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HAKEN – The Mountain

~ 2013 (Inside Out) – Prog-Rock/Metal ~


Eine Band geht ihren Weg. Und dieser Weg verläuft bisher erstaunlich gradlinig und immer auf allerhöchstem Niveau. Zudem führt dieser Weg geradewegs immer weiter nach oben. Immer weiter bis zur Spitze des Berges. Denn zur Speerspitze der Szene gehören HAKEN eigentlich schon immer, doch diesmal werden sie hoffentlich noch mehr Hörern den Beweis hierfür liefern können.

Die gesamte Band hat erneut einen weiteren Schritt in ihrer Entwicklung vollzogen, der so nicht unbedingt zu erwarten war. Sänger Ross Jennings singt heutzutage mit einer Selbstsicherheit und so vielfältig, dass sich gar niemand mehr fragt, wo die modernen Growl-Gesänge des ersten Albums geblieben sind. Mittlerweile kann er teilweise solch großartige Emotionen übertragen, wie man sie nur von Peter Nicholls (IQ) gewohnt ist. Zudem werden Satz- und Chorgesänge angestimmt, wie sie in den letzten Jahren in solcher Perfektion – und auch bei HAKEN selber in dieser Häufung – kaum zu hören waren. All dies geschieht direkt vor einer musikalischen Mannigfaltigkeit und Güte, wie es nur die großen Prog-Bands zustande bringen (GENTLE GIANT, YES).

Zu Beginn und in der Mitte des Albums gönnt die Band dem Hörer mit kleineren Liedern etwas Entspannung, um hernach auf dem über einstündigen Album progressive Musik in seiner besten Form zu zelebrieren. `Atlas Stone` zeigt gleich am Anfang schon allen möglichen und unmöglichen Irrwitz auf. Der Song holt sich durch seinen Aufbau etwas Inspirationen aus Post-Rock bzw. New-Artrock-Elementen, während schon nach dem allerersten genialen Refrain nicht nur die ersten HAKEN-typischen Keyboard-Soli auftauchen, sondern Ross Jennings vor sich hin singt, als wäre er in einer Jam-Session. Doch sekündlich kann der Takt umschwenken und die Band legt mit dem prog-metallischen `Cockroach King` den nächsten Kracher – besser gesagt Hit – vor. Überhaupt kann man alle weiteren Longtracks in ihrer Unterschiedlichkeit und Genialität nur lobend herausstellen (`Falling Back To Earth`, `Pareidolia` und `Somebody`), während das kürzere `Because It´s There` mit dem schönsten Chorgesang gesegnet ist. Bei den beiden Bonus-Songs der Special Edition handelt es sich um die Fortführung des letzten Songs `Somebody` in Form eines Instrumentals und dem Reprise von `Somebody` in akustischer Art und Weise (`Nobody`).

Die Band hat heutzutage einerseits viele neue Elemente in ihren Sound integriert und es andererseits doch geschafft noch schlüssiger und klarer ihren Stil herauszuheben. Alles wirkt wie aus einem Guss und doch passiert in jedem Lied so unglaublich viel Gutes, dass das Album bestens für viele lange Stunden unter dem Kopfhörer geeignet ist, um auch alle Feinheiten bis ins letzte Detail herauszuhören. Und allein durch die durchgehend überragenden Refrains wollen alle Songs selbst beim Nebenbei hören noch jederzeit ihre volle Aufmerksamkeit erheischen. Für den Prog-Metal- und Prog-Rock-Connaisseur ist `The Mountain` gleichermaßen geeignet und als immer wiederkehrende Pflichtstunde in das Jahr 2013 aufzunehmen. Die Musik muss aber eigentlich nicht als Retro-Prog, Prog-Metal oder anderweitig kategorisiert werden, dafür sind HAKEN viel zu eigenständig geworden und liefern mit `The Mountain` ihre bisherige Meisterleistung ab. Besonders in der Doppel-Vinyl-Version inklusive einer beigelegten Original-CD zu empfehlen.

(10 Punkte)