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ROBERTA FLACK – Killing Me Softly

1973/2025 (Analogue Productions/Atlantic 75 Series) - Stil: Funk / Soul

Als Roberta Flack 1973 ihr viertes Studioalbum ´Killing Me Softly´ veröffentlichte, war sie längst keine Unbekannte mehr. Die in North Carolina geborene und in Washington D.C. aufgewachsene Musikerin hatte ihre ersten Sporen im Klassenzimmer und in kleinen Clubs verdient. Tagsüber brachte sie Kindern Musik bei und abends saß sie mit Blues, Folk und Jazz am Klavier.

Ihr Weg zum Plattenvertrag war eine maßgeschneiderte Geschichte. Les McCann entdeckte sie bei einem Benefizauftritt und Joel Dorn von “Atlantic Records” hörte ihr bei einer drei Stunden langen Audition zu. Doch Roberta Flacks Stil wich von den gängigen Rollenbildern ab, die für schwarze Sängerinnen im R&B jener Zeit vorgesehen waren. Keine kraftvolle Power wie bei Aretha Franklin, kein verführerisches Glitzern wie bei Diana Ross, ihre Stimme war eher wie ein ruhiger, klarer Fluss, entspannt und doch voller Tiefe. Sie sang, als könnte sie die Zeit anhalten.

´Killing Me Softly´ entstand in 18 Monaten Arbeit mit Produzent Joel Dorn und wurde Rahsaan Roland Kirk gewidmet. Der Titelsong, ursprünglich 1972 von Lori Lieberman aufgenommen, kam durch Marvin Gaye in ihr Repertoire. Er riet ihr, das Stück unbedingt aufzunehmen. Als Single kletterte es direkt auf Platz 1 der US-Charts und gewann 1974 den Grammy als Aufnahme des Jahres. Das Album selbst erreichte Platz 3 der Pop- und Platz 2 der Soul-Charts. Es wurde noch im Erscheinungsjahr mit Gold ausgezeichnet und erhielt später Doppel-Platin.

Doch ´Killing Me Softly´ ist weit mehr als nur sein Titelsong. Schon der zweite Track, ´Jesse´, ist wie ein kleiner Schwarzweißfilm für die Ohren. Die ersten Pianotöne der Janis Ian-Komposition wirken wie leise Schritte auf einer stillen Treppe, dann steigen sanft die Streicher ein, bevor Roberta Flacks Stimme den Raum füllt, warm und zurückhaltend, aber sehnsuchtsvoll. „Ein leeres, kalt gewordenes Bett“ ist nicht nur eine Textzeile, sondern ein Bild, das im Kopf bleibt. Man hört das Warten, das stille Hoffen, dass der Geliebte irgendwann wieder die Tür öffnet.

´No Tears (In The End)´ verändert das Stimmungsbild. Ein federnder Rhythmus, funkige Gitarrenfiguren von Eric Gale blitzen wie Sonnenstrahlen durch eine Jalousie. Roberta Flack singt gelassen, fast wie eine Freundin, die weiß, dass nicht alle Geschichten mit Tränen enden.

Mit ´I’m The Girl´ nimmt sie wieder etwas Geschwindigkeit heraus. Hier singt eine Frau, die weiß, dass sie nicht für immer bei ihm bleiben wird. Die Instrumentierung ist sparsam, beinahe clubhaft-jazzig, getragen von Bass, sanftem Schlagzeug und Klavier. Roberta Flacks Stimme ist verletzlich, aber sie trägt den Schmerz kunstvoll ohne Bitterkeit vor.

Auf der zweiten Vinyl-Scheibe wird das Album noch farbenreicher. ´River´ fließt mit hellen Gitarrenläufen und einem Rhythmus, der wie ein Sommernachmittag klingt. ´Conversation Love´ schwebt fast, mit Streichern und Holzbläsern wie kleine Farbtupfer. Ein leiser Rat, denn Liebe muss nicht kompliziert sein. ´When You Smile´ bringt beschwingten Swing, fast wie ein unerwartetes Lächeln mitten in einem ernsten Gespräch.

Und dann als Schlusspunkt Leonard Cohens Klassiker ´Suzanne´. Eine knapp zehnminütige Meditation baut langsam die Spannung auf, die Stimme beginnt zart, fast flüsternd, wächst dann in Wellen, bis sie den ganzen Raum umschließt. Diese ´Suzanne´ ist eine Neuschöpfung, tief und von einer lang anhaltenden Intensität.

Und dieses Album lebt von seinen Geschichten, von großen Emotionen ohne große Gesten und von einer klaren, warmen Stimme. Roberta Flack macht Soul, der ganz ohne Stress easy unter die Haut geht. ´Killing Me Softly´ ist zum entspannten Hören und tiefen Genuss ersonnen worden.

´Killing Me Softly´ erscheint derzeit zum 75-jährigen Jubiläum von „Atlantic Records“ im echten Goldstandard auf Vinyl.

Denn „Analogue Productions“ haben sich dem Jubiläum angeschlossen und veröffentlichen die Scheibe im Rahmen der “Atlantic 75 Series” auf einem 180g schweren Doppel-Vinyl mit 45 rpm, natürlich gepresst bei „Quality Record Pressings“, vom analogen Original-Masterband gemastert und verpackt in einem aufklappbaren, massiven Tip-On Gatefold Double Pocket Jacket von „Stoughton Printing“.

Das mehrfach mit Platin ausgezeichnete und Grammy-nominierte Album mit dem weltbekannten Nr.-1-Titelsong präsentiert sich hier in seiner bislang besten Klangqualität. Die bekannte Zusammenarbeit von „Acoustic Sounds“, „Analogue Productions“ und „Quality Record Pressings“ führt zu einem Sound, der dieses Album so klar, detailreich und ausgewogen erklingen lässt, als würde man es zum allerersten Mal hören. Der warme, präzise Bass harmoniert perfekt mit der unvergleichlichen Stimme von Roberta Flack. Diese erstrahlt hier mit einer Reinheit und Räumlichkeit, die Gänsehaut garantiert.

Die gesamte Pressung ist ein audiophiles Highlight und gilt unter Kennern als eine der besten Veröffentlichungen der “Atlantic-75-Serie” – absolut empfehlenswert für jeden Musikliebhaber.

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