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STORMWITCH – Seasons Of The Witch

~ 2015 (Massacre Records) – Stil: Heavy Metal ~


The Witch is back. The real Witch: STORMWITCH. Fast zehn Jahre nach dem letzten Aufbäumen mit dem Werk ´Witchcraft´ versuchen Andy Mück und seine junge Mannschaft erneut mit `Seasons Of The Witch´ die alte Sturmhexe wiederzubeleben. Wer noch immer das Klassiker Dreigestirn `Tales Of Terror´, `Stronger Than Heaven´ und ´The Beauty And The Beast´ für „der Weisheit letzter Schluss“[1] hält, dürfte sich selbst mit leichter Ignoranz mit dem neuen Material nicht allzu schwer tun – „Sie sitzen schon, mit hohen Augenbraunen. Gelassen da und möchten gerne staunen“[2]. Dabei haben die Meister der Schwarzromantik selbstredend mit dieser Platte keinen neuen – „Sie ist die erste nicht“[3] – Album-Klassiker hervorgebracht, aber ein schönes Werk mit einigen herausragenden Songs kreiert, das klassisch mit dem Hexeneinmaleins aus Goethes ´Faust´ beginnt: „Du musst verstehn! Aus Eins mach Zehn, Und Zwei lass gehen, Und Drei mach gleich, So bist Du reich. Verlier die Vier! Aus Fünf und Sechs, So sagt die Hex, Mach Sieben und Acht, so ist´s vollbracht: Und Neins ist Eins, Und Zehn ist keins. Das ist das Hexen-Einmaleins.“[4]

„Hier ist ein Lied, wenn Ihr´s zuweilen singt“[5] – offenbart die Band sogleich mit `Evil Spirit´ und spielt dabei der Old-School-Fraktion wunderbar in die Karten. Mit der prächtigen Hymne `Taliesin´ und dem schwermütigen `Runescape´ haben sie zwei zukünftige Dauerbrenner erschaffen. „Verweile doch! Du bist so schön“[6], gerät der Hörer gar in Versuchung, bei diesen Songs, zu rufen. Der Titeltrack lässt allenfalls im Refrain eine kleine HELLOWEEN-Schlagseite erkennen, dem Euro-Metal bleibt die Band aber vollends fern. `True Till The End´ und das flotte ´At The End Of The World´ sind zwar kein bahnbrechendes Material, aber guter Heavy Metal, der durchgehend Freude bereitet, denn „Gefühl ist alles. Name ist Schall und Rauch.“[7] Der angenehme Rausschmeißer ´Harper In The Wind´ wird leider am Ende ausgeblendet, bevor sich die Gitarrenmelodien endgültig in der Halle des Bergkönigs verfangen.

Das Album erscheint auf CD sowie im Digipack mit zwei Bonustracks. „Denn was man schwarz auf weiß besitzt. Kann man getrost nach Hause tragen“[8] Die beiden Bonus-Lieder könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein, bleiben dabei hinter dem Niveau des restlichen Albums zurück.

„Möge Euch das Schlückchen wohl behagen.“[9]

(7,5 Punkte)


 

[1] Johann Wolfgang von Goethe, Faust II, Vers 11574
[2] Johann Wolfgang von Goethe, Faust I, Vers 41 f.
[3] a. a. O., Trüber Tag – Feld, Z 15
[4] a. a. O., Vers 2540 ff.
[5] a. a. O., Vers 2590
[6] a. a. O., Vers 1701
[7] a. a. O., Vers 3456 f.
[8] a. a. O., Vers 1966 f.
[9] a. a. O., Vers 2588