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WELCOME INSIDE THE BRAIN – Re-Creation

2025 (Ponyphone) - Stil: Psychedelic Rock / Progressive Rock

Auch auf ihrem dritten Album geht die Band aus Leipzig unbeirrt ihren Weg, der irgendwo zwischen Vergangenheit und Gegenwart liegt. Die Vergangenheit sind psychedelische Anklänge an die frühe progressive Rocktradition und den so genannten Kraut Rock, der bis auf die Herkunft aus Deutschland nie so richtig definiert wurde. Egal, ´Greedy Critter´ ist mit neun Minuten gleich ein Opener, der nach einem sanften Auftakt nach fünf Minuten ins Psychedelische abdriftet und allerlei Wendungen beinhaltet.

Mit drei neuen Musikern ist der Kern der Truppe, Georg Spieß an der Gitarre und Sänger Frank Mühlenberg , auch neu motiviert. Und die neue Rhythmus Sektion liefert ein abwechslungsreiches Fundament für die beiden und Neu-Keyboarder und Hammond-Spezialist Lennart Jahn. Bei den sechs Songs nehmen sich die Musiker die Zeit, Strukturen und die Basis für meist ausgedehnte musikalische Spielereien zu legen. Bei ´Uncle Timothy´ werden die bluesrockigen Elemente immer wieder ätherisch durchbrochen und in elektronische Sphären geführt.

Drei Jahre hat die Band am bereits im Jahre 2022 festgelegten Grundgerüst gefeilt. Deshalb sind auch scheinbar spontane musikalische Ideen meist durchdacht. Nicht umsonst hat die Band schon im Namen einen gewissen intellektuellen Anspruch, der von den Musikern ernstgenommen wird, aber nicht in “Kopfmusik” sondern schon eher in “Kopfkino” ausartet. Mit einer gewissen Offenheit und Konzentrationsfähigkeit muss die Konsumentin / der Konsument der ostdeutschen Band aber schon entgegentreten.

Die Texte bewegen sich zwischen Absurditäten und der inzwischen zum Alltag gehörenden Poly-Krise. ´Murderous Mary´ hat etwas von den absurden Geschichten von Peter Gabriel, ist musikalisch im Dramatischen und technisch Anspruchsvollen von Bands wie ELP angesiedelt. Das eher schwere ´Colours Of Earth´ schwankt ständig zwischen destruktiven verzerrten Gitarren, Disharmonien im Orgelbereich und Wohlgesang. Das ist dann ziemlich spannend. ´The Vacancy´ verabschiedet das Album mit vielen weiteren Ideen, die aber durch wiederkehrende Melodien zusammengehalten werden und in einem musikalischen Klimax enden.

Schon interessant, in welche musikalische Richtung sich WELCOME INSIDE THE BRAIN bewegen und – was meist gelingt – eigene, zeitgenössische Elemente integrieren. Meist interessant und ab und zu auch inspirierend.

(7,75 Punkte)

https://www.facebook.com/WelcomeInsideTheBrain

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