
Charlie Musselwhite, 1944 geboren, ist seit den 60er-Jahren als Mundharmonikaspieler, Gitarrist und Sänger aktiv. Seitdem ist er ein kompetenter Vertreter des Blues. Aufgewachsen in Memphis und mit 18 Jahren unter dem Eindruck von Ikonen wie Elvis Presley nach Chicago ausgewandert, bringt er Memphis-, Mississippi- und Chicago-Blues-Einflüsse in seinen originellen Blues-Ansatz ein.
´Look Out Highway´ ist sehr straight und direkt produziert, so dass die Musik von Charlie sehr unmittelbar bei der Hörerin / dem Hörer ankommt. Es klingt, als sitze er direkt vor einem. ´Sad Eyes´ hat etwas Melancholisches und Ursprüngliches, wie – auf das zweite bezogen – alle seine Songs. Die Rhythmusgruppe bildet die professionelle Basis für Gitarrenrhythmen und kurze Soli, aber besonders die virtuose Mundharmonika und der starke Gesang von Charlie sind der klare Mittelpunkt.
´Storm Warning´ ist ein extrem cooler Song, die Instrumente sind alle sehr transparent hörbar und neben Charlie kann hier der pumpende Bass überzeugen. Charlie integriert immer wieder auch andere klassische Rockstile in seine Musik, wie Rock’n’Roll-Rhythmen und Boogie bei ´Hip Shakin’ Mama´ oder Rock wie bei dem starken ´Highway 61´. Charlie ist schon wegen seines kernigen Gesangs mit 100% Authentizität ausgestattet. Da spürt man den Blues und warum ihn Menschen wie ich so lieben.
Charlies Mundharmonikaspiel ist virtuos und auf den Punkt gebracht und war Vorbild für die BLUES BROTHERS, für Dan Aykroyd. Charlie spielte bei vielen anderen Legenden mit, ich nenne nur auszugsweise Muddy Waters, Howlin’ Wolf und John Lee Hooker. Er hat auch viele Alben unter seinem Namen veröffentlicht und war auch an vielen anderen beteiligt. Preise, wie den Grammy, hat er auch gerne entgegengenommen. Trotzdem ist er nicht so bekannt, wie viele andere Blues-Musiker. Das ist schade, denn diese Platte hat er mit rund 80 Jahren eingespielt und der Backkatalog ist ziemlich umfangreich.
´Ready For Times To Get Better´ (wer würde das derzeit nicht unterstreichen) ist mit Duett Partnerin eingesungen. ´Blues Lounge´ zeigt auch seine gitarristischen Künste im instrumentellen Rahmen. ´Open Road´ fasst die Quintessenz des Blues musikalisch und textlich noch einmal in gut drei Minuten zusammen und verabschiedet ein großartiges Album.
Eine lebende Legende mit einer erstklassigen Veröffentlichung. Wer ihn bisher noch nicht gekannt hat, aber den Blues liebt, sollte eine Hörprobe vornehmen. Alle Songs sind empfehlenswert. Aber als Start vielleicht ´Storm Warning´, ´Highway 61´ & ´Open Road´.
(8,25 Punkte)
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(VÖ: 16.05.25)