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CROWN LANDS – Ritual I

2025 (InsideOut Music/Sony) - Stil: Psychedelic Ambient

Was machen zwei Musiker, die eigentlich für ihren lauten Progressive Rock bekannt sind, wenn die Welt sich nichts mehr zu sagen hat? Sie spielen introvertierte und ruhige, meditative Instrumentalstücke ein, ohne Gesang und typische Rockstrukturen. Stattdessen setzen sie auf Weltmusik-Elemente, schamanische Rhythmen und eine dichte Atmosphäre. Das nunmehr vorgestellte Ergebnis heißt ´Ritual I´ und ist die neueste EP der kanadischen Band CROWN LANDS, bestehend aus Cody Bowles und Kevin Comeau.

War ihr Debütalbum ´Crown Lands´ von 2020 oder das ambitionierte Konzeptalbum ´Fearless´ von 2023 noch von virtuosen Gitarrensoli, Synthesizer-Gewittern und der kraftvollen Stimme von Cody Bowles erfüllt, geht ´Ritual I´ den entgegengesetzten Weg. Anstelle von eingängigen Songs gibt es Klangrituale. Anstelle einer Rockoper erklingt eher ein Soundtrack für eine spirituelle Traumreise. Doch diese akustische Entdeckungsreise funktioniert richtig gut.

´Dawn´ eröffnet die EP wie ein Sonnenaufgang. Die Spannung baut sich in sanft anschwellenden Klängen, begleitet von Trommeln und ersten Lichtstrahlen in Form von Melodien fast unmerklich auf. ´The Storm´ fühlt sich hernach wie ein plötzlicher Wetterwechsel an. Didgeridoos, knarzige Gitarren, pulsierende Synthesizer und vielfältige Rhythmen, die an die Kultur der Aborigines erinnern. ´Vigil´ ist ein nachdenkliches Flötenstück, das von Naturgeräuschen, Glocken und Zirpen durchzogen ist. Man möchte direkt nackt über eine feuchte Wiese laufen. Doch ´Dusk´ entführt den Hörer direkt in einen dämmrigen Zustand, in der die Rhythmen in den Hintergrund treten und der Fokus auf Raum, Hall und Klangfarben liegt. Nun treten die elektronischen Elemente stärker hervor, ehe ´The Serpent´ mit Marimba-Grooves, hallenden Gitarren und Flöten, die über allem schweben, die EP beschließt.

Insofern beweisen CROWN LANDS mit ´Ritual I´, dass sie mehr sind als nur eine weitere Band, die an RUSH gemahnt. Sie sind Entdecker, Klangforscher, Grenzgänger zwischen Progressive Rock und spirituellen Klanglandschaften, die diesmal eher an DEAD CAN DANCE, Peter Gabriel, Steve Roach oder Lisa Gerrard erinnern. Ohne Worte, aber mit viel Gefühl.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/crownlandsmusic/

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