
PULVERIN – II
2025 (Bloodshed666 Records) - Stil: Electronic/Experimental
Wenn sich zwei musikalische Sonderlinge wie Ottó Horváth und Daniel Schatz zusammenschließen, entsteht nicht einfach eine Band, sondern ein Zustand. Ein Aggregatzustand zwischen Lärm und Lust, Improvisation und Intention, Club und Kellerloch. Unter dem Namen PULVERIN präsentieren sie mit ihrem zweiten Album ´II´ keinen Stoff, der fest, flüssig oder gasförmig ist und irgendeinem erwartbaren Genre entspricht.
Horváth, ein vagabundierender Klangakrobat zwischen Innsbruck, Berlin, Budapest und Wien, ist nicht nur Sänger. Er ist sozusagen der Dirigent des Kontrollverlusts. Er ist die wandelnde Feedbackschleife aus Dekonstruktion und Delirium, mal mit Gesang wie aus einem dystopischen Hörspiel, mal mit Posaune wie aus einem Marsch auf Acid.
Und Schatz – Komponist, Tüftler, Klangarchitekt und Teil des Wiener Primitive Studios – kreiert dazu elektronische Klangteppiche, die sich anfühlen wie brennende Neonröhren unter der brutzelnden Haut. Gemeinsam sind sie PULVERIN – und ´II´ ist mehr als nur ein Album, es ist ein Erlebnis.
Wie jede echte Scheibe besteht auch ´II´ aus zwei Seiten. Die A-Seite ist Studioarbeit, aufgenommen in den “Primitive Studios Vienna”, die B-Seite enthält einen Live-Mitschnitt aus einem Schloss, Schloss Rothschild in Waidhofen/Ybbs.
Die A-Seite ist kontrollierte Energie. Der Opener ´Fetter Löwe´ kommt wie ein albtraumhaftes Stück daher, fast wie ein kaputtes Herz – unruhig und fast am Sterben. Die Stimmen sind eine Mischung aus verrücktem Sprechgesang und einem leidenschaftlichen Aufruf. ´Masina Place´ entführt uns in eine neonbeleuchtete Welt zwischen Club und Proberaum. Und ´Blad Dracula´ klingt, als hätten Wüstentierfotografen ihren Dokumentarfilm vertont – düster und hypnotisch.
Die B-Seite zeigt sich im gruseligen Schloss. ´Write Wrong´ trifft dich wie ein Störsender aus einem dystopischen Radio. Hier vermischen sich Hip-Hop-Vibes mit Noise. ´Octopus Woman´ ist ein chaotischer Tanz mit einem maschinenhaften Puls, der dich ganz schön beschäftigt. Und dann kommt ´The Walt´ – der Schlussakt, ein Knall aus Riff, Noise und Stimmen. Das klingt nicht nach einem Walzer zum Tanzen, sondern weckt Tote auf.
Denn ´II´ ist mehr als nur ein Album – es ist ein Statement – und zwar gegen Genregrenzen, gegen Erwartungen und gegen den Einheitsbrei.
Dass es auf “Bloodshed666” erscheint, einem Label mit einem rebellischen Geist, ist kein Zufall. Der DIY-Ansatz und der subversive Humor sind überall zu spüren – das gilt auch für die limitierte Vinyl-Ausgabe (nur 300 Stück!).
PULVERIN machen keine Musik für die Charts oder Chill-Playlists. Sie schaffen einen Klang für Körper, die noch leben wollen, für Menschen, die in der Klangkulisse ihre Seele wiederentdecken.
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Pic: Elisabeth Prehofer