen gründete. Denn bis dahin waren die Musiker noch unter dem im Untergrund Wellen schlagenden Namen GAZA geschätzt. Doch dann wurde ihrem Sänger Jon Parkin Vergewaltigung vorgeworfen; die Lage war lange unklar, der Beschuldigte verstrickte sich zusehends in Widersprüchen. Irgendwann trennte sich die Band von ihrem Frontmann, wollte einen Neuanfang – ohne Ballast.

Im April 2014 debütierten die Verbliebenen neu aufgestellt mit der ultrabrutalen EP ´Nothing For Us Here´, tontechnisch unter den Fittichen von Kurt Ballou entstanden. Der CONVERGE-Gitarrist und Produzent von Gleichgesinnten wie TRAP THEM, NAILS und HARMS WAY passte wie der besagte Arsch auf den Eimer. Der erste Longplayer ´A Lightless Walk´ (2015) zeigte noch mehr spielerische Finesse und neuen Mut zum Midtempo. Dieses Muster gilt grundsätzlich auch für ´A Patient Man´. Gitarrist Mike Mason hat sein raffiniertes Riffing, das dem von Ballou nicht unähnlich ist, weiter verfeinert. Insgesamt sind CULT LEADER aber deutlich verzweifelter und schwermetallischer unterwegs als CONVERGE. Allein Titel wie ´Curse Of Satisfaction´, ´Craft Of Mourning´ und ´Share My Pain´ sagen schon alles.

Technisch halten Mason & Co. nicht hinterm Berg. Bass, Schlagzeug und Gitarre – alles sauber orchestrierte Kakophonie. Beim Songaufbau sorgen sowohl bei den geradlinigen als auch vertrackteren Stücken die mal subtilen, mal direkten Dynamiken stets für viel Spannung. Besonders aber die ruhigeren, songorientierteren Lieder zeigen die gewonnene Reife als Band. Beispielsweise zieht sich bei ´To: Achlys´ auf Alternative Rock-Level eine brodelnde Lava zusammen, die zäh umschließend schier erdrückt und gerade in ihrer Zurückhaltung gnadenlos überwältigt – bevor mit dem nächsten Stück wieder das Inferno losbricht.

Unheimlich beeindruckend!

(8,5 Punkte)


(VÖ: 9.11.2018)