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HELLWELL – Behind The Demon’s Eyes

2017 (High Roller) – Stil: Epic Metal/Dark Hardrock


Über mangelnde Präsenz ihrer Lieblinge können sich MANILLA ROAD-Fans seit geraumer Zeit nicht mehr beklagen. Live sowieso, aber auch auf Tonträger – His Sharkness Mark Shelton ist in seinem 60. Lebensjahr aktiver denn je.

Vor der Veröffentlichung des neuen ‘ROAD-Werks ‘To Kill a King’ und der mit Spannung erwarteten RIDDLEMASTER- Scheibe (mit Ur-Drummer Rick Fisher) erscheint nun das Zweitalbum seines dunklen Projekts HELLWELL, das Shelton vor sechs Jahren mit seinem Kumpel Ernie Cunningham Hellwell ins Leben gerufen hat.

Stilistisch hat sich gegenüber dem Erstling ‘Beyond The Boundaries Of Sin‘ (2012) nicht viel geändert. Ernie orgelt als wäre Cthulhu persönlich hinter ihm her, Mark lässt seine Riffs mit geradezu juveniler Vehemenz vom Stapel, dazu darf sich dieses Mal der gute alte Randy Foxe am Schlagzeug austoben. Insgesamt wurde der Härtegrad etwas erhöht, was sich auch in Sheltons Gesang widerspiegelt, der öfter als auf dem Debüt in den Death Metal-Modus wechselt.

Bei aller hörbaren Ambition lässt sich eine gewisse Vorhersehbarkeit und Langatmigkeit des Materials nicht wegdiskutieren. Der an KING DIAMOND erinnernde Mammutsong ‘To Serve Man‘ beispielsweise punktet zwar mit einigen gediegenen Melodiebögen, verliert aber durch das viel zu lange Kirchengeorgel im Mittelteil an Spannung. Dabei wissen Ernie und Mark doch eigentlich, wie sich Prägnanz buchstabiert. Das stolz daherschreitende ‘Necromantio‘ mit seinem mittig platzierten Edelsolo, die CIRITH UNGOL-Verbeugung ‘It’s Alive‘ und speziell der abschließende Longtrack ‘The Last Rites Of Edward Hawthorn‘ sind Lehrstücke für Spannungsaufbau und sinistre Atmosphäre. Fragt sich nur, ob das reicht, um auch außerhalb der MANILLA ROAD-Glaubensgemeide zu reüssieren, zumal die Produktion einmal mehr ziemlich verwaschen und drucklos geraten ist. Oder gehört das zum Konzept?

(gute 7 Punkte)