Redebedarf

MOB RULES

Die Möbse unter’m Apfelbaum


Wenn selbst unser interner Bandschlächter Jürgen Tschamler dem neuen MOB RULES Album ‚Cannibal Nation’ attestiert, dass es „ein echt starkes Werk“ ist, dann muss wohl was dran sein. Gitarrist und Gründungsmitglied Matthias Mineur nahm sich die Zeit meine Interviewfragen zum siebten Studioalbum der Band und einigen anderen Themen zu beantworten.

MOB RULES wurden 1994 gegründet, da kann man 2012 dann ja zur Volljährigkeit gratulieren! 18 Jahre und 7 Alben später, wie sieht da das Resümee aus? Wo siehst Du MOB RULES im Jahr 2030?

„Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wo MOB RULES 2030 stehen. Ich weiß nur, dass ich dann hoffentlich in meinem kleinen Garten unter einem meiner Obstbäume stehe, die ich im kommenden Frühjahr pflanzen will, und ein paar Birnen und Äpfel fürs Mittagessen pflücke, das meine Frau Michaela gerade in der Küche vorbereitet. Klingt paradiesisch, nicht wahr? Ansonsten: Ich plane immer nur von Jahr zu Jahr, im längsten Fall von Album zu Album. Zurzeit merke ich, dass ich noch Lust habe, ein achtes MOB RULES-Album mit anzuschieben. Ob´s was wird? Man wird sehen, aber ich bin da optimistisch.“

Habt Ihr schon was Spezielles für’s 20. Jubiläum geplant?

„Ja, da ist etwas Spezielles geplant, aber es ist noch zu früh, darüber zu berichten. Zumal: Erst einmal steht ja das 19. Jahr unserer Existenz bevor, und auch da werden wir alle Hände voll zu tun haben.“

‚Cannibal Nation‘ ist nun Euer siebtes Studioalbum (meiner Ansicht nach eins euer besten). Gibt es noch den Traum, die Band noch populärer zu machen? Schelmisch gefragt: Wollt ihr noch Rockstars werden?

„Das Ziel Rockstar hat es bei uns nie gegeben, und in meinem speziellen Fall wird es das auch nie geben. Für mich ist die kreative Arbeit mit der Band das Spannendste, außerdem stehe ich gerne auf der Bühne und spiele Fans unsere Songs vor. Wenn es den Leuten gefällt und sie ein klein wenig glücklicher durch MOB RULES werden, ist mir dies alle Mal wichtiger als den sowieso suspekten Status eines Rockstars zu haben. Nebenbei bemerkt: Ich bin gerne privat, dazu passt ein öffentliches Startum überhaupt nicht.“

Da Ihr von Anfang an mit kompetenten Plattenfirmen zusammen arbeiten konntet, die Eure Alben veröffentlicht und vertrieben haben (LMP, SPV und nun AFM), dürften sich die Verkaufszahlen der einzelnen Alben doch nicht mehr groß voneinander unterscheiden, oder?

„Auch da gilt: Ich freue mich über jede neue MOB RULES-Veröffentlichung und registriere Verkaufszahlen nur am Rande. Für mich zählen andere Werte, da oftmals das Trivialste am meisten Erfolg hat. Und Trivialität versuchen wir bei MOB RULES ja gerade zu vermeiden.“

Einige deutsche Bands beschweren sich immer, dass sie im Heimatland nicht so ganz ernst genommen werden? Wie ist das bei Euch, fühlt Ihr auch im Ausland auch eher respektiert?

„Fakt ist, dass Amerika immer wichtiger für uns wird, ebenso Südeuropa und Skandinavien. Deutschland ist natürlich unser Heimatmarkt und deshalb eminent wichtig, aber ob wir hier zu wenig respektiert werden ist mir ziemlich egal. In den Siebzigern war ich Fan der Hannoveraner Rockband JANE. Die wurde in der Öffentlichkeit auch weitestgehend ignoriert (bisweilen sogar beschimpft). Sie haben aber dennoch genau die Musik gemacht, die ich damals geliebt habe. Insofern: Man kann es eh nicht Allen Recht machen.“

Ihr habt ja bereits mehrfach in den USA gespielt, wie seid Ihr dort aufgenommen worden. Wie war’s beim Progpower Festival in Atlanta?

„Toll, einfach nur toll. Große Bühne, großes Festival, massenhaft Fans vor der Bühne und ein Empfang, dass ich sofort Gänsehaut bekam. Anschließend habe ich mit meiner Frau noch Urlaub in Miami und New York gemacht, also was soll ich sagen: traumhaft.“

Als Bonustrack Eures neuen Albums gibt’s ja auch den Song: ‚Children Of The Flames (Live In Atlanta)‘, wieso habt Ihr Euch gerade für diesen Aufnahme entschieden?

