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DEF LEPPARD – Def Leppard

~ 2015 (earMUSIC) – Stil: Pop Rock ~


Die englische Legende DEF LEPPARD veröffentlicht erstmals ein selbstbetiteltes Album. Dieses elfte Album ist zugleich das erste Werk seit sieben Jahren, seit ´Songs From The Sparkle Lounge´, und wurde selbstverständlich längst nicht mehr so sehr herbeigesehnt wie all die Werke bis 1987. Damals waren DEF LEPPARD noch die großen Helden und Abräumer des Hard Rocks im Popgeschäft – Robert John „Mutt“ Lange sei Dank. Dennoch spielten sie nie so soft und weichgespült auf, wie all die Bands, zumeist aus dem AOR-/Melodic Rock-Bereich, die in den 90er Jahren zumindest versuchten, dem Sound der Band nachzueifern – zumeist erfolglos.

Nun klingt die Band bei den ersten Songs ´Let’s Go´ und ´Dangerous´ mehr nach all den Nachahmern als nach der eigenen Diskografie, da der Sound viel zu luftig ertönt. Zumindest klingt er grundsätzlich nach DEF LEPPARD, selbst wenn aus den eigenen Vorlieben einige 70s-Einflüsse und sogar eine Brian May-Gedächtnis-Gitarre erschallen. ´Man Enough´ könnte dagegen denselben Fehler beinhalten, den QUEEN 1980 mit ´Another One Bites The Dust´ vollzogen haben. Der Bass pumpt weit im Vordergrund und die Disco-Girls fangen an zu tanzen. Ob DEF LEPPARD dabei denselben Erfolg einfahren dürften, erscheint mehr als unwahrscheinlich. Auch ´Energized´ klingt eher wie KATY PERRY und `We Belong´ sowie ´Sea Of Love´ sind gar nicht unbedingt als DEF LEPPARD-Songs zu erkennen. Fällt sogleich bei ´Invincible´ auf, dass Joe Elliott mindestens eine Oktave tiefer singt, ist ´Last Dance´ so weichgespült, dass sich nicht mal Frontiers-Records trauen würden, dies zu veröffentlichen. Immerhin ist ´Battle Of My Own´ ein fetter Akustikgitarren-Song mit dicken LED ZEPPELIN-Vibes, ´All Time High´ und ´Broke ´N´ Brokenhearted´ etwas fetziger vorgetragen, ´Wings Of An Angel´ als wirklich ganz nett zu bezeichnen und der Rausschmeißer ´Blind Faith´ hochwertig als 70s Rock-Ballade inklusive Streicher-Einsatz durchzuwinken.

Wenigstens haben DEF LEPPARD im Gegensatz zu einigen anderen altgedienten Herrschaften ein Album mit neuen Liedern am Start, obwohl der Verehrer seit Jahren Vivian Campbell lieber nochmal mit den RIVERDOGS erleben möchte. Aber solange allein die Anwesenheit auf dem Live-Sektor all den altgedienten Bands das große Geld in die Kassen spült, wird sich nichts, rein gar nichts ändern. Zurzeit in Australien unterwegs, setzt die Band bald im heimischen Königreich ihre Füße auf den Boden. Ansonsten spielen genügend andere Bands hierzulande auf. Bei MÖTLEY CRÜE leider verhindert, trifft man sich halt auf der Loreley zu RAINBOW. See ya.

(6,5 Punkte)

Michael Haifl

 

Lange war es um DEF LEPPARD ruhig. Erst wollten sie nur eine neue EP herausbringen, doch jetzt melden sie sich tatsächlich mit einem neuen Studioalbum und vierzehn Songs im Gepäck zurück. Es ist das elfte Studioalbum der tauben Leoparden. Die Besonderheit hierbei ist jedoch, dass es sich um das allererste Album der Band handelt, welches komplett aus eigener Tasche finanziert wurde. Somit stand die Band niemals unter dem Druck, das Album rechtzeitig fertigstellen zu müssen, um es pünktlich zu veröffentlichen. Die Band musste sich nur noch einen Partner in puncto Vertrieb suchen. Natürlich haben DEF LEPPARD ein finanzielles Polster und somit ein großes Budget – was kleine Bands nicht haben – aber sollte das Modell Schule machen, können sich die Labels warm anziehen.

Der erste Song namens ´Let`s Go´ erinnert noch an die alte LEPPARD´sche Schule, wobei in Fachkreisen bereits Diskussionen laufen, ob dieser zu sehr an den Hit `Pour Some Sugar On Me` angelehnt ist. Auf jeden Fall hat ´Let`s Go` einen echten Ohrwurmcharakter und es macht Spaß, ihn mehrmals hintereinander laufen zu lassen. Zudem fühlt Ihr Euch obendrein gleich an WARRANT`S `Cherrie Pie´ erinnert. Bei ´Man Enough´ lassen DEF LEPPARD ihre Liebe zu QUEEN erstrahlen, erinnert es klar an ´Another One Bites The Dust´. Es groovt immerhin in DEF LEPPARD Manier, ist jedoch längst kein Gassenhauer. Alles in allem hat sich die Band – bis auf die Chöre – sehr verändert. Dies scheint an allen Ecken und Enden durch. Die Jungs machen daraus auch gar keinen Hehl. Ob Steve Brown (TRIXTER) als Ersatz für Vivian Campbell, da dieser seit geraumer Zeit an Lymphdrüsenkrebs erkrankt ist und aufgrund seiner Therapien öfters verhindert war, größeren Einfluss genommen hat, ist nicht bekannt. Für eine weitere Überraschung sorgt ´We Belong´, da zum ersten Mal alle Bandmitglieder eigene Gesangslinien in den ihnen zugesprochenen Parts eingebracht haben. Nette Idee.

Summa summarum ein gelungenes neues Album. DEF LEPPARD haben zwar das Rad nicht neu erfunden, doch das wollen sie auch gar nicht. Es ist radiotauglich, für jedermann/frau gut hörbar und wie geschaffen für den Mainstream.

(6,5 Punkte)

Susi Rocketqueen Müller