
Doom ist schon eine eigenwillige Sache. So sind wir fanatischen Anhänger sehr fixiert, auf einen gewissen stilistischen Bereich eingeschworen, außerhalb dessen es keinen Doom gibt. Auch wenn ich Epic Metal, langsamen Deathmetal oder verkifften Heavy Rock liebe, Doom ist etwas anderes.
Das beweisen u.a. PHANTOM DRUID auf ihrem vierten vollen Album ´The Edge Of Oblivion´. Zäh und makaber kommen die Gitarren aus den Rillen der LP gekrochen. Das nicht allzu flott treibende Schlagzeug darunter hat schon fast einen beschwingten Ausdruck, wenn es sich nicht gerade dahinschleppt. Also typisch Doom. Riffs, Gesangslinien, alles ist typisch Doom.
Ich hab mir vorher das Debüt von 2020 angehört und die Entwicklung ist wirklich minimal. Tjeerd De Jong lebt den Doom, er lebt ihn bis zum Exzess. Seine mittelhohe Stimme ist dabei einer der Kauzfaktoren, die seinem absolut auf Linie getrimmten Sound den Wiedererkennungswert schenkt.
Über den brodelnden Grundriffs sitzen viele abseitig morbide Soli, die einem die Seele aus den Angeln heben. Diese Solo- und Harmoniegitarren schenken den kochenden Kompositionen von Tjeerd noch mehr Tiefe. Und er spielt hier alles mit einer intensiven Leidenschaft bis zum Anschlag. Er kostet jede Note voll aus, zelebriert seine diabolische Freude an dieser Klangmagie. Ob das zu einem Kultstatus in fernerer Zukunft wie bei den Leitfiguren PENTAGRAM und SAINT VITUS führen wird, kann ich so direkt nicht beantworten. Tjeerd De Jong klammert sich fest an die ultraorthodoxen Stilstrukturen.
Dabei bin ich jetzt gar nicht zwiegespalten. Mein Herz schlägt in behäbigem Tempo für genau diese Musik. Wenngleich nach einer aus beinahe fremden Zeiten überlieferten Rezeptur gekocht, sind die Stücke so eindringlich düster und hypnotisieren Dich mit ihrer erdrückenden Schwere, dass einem schwerfallen dürfte, sich PHANTOM DRUID zu entziehen.
Tjeerd weiss aber auch, dass schwungvollere Rhythmen und ergreifende Melodiebögen die tosende Ursuppe perfekt auflockern und den gebannt lauschenden und mitwogenden Hörer immer im Jetzt halten, auch wenn sich sein Über-Ich gerade von der Fleischeshülle löst.
Sind diese primitiven, bassig brummenden Riffwalzen tatsächlich ein Auslöser von Glücksschüben? Oh, Boy, sie setzen eine Flut von Endorphinen frei, wenn sie Dich durchdringen. Und Du willst einfach keine andere Musik mehr zulassen. Zumindest für den Augenblick.
Mein Fazit ist, dass die Bestellung beim Label die richtige Entscheidung war und Tjeerd De Jong ein Musiker ist, der weiss, wie man ganz puren Zauber entfesselt, auch wenn man millimetergenau den Kurs hält. Nennt es dogmatisch, aber hierin steckt soviel mehr Bedeutsamkeit als in all den Kifferplatten von Sackhosenträgern mit Batikshirts und Dreadlocks, die ganz selbstverliebt weltverbesserlich die Kontrolle über ihr Leben wegrauchen.
PHANTOM DRUID beschwört die richtigen Monster.
9 Punkte für Doom in Perfektion.
https://phantomdruid.bandcamp.com/
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