
OAK kommen aus Norwegen und legen mit ´The Third Sleep´ ihr viertes Album vor. Norwegen und Progressive, da fallen einem natürlich gleich MADRUGADA ein. Das ist jetzt aber in diesem Falle absolut zu kurz gegriffen. Denn bis auf den etwas dunklen Ansatz (Norwegen eben, um Vorurteile zu stärken, allerdings sind OAK deutlich weniger “dunkel”) und eine gewisse Melancholie gibt es nicht so viele Parallelen zu den Großen aus Norwegen. Der Ansatz ist auf jeden Fall ein deutlich progressiverer wie schon der Opener ´No Such Place´ klarmacht, der zwischen einigen Rock-Stilen hin- und herschwingt. Akustische Gitarren, jazzige Bläser, ein wenig Van Morrison, ein wenig 70er Prog.
´London´ ist etwas kompakter in seinen Songstrukturen und trotzdem weiß man nie so richtig, wo die Reise hingeht. Und im zweiten Teil wird es dann dramatischer, bleibt aber nachvollziehbar. ´Run Into The Sun´ ist für mich der erste richtige Höhepunkt. Ein sehr schöner Song, der viele Emotionen transportiert und beim starken Gesang von Piano und Gitarre massiv unterstützt wird. Dazwischen gibt es leichte Chöre und melancholische Gitarrentöne. Erinnert irgendwie an TRAFFIC in den 60er-Jahren. ´Shimmer´ ist dann noch einmal mit einer größeren Songlänge ausgestattet und beginnt mit verschachtelten Rhythmen und dem sehr originellen Gesang. Den nenne ich hier noch einmal ausdrücklich, denn die Mischung aus Bariton und melodischen höheren Tönen ist wirklich sehr gut und wird des Öfteren im Background passend verstärkt. Die letzten Minuten von ´Shimmer´ sind in esoterischen Sphären angesiedelt.
Auch ´Shapeshifter´ ist um die acht Minuten lang. ´Shapeshifter´ durchzieht, wie bei einigen der anderen Songs, eine gewisse Gelassenheit und Ruhe, auch wenn es gegen Schluss über die Sologitarre eine dramatische Zuspitzung gibt. Das folgende ´Borders´ ist wieder etwas kompakter. Und bringt durch den Einsatz von Riffs in Kombination mit dem meist präsenten klassischen Piano eine gewisse Spannung und Härte mit, die es sonst selten gibt (gemeint: die Härte, die Spannung schon).

Auch ´Sensory Overload´ ist am Schluss greifbarer, als die Songs zu Anfang. Gegen Ende wird noch einmal das gesamte progressive Register gezogen. Insgesamt lässt sich die Band über das ganze Album viel Zeit beim Songauf- und -abbau und auch die Hörerin / der Hörer brauchen eine gewisse Anzahl an Durchgängen, um der Band, der Platte und der Musik gerecht zu werden. Wenn man allerdings genau zuhört, gibt es doch deutliche Strukturen in der Musik von OAK. Trotzdem für den straighten Hintergrundkonsument ist die Musik ganz sicher nicht gedacht und wird keine gute Resonanz finden.
Produziert in Oslo von David Castillo (u. a. OPETH). Feine Musik, die bei mir auf offene Ohren gestoßen ist. Ich konnte viele Feinheiten und Ideen bei OAK finden. Für “Progressive” sicher eine Entdeckung, falls noch nicht bekannt. Auf jeden Fall wird an einem sehr eigenen Stil gearbeitet. Obwohl, wie Arbeit hört sich die Musik absolut nicht an. CD ist veröffentlicht, Platte kommt später und beim Preis gibt es dann doch Parallelen zu MADRUGADA (das müsste eigentlich nicht sein).
(8 Punkte)