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ERIC GILLETTE – The Great Unknown

~ 2016 (Independent / Just For Kicks Music) – Stil: Prog Rock/Metal ~


Mit ‚The Great Unknown‘ veröffentlicht Eric Gillette sein zweites Studioalbum. Zuletzt bei der NEAL MORSE BAND aktiv, scheint sich der Gitarrist auch auf Solopfaden nicht in allzu ferne Bereiche seiner bevorzugten Musikrichtung begeben zu wollen.

‚The Great Unknown‘ startet dennoch so schnell und furios als würden die alten RACER X neue Bekannte treffen wollen. Erst als sich die Gitarre auszutoben vermag, schneien erste moderne John Petrucci-Griffe zur Tür herein. Die schönsten Zeilen zum Mitsingen, der durchgehend von Eric Gillette eingesungenen und an der Sechssaitigen eingespielten Songs, offenbart ‚The Aftermath‘, wobei hierbei die Instrumental-Parts urplötzlich im DREAM THEATER-Worshipping aufgehen. Ob zu diesem Feeling die beiden HAKEN-Boys als Mitmusiker beigetragen haben, Diego Tejeida an den Keyboards und Bassist Conner Green, scheint im Bereich des Möglichen. Im schwelgend gleitenden ‚Damage Is Done‘ grooven später abermals mächtige Prog Metal-Eskapaden, überwiegend in MUSE-Manier, später ebenso teils in Traumtheater-Ästhetik.

Vor allem mag sich Eric Gillette oftmals in anderer Art und Weise als Meister Neal Morse in den Höhepunkten auszutoben. Dies beweisen nicht nur die wunderbar treibenden Gitarren im über 18-minütigen ‚Escape‘, das sich mit seiner rockig lebhaften Spielweise von der SPOCK’S BEARD’schen absetzt. Einige markante Passagen instrumentaler als auch gesanglicher Natur legen davon Zeugnis ab. Erst ein recht würdiges Ende – selbst für einen Neal Morse – schließt den musikalischen Kreis. Das fast zehnminütige ‚Runaway‘ lässt dagegen die Gitarre über den Wolken dahingleiten und selbst das halbballadeske ‚Empty‘ darf keinesfalls als Resteverwertung aus den letzen Morse-Alben angesehen werden. Immerhin kommt das neue Werk, im Gegensatz zu Eric Gillettes Solo-Debüt, durchgehend ohne Instrumental-Songs aus. Der Abschluss fällt nicht minder wohlklingend aus und nimmt den Hörer und all seine Geliebten an die Hand: „I give you all that I am, I’m with you until the end„.

Um dem neuen Gitarrenvirtuosen, den die Szene mit Eric Gillette gewonnen hat, zu huldigen, sollte dessen neuestes Werk ‚The Great Unknown‘ umgehend erkundet werden.

(8 Punkte)