„Es hätte auch ein anderer Bonustrack sein können, aber diesen hier mochte die Band am meisten, auch wegen der Erinnerung hat ein tolles Festival.“

Euer Gitarrist Sven Lüdke ist ja „erst“ seit 2004 dabei und ist im Laufe der Zeit als Songwriter immer wichtiger geworden und auch bei den Aufnahmen nicht mehr wegzudenken. Steht sein immer größer werdender Einfluss auch ein bisschen für den leichten stilistischen Umschwung im Hause MOB RULES? MOB RULES 2012 scheinen abwechlungsreicher zu sein als früher, würdest Du mir da zustimmen?

„Absolut, und Sven ist in jeder Hinsicht einer der größten Gewinne, die MOB RULES jemals gemacht haben. Er ist ein exzellenter Musiker und hervorragender Toningenieur, für mich ist Sven der wichtigste Grund, weshalb sich MOB RULES immer noch weiterentwickeln. Man kann ihn gar nicht genug loben!“

‚Cannibal Nation‘ erscheint auch als Vinyl, war Euch das wichtig? Habt Ihr ein Extra-Mastering für das Vinyl erstellt?

„Nein, Mix und Mastering sind gleich, lediglich das Artwork ist ein anderes. Wir selbst sind Vinyl-Fans und wollten uns diese Scheibe gönnen. Wie so vieles bei MOB RULES: Wir machen das, worauf wir Lust haben, und schauen erst anschließend, ob es Sinn gemacht hat.“

Das Coverartwork von ‚Cannibal Nation‘ stammt von Eurem Drummer Nikolas Fritz, der ja erst zur vorherigen Platte bei MOB RULES eingestiegen ist. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Ihn mit dem Artwork zu betrauen? Wie seht Ihr heute die sehr Fantasy-lastigen Cover euer ersten Alben?

„Nikolas studiert Graphik und Design und war daher für diese Aufgabe prädestiniert. Die Fantasy-Cover der frühen Jahre hatten damals ihre Existenzberechtigung und passten zur Musik. Heute würden sie zu den neueren Scheiben nicht mehr passen. Aber ich mag sie nach wie vor, auch wegen ihrer Funktion als „Zeitzeugen“.“

Im Rock Hard habt Ihr für ‚Cannibal Nation‘ eine Plus/Minus Kritik erhalten, war es Euch lieber gewesen, sie hätten sich die Minus-Kritik gespart?

„Es ist nun einmal so wie es ist, und das ist gut so. Ich will damit sagen: Auf so etwas haben wir keinen Einfluss, also nehmen wir die Dinge so, wie sie geschehen. Ob die Rock Hard-Rezi uns nun hilft oder nicht? Keine Ahnung, ist – glaube ich – nicht wirklich kriegsentscheidend.“

Matthias, Du bist ja auch als Schreiberling für den Metal Hammer und das EMP Magazin tätig, fällt es Dir da leichter, über negative Kritiken mal hinweg zu sehen und meinst Du die Tatsache, dass Du selber Musiker bist, ist ein Vorteil gegenüber Schreiberlingen, die selber kein Instrument spielen und nicht musikalisch tätig sind?

„In erster Linie bin ich Fan und schreibe das, was mein Fan-Herz mir sagt. Dass ich als Musikjournalist selbst auch Musiker bin, ist sicherlich kein Nachteil. Und vielleicht bin ich deshalb auch gelassener gegenüber negativer Kritik. Mein Motto generell lautet: Wer sich auf die Bühne stellt und gerne Beifall haben möchte, muss auch mit Kritik oder Ablehnung leben können. Das eine geht nicht ohne das andere.“

Als alter Medienprofi scheinst Du ja auch auf die lokale Presse zu setzen, denn über MOB RULES kann man häufig in der Kreiszeitung, Nordwest-Zeitung etc. lesen. Meinst Du es bringt was für eine Metal Band wie Euch über den Tellerrand der Szene-Publikationen hinaus zu blicken?

„Noch einmal: Für mich spielt es keine Rolle, ob es etwas bringt oder nicht. Wir sind nun einmal die in unserer Region erfolgreichste Metal-Band, deswegen schreiben die Zeitungen über uns. Es wäre ja auch verwunderlich, wenn uns die hiesige Presse ignorieren würde.“

Eure älteren Alben ‚Among The Gods‘ und ‚Hollowed Be Thy Name‘ werden mittlerweile im Two-In-One Package für unter 10 Euro angeboten, freut man sich da, dass die alten Sachen immer noch verkauft werden oder möchte man als Künstler eher nicht in der „Sonderangebots-Kiste“ landen?

„Dies sind Marktmechanismen, die auch bei Bands wie AC/DC, ROLLING STONES, PINK FLOYD oder DEEP PURPLE angewendet werden. Wir sind da also in bester Gesellschaft. Entscheidend ist doch nur, dass möglichst viele unsere Scheiben im Umlauf sind.“

Zu dem Song ‚Ice & Fire‘ habt Ihr auch ein Video gemacht. Ich muss zugeben, ich finde es ein wenig langweilig. War es schwer den Song für das Video zu kürzen?

