
V/A – No Life ‘Til Leather – A Tribute To METALLICA’s Kill ‘Em All
2025 (Silver Lining Music/Warner) - Stil: Thrash Metal/Heavy Metal
Es gibt kein Album, das ich häufiger gehört habe als ´Kill ‘Em All´! Mit 14 Jahren stieß ich damals auf die Platte, und wir veranstalteten sogar eigene ´Kill ‘Em All´-Partys in lokalen Jugendtreffs, bei denen das Werk laut in Endlosschleife lief und wir stundenlang dazu headbangten.
In den 80ern hörte man ´Kill ’Em All´ zudem noch über Walkman oder Kassettenrekorder – Technik, die heute wirkt, als stamme sie aus einer anderen Zeitzone, damals jedoch Musik greifbar machte und jeden Ton zu einem kleinen Abenteuer werden ließ.

Mit ´No Life ‘Til Leather – A Tribute To METALLICA`s Kill ‘Em All´ gelingt “Silver Lining Music” nun eine Hommage, die sowohl Respekt für das Original zeigt als auch jedem Interpreten Raum für eigene Akzente lässt.
TAILGUNNER eröffnen mit ´Hit The Lights´ und transportieren die jugendliche Rohheit des Originals ins Jahr 2025. THE ALMIGHTY legen danach eine satte, doom-lastige Version von ´The Four Horsemen“ vor, und das Ergebnis beeindruckt vor allem durch seine raue Energie und punktgenaue Spielfreude, die den Klassiker respektvoll aufleben lässt.
Die schwedischen Progressive Metaller SOEN verleihen danach ´Motorbreath´ eine leicht verschobene Rhythmik und texturale Tiefe, die dem Song neuen Drive gibt, während TYGERS OF PAN TANG bei ´Jump In The Fire´ ganz auf den hymnischen Refraincharme setzen. Ihnen gelingt dabei eine geschickte Balance zwischen ungefilterter Intensität und melodischem Gespür, wobei die treibenden Riffs die aggressive Grunddynamik des Originals beibehalten und der Refrain durch klare Gesangslinien und leicht angehobene Harmonien eine mitreißende, beinahe stadiontaugliche Wirkung entfaltet.
DAVID ELLEFSON liefert mit ´(Anesthesia) Pulling Teeth´ eine technisch brillante, zugleich emotionale Hommage an Cliff Burton, die den Bassisten nicht imitieren, sondern seine musikalische Vision würdigen will.

MOTÖRHEADs ´Whiplash´ entfacht dann puren, ungebändigten Wahnsinn – man versteht sofort, warum METALLICA Lemmy so verehrten – und geht nahtlos in SAXONs wuchtiges ´Phantom Lord´ über, dem die fünf Briten durch den markanten, rauen Gesang Biffs und die prägnante Gitarrenarbeit eine eigene Dimension verleihen. Die Riffs sind massiv und druckvoll abgemischt, die Rhythmussektion treibt den Song gnadenlos voran, während die Band den düster-aggressiven Charakter von METALLICAs Frühwerk bewahrt. Gleichzeitig betonen sie die hymnischen Momente der Hooklines, sodass ´Phantom Lord´ als eine der packendsten und energiegeladensten Interpretationen des gesamten Albums hervorsticht.
DIAMOND HEAD, einer der prägendsten Einflüsse auf Hetfield, Ulrich & Co., präsentieren anschließend mit ´No Remorse´ eine selbstbewusste und beeindruckend stilsichere Neuinterpretation. Der ursprüngliche Geist des Songs bleibt klar erkennbar, und es zeigt sich zugleich aber auch die gereifte Musikalität der NWoBHM-Pioniere. Die Version wirkt souverän, charakterstark und trägt eine klare eigene Handschrift – ein weiteres Highlight des Tribute-Albums, das die Verbindung zwischen den Generationen von METALLICA-Influencern besonders eindrucksvoll hervorhebt.
TESTAMENT liefern mit ´Seek & Destroy´ dann eine druckvolle, äußerst präzise Interpretation, die das Original respektiert, aber durch kleine, geschickt gesetzte Änderungen im Arrangement an Spannung gewinnt. Rhythmische Feinheiten und minimale Variationen in den Riffs verleihen dem Song frische Energie, ohne seinen ikonischen Charakter anzutasten.

RAVEN schließen das Album mit einem kraftvollen ´Metal Militia´ ab, das den ungebremsten Geist der frühen 80er einfängt. Die Gallagher-Brüder spielen den Song mit markanter Schärfe und jenem typischen Vorwärtsdrang, der sie schon auf der gemeinsamen “Kill ’Em All For One”-Tournee mit METALLICA ausgezeichnet hat. Ein energiereicher und würdiger Abschluss, der die historische Verbindung der beiden Bands noch spürbarer macht.
Insgesamt ist ´No Life ‘Til Leather´ eine sorgfältig kuratierte Hommage, die das Vermächtnis von ´Kill ‘Em All´ ehrt, ohne sich in der Vergangenheit zu verlieren. Jede Band leistet ihren Beitrag mit Respekt und Eigenständigkeit, und das Ergebnis bleibt dicht am Kern des Originals, während es gleichzeitig neue Facetten aufzeigt.
(Klassiker)
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Pics: English heavy metal band Saxon performing at the Sweden Rock Festival in 2008, Äppelmos • CC BY 3.0 • Wikimedia Commons;
Raven beim Headbangers Open Air 2017, Frank Schwichtenberg • CC BY‑SA 4.0 • Wikimedia Commons



