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SULPHUR AEON – Gateway To The Antisphere

2015 (Ván Records/Imperium Productions) – Stil: Death Metal


DESERTED FEAR aus Thüringen und die Kölner CHAPEL OF DISEASE haben unlängst mit ihren zweiten Alben überzeugen können, jetzt steht das heißerwartete neue Werk der westfälischen Lovecraft-Jünger SULPHUR AEON vor unseren finsteren Toren. Erneut von einem fantastischen Ola-Larsson-Coverartwork gekrönt lädt die Scheibe zu einem Trip tief hinein in den Cthulhu-Mythos. Die Auferstehung des humanoiden Tentakelwesens, seine Rückkehr aus den Tiefen des Ozeans zu den Sternen und die damit verbundene Auslöschung allen irdischen Lebens bildet das textliche Skelett des Albums, kongenial ummantelt von glitschig zuckendem Riff-Fleisch, befeuert von Drumkaskaden, die auch einem Phil Sandoval zur Ehre gereichen würden.

Die Produktion ist transparenter als auf dem 2013er-Debüt, die Songs sind noch feiner ausgearbeitet und in ihrer Gesamtheit wunderbar austariert zwischen schwarzem, gepflegtem Geprügel und getragenen, nachgerade doomigen Passagen. Bei aller Komplexität und Detailschärfe ist das Material stets nachvollziehbar arrangiert, einzelne Songs herauszupicken fällt bei einem derart homogen groovenden Gesamtkunstwerk extrem schwer. Na gut: Der schleppende Schlussteil des Openers ‚Devotion To The Chaos‘, die Gitarrenharmonien in ‚Titans‘, zu Beginn der orgiastischen Raserei ‚He Is The Gate‘ oder des episch-surreal mäandernden ‚Seventy Steps‘ sind einfach nur zum Niederknien. ‚Abysshex‘ und ‚Into The Courts Of Azathoth‘ vereinen den Wahnsinn der frühen MORBID ANGEL, die felsige Erhabenheit BOLT THROWERS und das Melodieverständnis von DISSECTION, DESULTORY oder BEHEMOTH am kompaktesten und wachsen trotzdem mit jedem Durchgang wie die Macht der Großen Alten.

Monströs, atmosphärisch, hoffnungslos süchtig machend. Mit ‚Gateway To The Antisphere‘ ist SULPHUR AEON eines der beeindruckendsten Death-Metal-Alben der letzten Jahre gelungen. Vor zwei Dekaden hätte man hier von einem Klassiker gesprochen. Aus heutiger Sicht ist die Scheibe zwar keine tragende, aber mit Sicherheit eine der prachtvollsten Säulen im Tempel des Todes. IA YOG SOTHOTH! OPEN WIDE THE GATES!

(8,5 Punkte)