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GRAVE DIGGER – Heavy Metal Breakdown / Witch Hunter

2018 (BMG/Noise Records) – Stil: Heavy Metal


Von Köln aus zogen GRAVE DIGGER 1980 aus, die Welt im Sturm zu erobern. Zwei Demos setzten den Grundstein für einen Vertrag mit ‚Noise Records‘. Zuerst 1994 auf der legendären ´Rock From Hell´-Kompilation vertreten, veröffentlichten sie im gleichen Jahr das Banddebüt ´Heavy Metal Breakdown´. Bereits ein Jahr später folgte ´Witch Hunter´. Der Reaper kam in Fahrt und legte bis heute 18 Langdreher vor. Jetzt werden die ersten beiden Scheiben frisch aufgelegt – Vinyl und Silberlinge bieten sich an.

1984 klangen GRAVE DIGGER roh, aggressiv und kraftvoll. Chris Boltendahl musste sich zwar noch Vergleiche mit uns Udo Dirkschneider anhören, doch die Band selbst benötigte in diesen Jahren keinen intellektuellen Anstrich in Form von Erzählungen aus der schottischen Geschichte. ´Heavy Metal Breakdown´ war und ist Heavy Metal in Reinkultur. Teutonischer Metal.

Schnell wie der Shark eröffnet ´Headbanging Man´ die Scheibe. Der Titelsong versetzt anschließend die passende Frisur, derweil das Anti-Kriegslied ´Back From The War´ eher schleppend seine Runden dreht. Doch Songs wie ´Legion Of The Lost´ zeigen, wie H E A V Y   M E T A L buchstabiert wird. Allein Balladen der Marke ´Yesterday´ waren zu diesen Zeiten längst nicht ausgereift.

Natürlich gab es 1984 harte Konkurrenz – ´Balls To The Wall´, ´Powerslave´, ´Defenders Of The Faith´, ´Don’t Break The Oath´ – doch die Originalformation um Chris Boltendahl, Gitarrist Peter Masson, den leider 2013 verstorbenen Bassisten Willi Lackmann sowie Schlagzeuger Albert Eckardt versprühte das unbezwingbare Feuer. Passend zum jetzigen knallroten Vinyl. Das Schwarze Gold war im Übrigen seit 30 Jahren vergriffen, Nachschub längst überfällig. Diese Lektion in Sachen Heavy Metal-Geschichte kann jetzt also von jedermann nachgeholt werden.

Die Wiederveröffentlichung wuchert im Double-Gatefold auf dem zweiten Vinyl-Scheibchen mit der seltenen ´Shoot Her Down´-EP und Liner Notes sowie Track-by-Track-Erzählungen von Frontlegende Chris Boltendahl.

Gebt euch den ´Heart Attack´. Das sägt. Speeeeed.

1. Headbanging Man
2. Heavy Metal Breakdown
3. Back From The War
4. Yesterday
5. We Wanna Rock You
6. Legion Of The Lost
7. Tyrant
8. 2000 Lightyears From Home
9. Heart Attack

BONUS TRACKS:
10. Shoot Her Down!
11. We Wanna Rock You (Mega Mix)
12. Storming The Brain
13. Violence
14. 2000 Lightyears From Home (Alternative Version)

 

 

Die frühen Gold-Jahre waren noch nicht zu Ende. Erstmals erschien ´Witch Hunter´ 1985, jetzt im limitierten Gold-Vinyl. Ebenfalls seit 30 Jahren nicht neu aufgelegt, sind hier Liner Notes von Malcolm Dome sowie die Lyrics enthalten. Der Silberling enthält noch drei Bonustracks aus Übersee, die aber nicht auf meinem goldigen Rundling zu finden sind.

Die gewisse Unbeholfenheit eines Debüts ist auf ´Witch Hunter´ verflogen, das Werk kann mit zielgenau zwischen den Ohren platzierten Kompositionen wuchern, selbst wenn die großen ACCEPT wie im Solo des Titelsongs immer wieder noch nachwehen. Eine Coverversion von Alice Coopers ´School´s Out´ schmuggelt sich ebenfalls auf den Langdreher. Selbst wenn das Debüt in vielen Fällen zu den Meilensteinen gezählt werden muss, ist das Zweitwerk von GRAVE DIGGER seinem Vorgänger ebenbürtig.

Aufgenommen wurde Album Nummer zwei bei Harris Johns in Berlin. Bassist Willi Lackmann wurde im Vorfeld von René Teichgräber ersetzt, doch den Bass spielten im Studio Peter Masson und Chris Boltendahl ein. Glücklicherweise legt nur ´Love Is A Game´ Zeugnis von künftigen kommerziellen Hintergedanken ab, die im Anschluss an das dritte GRAVE DIGGER-Album unter dem Banner DIGGER zum Flop geraten sollten.

1. Witch Hunter
2. Night Drifter
3. Get Ready For Power
4. Love Is A Game
5. Get Away
6. Fight For Freedom
7. School’s Out
8. Friends Of Mine
9. Here I Stand

CD Bonus tracks
10. Don’t Kill The Children
11. Tears Of Blood
12. Shine on