
A/LPACA – Laughter, Us Us
2025 (Sulatron Records) - Stil: Psychedelic/Post Punk
Weißt Du noch, wie es früher war? Als ein Lächeln nicht gleich eine Frage aufwarf? Wenn Lachen einfach nur Spaß war und nicht zur Verteidigung gebraucht wurde, sondern einfach ein Teil des Lebens war?
Setz Dich, mein chaotischer Freund, meine genervte Freundin, heute wird nicht getanzt. Zumindest nicht wie früher. Aber vielleicht wird gelacht. Irgendwie. Irgendwo. Irgendwann. Und dazwischen: A/LPACA.
Das sind vier Italiener mit einem besonderen Vibe und einem Taktgefühl, das sich dem normalen Rhythmus entzieht. Christian Bindelli, der die Gitarre so zupft, als wäre sie ein kaputtes Neonlicht in einer Bar, die viel zu lange auf ist. Andrea Verrastro, dessen Bass nicht nur tief ist, sondern auch krabbelt und beißt. Andrea Fantuzzi, der die Keyboards spielt, als würde er sie gleich verschlingen. Und Andrea Sordi, der das Schlagzeug mit einer zynischen Leichtigkeit anschlägt, und manchmal sogar mit Worten.
Ihr neues Album heißt ´Laughter, Us Us´. Der Titel sagt viel, vielleicht auch nichts. Und genau dort bewegt sich die Musik. Nicht in der Vergangenheit, nicht in der Zukunft. Sondern im Moment.
Die Songs sind kürzer, grimmiger und energiegeladener. Der erste Song ´Evil Pawn´ macht gleich kurzen Prozess. Nach 92 Sekunden bist Du geflasht. Dann kommt ´The Confident Laughter´, nicht ganz hysterisch, nicht ganz entspannt. Ein Track, der wie ein sarkastischer Blick in die Leere der Post-Modernität wirkt. Und dann gibt’s da ´An Encounter´, vier Minuten Hoffnung, die sich anfühlt wie eine Erinnerung an etwas, das nie passiert ist. Ein Highlight ist ´Laughter, Us Us´, ein Song, in dem so viel passiert und alles zusammenbringt, als würde die Welt jeden Tag ein Stück mehr auseinanderfallen.
Die Texte dazu sind ein Manifest für Flucht. Oder Resignation. Oder beides. Und zwischendrin gibt es kurze Stücke wie ´Bianca’s Videotape´, nur eine halbe Minute lang, wie ein flüchtiges Fragment im analogen Nebel. Das sind keine Antworten, sondern nur Spuren. Und das ist gut so.
´Balance´ bringt alles ins Gleichgewicht, auch wenn der Boden wackelig ist. ´Brano Fantuzzi´ klingt wie ein Überbleibsel aus den 70ern, könnte auch auf einem alten Band von Neu! sein. ´Empty Chairs´ zieht Dich runter. In Gedanken. Im Bauch. Im Beat. ´Kyrie´ ist dein letztes Gebet ohne Glauben. Vor dem Finale. Erst ´Who Is In Love Daddy?´, als hätte jemand Joy Division in einen Club gezerrt, wo nur verzogene Spiegel hängen, und dann ´Don’t Talk´, das vielleicht schönste Abschiedslied in dieser kaputten Welt.
A/LPACA haben sich verändert. Nicht weiter, sondern tiefer. Dreckiger. Authentischer. Das, was 2021 noch zum Tanzen einlud, taumelt jetzt. Was damals rebellisch war, hat sich heute resigniert, aber ist nicht schwächer. Es ist klarer geworden. Der Beat ist geblieben, hat aber Risse bekommen. Und durch diese Risse kommt: Lärm, Licht, Leben. Und Lachen.
Nur für Freaks? Nein. Für alle, die noch spüren können. Oder es wenigstens wollen. 8,5 von 10 möglichen Lachern. Und jeder davon ein bisschen nervenaufreibend.