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RADARE – Im Argen

~ 2015 (Golden Antenna Records) – Stil: Cinematic-Sounds ~


RADARE spielen langsam, RADARE spielen gemächlich, lassen die Töne entschweben, lassen echte Atmosphäre entstehen. Bedrohliche Atmosphäre. Besonders der gefühlvolle, aber bestimmte Einsatz von Posaune und Klarinette führt zu einer dunklen, abgrundtiefen Stimmung. Geradezu ziellos tänzeln bisweilen die Melodien durch den Raum, wollen feste Punkte anvisieren, schaffen dies freilich unentwegt nicht. Als würde Laura Palmer mit einem bekannten Kleinwüchsigen in einem roten Zimmer tanzen, als würde Louise vor Jerry und Benjamin mit einer Taschenlampe tanzen. Als würde sich Angelo Badalamentis neue Themen für ´Twin Peaks´, ´Blue Velvet´ oder ´Mulholland Drive´ ausdenken.

Selbstverständlich sind RADARE eigenständig genug, ihren persönlichen Stil erkennen zu lassen, wenn zärtlich das Piano angeschlagen wird und der Jazzbesen mit Raffinesse verwandt wird. Denn ´Please Let Me Come Into The Storm / Luke´ handelt von den gemeinsamen Luftwaffenübung der USA und Ägypten sowie dem Film ´Am Rande des Rollfelds´ und könnte auch von sanften EARTH-Klängen geleitet werden.

´Das Einsame Grab Des Detlef Sammer´ bezieht sich wiederum auf ein Stunt-Car-Rennen und die Warteschlange ´The Queue´ steht sinnbildlich für den Leichenzug von hunderten Autos zu Elvis´ Begräbnis. Wie ELEMENT OF CRIME – in finsterer Zeitlupe – spielt die Gruppe zum Ende hin die ´Damsel In Distress´ einfach zu Ehren eines unbekannten, dem Künstler wohlbekannten jungfräulichen Mädchens.

´Im Argen´ ist nach zwei Alben aus den Jahren 2010 und 2011 das dritte Album der Band aus Wiesbaden und Leipzig, die von den Herren Henrik Eichmann (Drums, Keyboard, Klarinette) Matthias Jurisch (Bass, Posaune) Fabian Bremer (Gitarren, Keyboard) Jobst M. Feit (Gitarren, Keyboards) mit Leben ausgefüllt wird. Das selbstproduzierte Werk wurde von Harris Newman (ARCADE FIRE, GY!BE) gemastert und hat jederzeit ausreichend Luft zum Atmen erhalten. Doch nicht nur hören, sondern anfassen, heißt es – gelbes und schwarzes Vinyl, oder das Digipack.

(8 Punkte)