PlattenkritikenPressfrisch

VOLTAX – No Retreat … You Surrender

2017 (Iron Shield Records) – Stil: Heavy Metal


Standort: irgendwo an der mexikanisch-amerikanischen Grenze, 6:00 a.m. CET [sic!]. Wabernder Synthiesound im unteren THX-Bereich lässt Düsteres vermuten. Mein Gott, beginnt der Mauerbau? Aah, jetzt hören wir dazu Orgelklänge – das muss aus Texas kommen, der KING bastelt möglicherweise an einer neuen Platte. Wow, jetzt knallt’s aber los im Uptempobereich, mit messerscharfen Vocals, die in den hohen Lagen an Berti Majdan von den seligen GRAVESTONE erinnern und meine entzückten Öhrchen orten den Ursprung viel weiter südlich: Mexiko City.

Am Anfang steht das Ende und nach dem eben vernommenen Intro ‚El Fin‘ stellen VOLTAX zur Lage des gesamten Planeten fest: We’re living in a ‚Broken World‘. Rückzug? Kapitulation? HA! Keineswegs, denn der vierarmige Painkiller auf dem superben Fantasycover sattelt auf seinen Powerwolf auf – ‚This Void we ride‘, the fierce, the wicked and the evil are their names – möchte man mitsingen, wenn in bester True Metal-Manier weitergaloppiert wird. Hail to Mexiko!

Die vorwiegend flotten Abgehnummern von VOLTAX, auf solidem Schlagwerkfundament und Harris-Basslinien getragen, strotzen nur so vor einem Twingitarrenoverkill, feinen Soli sowie eigenständigen Ideen und Twists, die die Reminiszenzen an große Vorbilder auflockern. Beispiele gefällig? Da wäre die MAIDEN-Verbeugung im späteren Verlauf des schwungvoll startenden, in nativer Zunge dargebotenen ‚Explota‘, welchem ein wunderschönes, akustisches Zwischenspiel vorausgeht. Bei ‚The Hero‘ zuckt das Tanzbein des gebrandmarkten und im Exil lebenden oldschool RUNNING WILD-Freaks und das mit herrlich räudigem high-pitched Gesang versetzte ‚Starless Night‘ sollte alle zukünftigen Mauerbauversuche zum Einsturz bringen können, wie einst HELLOWEEN das Jericho’sche Bollwerk. Ein weiterer Höhepunkt ist das mit pounding Drums donnernde ‚Go With Me‘, welches beschwörend im Mittelteil an die Kriegstrommeln der indianischen Ureinwohner erinnert. Fight back! Abschließend wird beim Bonustrack ’25, 6 to 4′ die gelegentlich wiederkehrende, dezent eingesetzte John Lord Gedenk-Orgel nochmal rausgekramt, für einen hymnisch angehauchten Midtempokracher, der in den Strophen beinahe ‚Telegram‘ von NAZARETH vor dem inneren, dritten Ohr manifestiert.

Jerry’s Stimme klingt dabei im Allgemeinen sehr jung und scheint noch ausbaufähig, manchmal etwas schräg, da geht noch mehr – vielleicht sollte er demnächst verstärkt andere Stationen der Tonleiter erkunden, da die selteneren, tieferen Parts ebenfalls gut ankommen. Ja, Brüder und Schwestern – da wird auch Oppa wieder jung und Omma widmet sich sogleich der Näharbeit: VOLTAX-Patch auf die alte Kutte – es geht weiter! Niemals aufgeben! So viel Spaß an ‚aus alt mach neu‘ hatte ich in letzter Zeit nur mit den beiden Alben der Schwedenboys von AMBUSH.

(8 Punkte)

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