„Nein, das Kürzen war nicht schwer. Ich finde den Clip übrigens nicht langweilig, sondern stilistisch passend zu diesem „kleinen“ Song im Dreivierteltakt, finde aber okay, wenn jemand ihn nicht mag oder langatmig findet.“

‚Ice & Fire‘ handelt von der Geschichte der verschleppten kolumbianischen Politikerin Ingrid Betancourt. Wusstet Ihr eigentlich, dass die amerikanische Power Metal Band PREDATOR bereits 2011 einen Song namens ‚Ingrid Betancourt‘ auf ihrem zweiten Album „Born In Blood“ veröffentlicht hat?

„Nein, wusste ich nicht, aber danke für die Info.“

Auf eurem letzten Album hattet Ihr auch ein „politisches“ Stück über das Kennedy Attentat…

“Wir machen schon seit Jahren „politische“ Songs, ´Black Rain` ist einer, ´Among The Gods`, ´Fuel To The Fire`, ´Children Of The Flames` und ´The Last Farewell` sind weitere. Diese Thematiken gehören zu unseren Texten dazu. Unsere Texte sind halt nicht nur Klischee.“

Ihr wart ja auch mal Opener für DIO und solltet eigentlich auf der Tournee mitmachen, die er dann aufgrund seiner Erkrankung absagen musste. Wie habt Ihr die Nachricht von seinem Tod aufgenommen?

„Mit Bestürzung und – als Fans natürlich – mit großer Trauer. Dio war nicht nur ein überragender Sänger, sondern auch ein überaus freundlicher und höflicher Zeitgenosse. ´Rainbow Rising` gehört für mich zu den 25 wichtigsten Rockscheiben aller Zeiten.“

Klaus hat ja auch bei einem DIO Tribute Konzert mit ETERNAL DIO (aka ETERNAL REIGN) mitgemacht, in einem aktuellen Interview von Dir habe ich die Aussage gefunden: „Ich denke, der Markt ist von DIO-Tributes sowieso mehr als übersättigt.“ War das auch auf die Aktivitäten des Bandkollegen gemünzt?

„Nein, war nicht auf andere Menschen gemünzt. Aber Klaus weiß, dass ich von diesen inflationären DIO-Tribute-Events nichts halte. Wir reden da ganz offen drüber und haben diesbezüglich einfach unterschiedliche Standpunkte.“

2011 kam es zu einer kuriosen Doppelbuchung, die Ihr dann clever als „One-Day-Tour“ verkauft habt: Am 27.08.2011 seid Ihr erst mit ETERNAL REIGN in Bremen aufgetreten und später am Abend dann auf dem Oldenburger Stadtfest. War es sehr anstrengend zwei Gigs an einem Tag zu spielen?

„Es war anstrengend und es war auch nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber manchmal muss man die Dinge so akzeptieren, wie sie sich darstellen. Für mich war ehrlich gesagt das größere Problem, dass ich nicht gerne auf Stadtfesten vor Laufpublikum spiele, von denen ein Großteil zu dieser Uhrzeit bereits betrunken ist. Aber auch das wissen alle bei MOB RULES, insofern vermeiden wir es so weit wie möglich.“

2007 wart Ihr ja auch in die Organisation des BREAK THE BARRIERS Festival in Bremen eingebunden – wieso gab es davon nur eine Ausgabe? War das Festival kein Erfolg?

„Doch, es war ein riesiger Erfolg, in jeder Hinsicht. Wir hatten über 600 Zuschauer und waren rundum zufrieden. Aber so etwas ist immer eine Menge Arbeit, und es macht nur dann Sinn, wenn man ein passendes Billing hat. Ist dieses in Zukunft der Fall, steht einer Fortsetzung des Festivals nichts im Wege.“

Wenn man auf Eurer Webseite den Shop anklickt, dann wird man zu rockpop.de weitergeleitet, wo man Euch unter Lotto King Karl und Michael Wendler und über Marianne Rosenberg und der Münchner Freiheit findet, wie kommt man denn in so eine Gesellschaft und fühlt man sich da wohl?

„Oh Gott, da fragst Du den Falschen. Für die Shop-Belange sind Andere bei uns in der Band zuständig. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich weder mit Lotto King Karl, Michael Wendler, Marianne Rosenberg oder die Münchner Freiheit ein Problem hätte. Es gibt Andere, bei denen ich größere Berührungsängste hätte.“

Matthias, Du bist ja bekennender QUEENSRYCHE Fan, wie stehst Du zu den Dingen, die bei der Band gerade so abgehen? Meinst Du so eine Seifenoper könnte es bei MOB RULES auch mal geben?

„Ich sympathisiere offen mit Geoff Tate, kann aber die Interna des Streits ehrlich gesagt nicht beurteilen und maße mir deshalb auch kein abschließendes Urteil an. Ob es das bei MOB RULES auch geben könnte? Ich halte so etwas generell immer für möglich, in jeder Band zu jeder Zeit, werde aber alles dafür geben, dass es bei uns nicht dazu kommt.“

Ich denke mal, das wird alle MOB RULES Fans freuen und beruhigen.