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OPERATION:MINDCRIME – The Key

~ 2015 (Frontiers Records) – Stil: Metal ~


Mit der Namenswahl OPERATION:MINDCRIME wird selbstverständlich der weltweit bekannte Name des legendären Albums seiner ex-Band QUEENSRYCHE ausgeschlachtet, doch besser als wenn Geoff Tate fortwährend als weitere QUEENSRYCHE-Inkarnation mit seiner eigenen Bandbesetzung über den gesamten Globus getourt wäre.

Das Debüt-Album soll nun der erste Teil einer geplanten Trilogie sein. Niemand braucht jedoch eine Fortführung von ´Operation: Mindcrime´ (1988) und ´Operation: Mindcrime II´ (2006) erwarten, auch wenn Geoff Tate es anscheinend liebt, Geschichten zu schreiben und musikalisch seine Stories umzusetzen. Dazu hat er als Gitarristen Scott Moughton und logischerweise den mit ihm zuletzt bei QUEENSRYCHE tätigen Kelly Gray angeheuert. Die prominente Besetzung an Bass (John Moyer, DISTURBED) und Drums (Simon Wright, AC/DC, DIO) wurde durch Gastauftritte von Freunden wie David Ellefson (MEGADETH) vervollständigt.

Die das Werk eröffnende Geräuschkulisse – mit pochenden Herzschlägen und Tastaturanschlägen – ist nicht allzu überraschend, erstaunlich allerdings der wunderbar, leicht bombastisch angehauchte Opener ´Choices´. Tate legt in diesem Song seinen Gesang über repetitive Chöre und klingt hier, wie im getragen rockenden ´Ready To Fly´, eher wie DAVID BOWIE. Aber die Krönung sind zweifellos Songs, die sich jeder in seinen Träumen von Geoff Tate erhofft hat, Songs wie ´Re-Inventing The Future´, das leider eine rühmliche Ausnahme im gesamten Werk bleiben soll. Die Stimmung entspricht zuweilen der von `Empire´ und ´Vivas Machina´ (HITTMAN). Und natürlich verzaubert allein der Gesang die Songs, selbst in solchen mit crunchigen Gitarren (´Burn´) oder ruhigen Tönen (´Kicking In The Door´). Wenn Gaststar Mark Daly (THE VOODOOS) plötzlich haargenau, außerordentlich überraschend, mit angerauter Stimme á la Jeff Keith singt (´Life or Death?´), wähnt sich der Hörer fast bei einer TESLA-Darbietung. Ein klarer Ausfall ist hingegen das rumhüpfende ´The Stranger´. Songs genau dieser Bauart – und solch groovige wie ´Hearing Voice´ – waren bereits 1995 vollkommen nervtötend und sind dies zwanzig Jahre später immer noch – vollkommen unnötig. Das gesamte Werk erholt sich davon auch nicht mehr. Die Keyboard-Violinen und ein Saxofon-Solo können dieses Urteil im Abschluss-Song ´The Fall´ ebenso nicht mehr revidieren.

OPERATION:MINDCRIME ist Geoff Tate – Geoff Tate ist OPERATION:MINDCRIME – und er hat mit seiner Mannschaft ein Banddebüt mit überraschend vielen guten Liedern eingespielt, die zudem die Hoffnung auf weit größere Taten in baldiger Zukunft nähren. Das Potential ist vorhanden.

(7 Punkte)