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CANARY – Cage Company

1981/2025 (Golden Core) - Stil: Heavyrock, Prog, Kraut

Mannheim war nie nur Quadrate und Industrie. Zwischen den Schornsteinen und Kneipen brodelte in den Siebzigern ein Rock-Nest, das Namen wie KIN PING MEH, TWENTY SIXTY SIX AND THEN oder Joy Fleming in die Welt warf. In diese wilde Ader grätschten CANARY Anfang der Achtziger mit einem einzigen, aber verdammt stolzen Album namens ´Cage Company´. 1981 aufgenommen im “Spygel Studio” unter den Ohren von Achim Bosch, dem Mann, der auch EULENSPYGEL, OCTOPUS oder SINNER den Sound schärfte. Ein kleiner Label-Deal bei “SriLanca”, kaum Budget, kaum Promo, kein Durchbruch, aber ein kleiner Geheimtipp.

Jetzt – 44 Jahre später – wird das Werk dank “Golden Core” neu ans Licht gezerrt – restauriert, remastert, mit Booklet voll Abbildungen – und klingt heute noch wie eine Mischung aus Hardrock-Riffgewitter, Krautrock-Schrägheit und Prog-Geschick, roh, verschachtelt und voller Energie.

James Scholl am Mikrofon und an der Gitarre trägt die Songs mit einer Stimme, die rau genug ist, um Rock zu sein, und warm genug, um Geschichten zu tragen. Michael Beitz und Wolfgang Maslak an Gitarren und Keys fächern das ganze Spektrum auf. Ralph Mäder am Bass wummert verlässlich durch, während Klaus Jungmann am Schlagzeug den Laden zusammenhält. Sein Tod Ende 2024 macht diese Wiederveröffentlichung bittersüß – er war wohl Herz und Motor der Band.

Schon der Einstieg mit ´Loser´ bohrt sich mit seinem Refrain wie ein schmutziger Ohrwurm in den Schädel. Die Riffs schaben wie Motoröl über Asphalt. Von da aus rollt die Band weiter mit ´Climb The Hill´, das größer denkt, fast schon stadiontauglich, aber an manchen Ecken den Mut verliert, den Hügel wirklich bis zum Gipfel zu nehmen. ´Wherever You Go´ öffnet eine weichere Seite, lässt die Gitarren gleiten, den Rhythmus atmen. Dies ist ein Moment, in dem CANARY ihre Sensibilität zeigen, auch wenn die Produktion ein wenig zu glatt wirkt.

Dann knallt ´Monstershow´ herein, kantiger, theatralischer, und zeigt, was möglich gewesen wäre, hätte man mehr Rückenwind gehabt. Im Kontrast dazu die wilde ´Amanda´ und die sanfte ´Jessica´, kleine Herzstücke mit Charme. ´Old Man´ wiederum zieht den Blues in die Platte hinein, samt einem anwachsenden Solo. Dagegen schimmert in ´Jim Jones´ etwas düstere Atmosphäre durch und ´Good White Speed´ jagt diese ein letztes Mal nach vorne, für einen letzten Ritt mit mehr Biss.

´Cage Company´ ist kein makelloses Meisterwerk, aber ein echtes Zeitdokument. Es ist eine Platte zwischen den Welten: zu hart und zu eigen für den Mainstream, zu verspielt für den puren Heavy Metal. Die Neuauflage holt das Album aus der Sammler-Nische zurück auf den Plattenteller, wo es hingehört. Wer offen für Kraut, Prog und Hardrock gleichermaßen ist, findet hier eine kleine, vergessene Perle.

(7,5 Punkte)

 

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