
Kennt Ihr noch den alten Schlager ´Drei kleine Italiener´? Groß sind sie geworden, grimmig und erhaben. Nennen sich inzwischen WARCOE und haben gerade seit 2022 das dritte Album veröffentlicht. Die ersten beiden kenne ich natürlich nicht. Aber die neueste Scheibe kommt auf “Ripple Music” und die machen eigentlich heißen Scheiß.
Viel Stoner oder zeitgemäßer Heavy Rock dabei, was mich momentan nicht ganz kickt. Irgendwie darf es doch puristischer sein. Da kommt mir eine Doom Scheibe wie die von WARCOE gerade recht. Mit dem Trio ´The Wanderer´, ´Octagon´ und ´I’ve Sat Upon Tall Thrones (But I’ll Never Learn)´ hat man dann auch sofort den klassischen Doomkult aufgeweckt, der zu schwer sägenden und brodelnden, aber klar strukturierten Riffs und sich wiederholenden, hypnotisch groovenden Rhythmen auf Altären aus der Zeit bevor der Zeit, den großen Alten zu beschwörendem Leadgesang seine Opfergaben darbringt.
Dagegen wirkt das folgende Akustikinstrumental ´Gather In The Woods´ fast schon etwas beiläufig, als hätte sich eine sehr unschuldige Seele ohne es zu ahnen aufgemacht und wäre versehentlich in die unaussprechliche Zeremonie geraten und sofort vom abscheulichen Tier aus der Höhle, welches die primitiven Kultisten anbeten, in eben diese verschleppt worden. Denn es schließt sich mit ´Flame In Your Hand´ ein heavy Doom Song an, allerdings auch instrumental dargeboten und somit etwas sperriger. Aber manchmal lenkt Gesang auch ab. Den gibt es erst wieder bei ´Spheres´, einem fast unmöglichen und diabolischen Wechselbalg aus schmutzigen Boogierockläufen, bei denen man eher an eine kleine alte Band aus Texas und nicht an eine drei kleine oder inzwischen große Italiener von der nordöstlichen Adriaküste umfassende Truppe denkt und tatsächlich sauberem Doom, der auch dem englischen Industriehotspot Birmingham entstiegen sein könnte. Ja, so klassisch. Der zuvor klare und reine Gesang klingt mir etwas verhallt, als wäre er in eine giftig bunte Wolke aus psychedelischem Rauchwerk geraten. Aber doch, das ist Doom und die Akkorde der Verdammnis haben durchaus auch die makabre Note des fünftackigen Sterns. Morbide ist dann die bereits in Zuständen von Verwesung und Zerfall befindliche Prozession, die sich untot zum Friedhof auf dem Hügel schleppt, um dort ins ´Deepest Grave´ gelegt und bis zum nächsten Vollmond verbuddelt zu werden. Zäh und schwerfällig wankt der entsprechende Song mit beschwörendem Gesang und dicken Gitarrenleads über zermalmen den, aber immer klar strukturierten Riffs.
Ich freue mich, diese Platte lieben zu dürfen, bisher zumindest. Ich kann die ganze bekiffte Trägheit der ungewaschenen Pseudohippies aus dem Stonerrock grad gar nicht ertragen. Die Mentalität, die sich in der irgendwie verschwommenen Musik widerspiegelt. Das liegt wohl an einer alten Fehde. Die neue Fehde mit vornehmlich deutschen Doomkapellen (wie beim Stonerrock auch, haben sich die Krauter besonders ins Zeug gelegt, unangenehm zu beeindrucken) wirkt sich zum Glück nicht auf meine Liebe zum echten Doom aus. Aber diese gottlosen hybriden Mischwesen und entsprechende Festivitäten ihnen zu Ehren mit wenigen Vertretern der alten Religion, sitzen wie zäher schwarzer Schleim auf meiner Seele und müssen von dort mit dem reinen Feuer der erhabenen Unbeflecktheit fortgebrannt werden.
WARCOE haben das bis zu diesem Punkt gut drauf. Fast hätte mir die ´Brown Witch´ Furcht eingejagt, weil das gerne Titel mit Anspielung auf Rauschmittel sind. Der behäbig tänzelnde und fast rituell beschwörende Beat aber, der einige wogende Rhythmen nach sich zieht und ein solides Fundament für die schweren, boshaften Riffs und den dunkle Formeln intonierenden Magier im Mikro bildet, lässt mich hoffen und die Hoffnung wird Gewissheit. Kommen wir zum Abschluss. Hymne, ganz sicher. Rollende Leadgitarren auf schwerfällig walzenden Riffs, dazu klassisch kauzige Gesangsmelodien und verspieltere, schwungvollere Passagen lockern diesen Doomknaller auf und geben Ohrwurmgarantie. Eine passende Nummer zum Albumabschluss.
Der Geldbeutel leidet, aber die Seele hat ihren vorläufigen und fragilen Frieden. Irgendwo ist dieses Album so klassisch wie eine neue OBSESSED oder PENTAGRAM Platte, außer daß WARCOE nicht die anderen beiden Bands sind. Ja, ich war da und hab es getan, gehört, wirklich alles sogar. WARCOE spielen Musik, die sich seit 1982 nicht mehr hat wandeln dürfen, sage ich als bekennender Gatekeeper. Genau das ist gut so. Sie haben trotzdem Seele, Tiefe und Feuer.
(8 Punkte)
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