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GRAAL – Chapter IV

~ 2015 (Jolly Roger Records) – Stil: Hardrock/Folk/Progressive ~


GRAAL sind keine Innovatoren, das vorweg. Was die Römer jedoch interessant macht, ist ihr bemerkenswertes Geschick, aus Versatzstücken des progressiven Siebzigerjahre-Hardrocks wunderbar eingängige Songs mit Anspruch zu zimmern.

Auf ihrem vierten Album gelingt ihnen das besser denn je. Nach dem folkig-verträumten Vorspiel ‚Little Song‘ wird in ‚Pick Up All The Faults‘ so hemmungslos drauflos georgelt, dass es allen Freunden von DEEP PURPLE und URIAH HEEP ganz warm ums altgediente Herz werden dürfte. ‚Shadow Play‘ mit seinen bassgetriebenen Strophen, das flotte, von sphärischen Keyboardklängen durchsetzte ‚Revenge‘, und der kurzweilige, RAINBOW und WISHBONE ASH atmende Longtrack ‚The Day Stronger‘ mit seinem Champagner-Refrain sind zeitlose Schönheiten, wie man sie in dieser Qualität auch von den Altmeistern nur noch höchst selten geboten bekommt. Der absolute Höhepunkt begegnet uns freilich in Form des opulenten ‚Lesser Man‘, das klingt, als hätten sich John Lord und Peter Gabriel mit KANSAS, IRON MAIDEN (und einigen Bierchen) im Studio austoben dürfen. Ein duftendes Schaumbad von einem Song! Auch beim anschließenden ‚Last Hold‘ wird das Wasser nicht kalt. Hier verknüpfen GRAAL Southern Rock mit einem orientalischen Keyboardthema zu einem Song, der vor dem inneren Auge Cowboys auf Kamelen durch die Wüste reiten lässt. Strange but very beautiful!

Fazit: Grazie, Ragazzi! Selten klang altmodische Musik so erfrischend wie auf ‚Chapter IV‘. Verehrte Leser, vertrauen Sie den Gelben Seiten und greifen Sie zu.

(dicke 8 Punkte)