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LYNX – Caught In The Trap

~ 2015 (No Remorse Records) – Stil: Heavy/Melodic Metal ~


Zuerst waren die Schweden seit 1972 unter dem Banner DAGGMAR LURING im eher symphonischen Rock unterwegs, starteten parallel dennoch ab 1976 obendrein die Hard Rock-Band PEGASUS, die sie aber nach einem Jahr wieder auflösten, um sie im Jahre 1981 zu reaktivieren. Da sie in diesem Business nicht gerade die einzige Band namens PEGASUS waren, erfolgte im Rahmen ihres ersten und einzigen Album-Releases die Umbenennung in LYNX. Und dieses Album erschien schließlich im Jahre 1985 unter dem Titel `Caught In The Trap´.

Die treibenden Kräfte hinter der Band waren von Beginn an Sänger Mats (aka Eriksson) Feretti und Keyboarder Mats Hermasson, später auch Gitarrist Per Larsson. Dabei spielten LYNX einen wunderbaren 80er Stil, der einfach als authentischer Hard Rock mit ordentlich krachenden Gitarren, aber auch mit Keyboard-Einsatz, umschrieben werden kann. Der Opener `My Own Way´ (> Somewhere Behind) zeigt sogleich die anfangs unscheinbar wirkende Kompositionsweise der Schweden auf, die aber auf Dauer ihre wahre, dunkle Tiefenwirkung entfaltet. Die frühen EUROPE dürfen hier einfach mal angeführt werden, doch spätestens bei ´Win Or Lose` sind RAINBOW und bei ´Nothing In Return´ sowie bei `Keep On Loving Me´ vor allem DEEP PURPLE nicht zu leugnen. Dass die Entscheidung, PEGASUS zu gründen, auf dem Nachhauseweg von einem DEEP PURPLE Konzert getroffen wurde, erscheint dabei mehr als nur ein eindeutiger Fingerzeig. `Fingers Crossed´ (> Make Me A Sundown) beweist dann, dass große Gitarrenriffs von einem gesegneten Sänger auch ohne Kehrverse funktionieren, dabei kann ein beiläufiger Gillan-Schrei keinesfalls verkehrt sein. Denn der ausdrucksstarke Sänger, der gerade mit einigen Schreien sein unerreichbares Idol Ian Gillan nicht leugnen mag, und die grandiose Gitarrenarbeit von Per Larsson sind für die Band ohne Frage unheimlich prägend gewesen. `Man Without A Face´ fügt zum Gesamtbild etwas britischen Hard Rock hinzu, also zeitlich gesehen etwas NWoBHM. Außerdem sind in `Final Race´ leichte SAXON-Tendenzen hörbar, während ´Don’t Fool Me´ klassischen und wunderbaren Scandi-AOR kredenzt. Für den Gourmet befindet sich am Ende mit dem okkultisch-düster klingenden SARACEN- / DEMON-mäßigen `Master Of Evil´ ein kleiner Meilenstein der Metal-Historie und der RAINBOW-Anbeter ´Nightwalker´ (> Long Way To Walk) schließt das Album letztlich standesgemäß mit einem kleinen Ohrwurm ab.

No Remorse Records haben sich glücklicherweise ´Caught In The Trap´ angenommen und es mit drei Bonus-Liedern – zwei weitere Songs, einer davon in einer Live-Version, und mit `Race To Hell´ eine frühe Version von `Final Race´, die alle aus der PEGASUS-Phase stammen – aufgepeppt. Nach diesem Werk nahm die Band zwar noch vier neue Songs auf, die aber niemals veröffentlicht wurden. Angeblich sind Mats Feretti und Per Larsson aktuell sogar am Werkeln von frischen Songideen. Die Zukunft wird es zeigen …

(8 Punkte)