
GRAHAM BONNET – Lost In Hollywood Again
2025 (Frontiers Records) - Stil: Metal / Hard Rock
Graham Bonnet gehört ohne Zweifel zu meinen Lieblingsvokalisten. Die ersten beiden ALCATRAZZ-Alben, RAINBOWs ´Down To Earth´ und MSG mit ´Assault Attack´ haben alle etliche Runden auf meinen Plattentellern gedreht und ich habe ihn vor ein paar Jahren gesehen und er war – im Gegensatz zu vielen anderen inzwischen peinlichen Sängern – noch in guter Verfassung – zumindest stimmlich (ja, ja der Rücken).
Nachdem vor ein paar Wochen unnötige Einspielungen alter ALCATRAZZ-Songs in Abwesenheit von Graham erschienen sind, legt Graham eine weitere Live-Platte vor, die sich vor allem aus Songs der oben genannten Alben zusammensetzt, plus ein paar späteren Songs als Ergänzung. Wobei die meisten Songs von ´Down To Earth´ stammen. Und ALCATRAZZ insgesamt nur einmal ausgewählt wurde. Trotzdem ist das zu der im Januar 2024 veröffentlichten ´Live In Tokyo 2017´-Platte von der Songauswahl doch sehr ähnlich. Da stellt sich mir schon ein wenig die Sinnfrage. Na ja, die Rente absichern. Bevor ich aber voreilig den Stab über Graham breche, höre ich lieber einmal rein. Seine Band besteht aus Conrado Pesinato (Gitarre), Freundin Beth-Ami Heavenstone (Bass), Alessandro Bertoni (Keyboards) und Francis Cassol (Schlagzeug).
Mit RAINBOWs ´Eyes Of The World´ wird bombastisch gestartet. Der Sound ist gut und auch Graham schlägt sich auch in den Höhen sehr ordentlich. Auch der Blackmore-Gitarren-Part kommt akzeptabel rüber. Mir sind die Keyboards und der Background Gesang allerdings zu dominant. Es folgt der Gassenhauer ´All Night Long´, wo der 77-jährige schon leichte Verschleißerscheinungen zeigt. Der Chor unterstützt auch hier stark. Eher lahme Version. Leider. Der dritte RAINBOW-Song ´Love’s No Friend´, der immer klingt als wäre er für David Coverdale geschrieben worden, klingt wieder etwas besser. ´Makin’ Love´, auch von ´Down To Earth´, kommt etwas zahnlos. Graham kämpft. ´Since You’ve Been Gone´ in ordentlicher Version führt über in ein sechs Minuten Keyboard-Solo. Jesses Gott. Erholungspause für Graham. Aber lästig für die Hörerin / den Hörer. ´Lazy´ folgt instrumental. Warum auch immer. Das braucht keiner.

Mit ´Imposter´ von 2022 kommt Graham dann zurück. Das geht dann wieder ins Positive. Das poppige ´S.O.S.´ von 1981 führt dann über zum Schenker/MSG ´Desert Song´ des völlig unterbewerteten ´Assault Attack´ Albums. Auch etwas zahnlos, aber insgesamt noch ganz gut. Leider folgt der nächste Füller mit einem Drum-Solo. Lieber schnell zum unverwüstlichen ´Night Games´ weitergeklickt, wo auch das Gitarrensolo passt. Das unterhaltsame ´Into The Night´ von 2015 leitet dann über zu ´Assault Attack´, dem Titelsong des Schenker-Albums. Die absoluten Gassenhauer ´Too Young To Die, Too Drunk To Live´ (ALCATRAZZ) und ´Lost In Hollywood´ (RAINBOW) können dann zum Schluss Boden gut machen und führen zu einem versöhnlichen Ende.
Wer den legendären Graham unterstützen will, kann sich das Album auf jeden Fall zulegen und alten Zeiten nachtrauern. Aber insgesamt eher durchwachsen. Gesanglich schwankend. Die vielen Chöre nerven mich persönlich. Die Band spielt solide, aber auch nicht mehr. Conrado an der Gitarre ist ganz gut, obwohl er angesichts der Originalaufnahmen von Ritchie Blackmore und Michael Schenker ganz sicher den schwersten Part hat.
(Ohne Wertung)



