~ 2024 (Metal On Metal Records) – Stil: Doom ~
Eine schwedische Band, die einem eigensinnigen Doom Metal frönt, das hatten wir ja noch gar nicht. Naja, schon. Hier steckt im Doom eine Menge klassischer Hardrock und Heavy Metal. Ich könnte mit Namen um mich werfen, die weit über die Größen hinausgehen. Aber ich lass das mal. Beteiligt sind hier zwei Typen von der Band STONEGRIFF und der Drummer u.a. von GRAND MAGUS. Letztere Band sollte ja auch durch ihre Umtriebigkeit und Auftritte unter anderem auf dem „Wacken Open Air“ bei der Metallergemeinde bekannt sein. Ob sie wirklich beliebt sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich finde, sie haben irgendwie einen tollen Aspekt, etwas, dass mir komplett die Sinne durchjagt. Sie sind andererseits auf gewisse Weise unterkühlt und spröde.
Nun haben also STONEGRIFF- und GRAND MAGUS-Mitglieder zusammen eine neue Band gegründet, ein doomiges Heavy Metal-Trio, bei dem man sich schon irgendwie an einige der strahlenden Helden der schwedischen Doommetal-Szene erinnert fühlt. Nicht ganz slow sludgig schmutziges Gekriesche oder hart rockend, sehr schwer jedoch und durchaus natürlich und recht sparsam produzierter Heavy Metal mit coolen, sich aber gut verschanzenden Melodien. Die etwas merkwürdige schrill – rostige Stimme des Sängers in Verbund mit eingängigen mittelschnellen Headbanger-Passagen lässt mich sogar an manch eine US Metal-Legende der mittleren 80er denken. Allerdings ist dieser Gesang nicht weniger eindrucksvoll verquer und übercharismatisch, als jener vergleichbarer alter Kapellen. Und doch quält er sich stets sehr coole und einprägsame Melodien ab. Wenn, dann hindert der Gesang diese Band dabei, sich im Mainstream-Erfolg zu sonnen.
Ecken und Kanten sind halt heute nicht mehr gefragt und derlei hat die Band DREAD OGRE durchaus. Da fällt gar nicht ins Gewicht, was für ein Virtuose am Schlagzeug Ludwig Witt ist. Sein Trommeln, seine coolen rhythmischen Figuren und seine eternale Kraft, wenn er mit verspielteren Läufen die sehr gerade gespielten Saiteninstrumente antreibt, all dies ist schon ganz fantastisch und der natürliche Schlagzeug Klang, welcher wohl der Mittelfinger im Gesicht moderner Digitalproduktionen mit getriggertem oder gleich komplett programmierten Drumming sein sollte, rundet dieses Rhythmus-Erlebnis gar köstlich ab.
Schmälern will ich nicht die Leistung seiner beiden Bandkollegen, deren alte Kapelle STONEGRIFF ich tatsächlich irgendwann wieder aus meinem Fokus verloren und darüber vergessen habe. Die Gitarre knallt gut sägende Riff der klassischen Doom- und Heavy Metal-Schule aus den Speakern, denen immer so ein kleiner kauziger Dreh innewohnt. Selbst in den eingängigsten und am ehesten dem klassischen Mainstream Heavy Metal zuzurechnenden Passagen. Wie gesagt, nicht immer wird hier gekrochen und sich waidwund in die morbide Düsternis alter Gemäuer geschleppt, wo dann durch unaussprechliche Rituale eben solche Wesenheiten beschworen werden sollen. Ich sagte ja am Anfang schon, dies hier ist echter Heavy Metal, nur eben nie besonders schnell gespielt und auf jeden Fall mit schönen Doomparts gespickt.
Der Bass tut unauffällig seinen Job. Mehr möchte ich ihm bei dieser Musik auch gar nicht abverlangen. Und über allem schwebt diese schrille und abgefahrene Stimme, die ganz herrliche Melodiebögen aufbaut, die sich ein wenig in der Tiefe der Produktion verstecken wollen. Das erste oberflächliche Anhören wird eventuell an andere Bands denken lassen, die zwar irgendwo Power Metal spielen, deren Songs aber vielleicht ein wenig zu gerade sind. Gute Bands, denen aber der Spirit fehlt. Die vielleicht auch ein wenig zu schrill und mit zu wenig Wiedererkennungswert gesegnet sind. Ein Anhören in der Tiefe offenbart dann die wahrhaftige Klasse und Schönheit dieses Werkes. Und so war meine am Anfang verhaltene Begeisterung dann irgendwann komplett entfesselt.
Aber wer eine makabere Hymne wie ´I Sentence You´ als kultigen Rauswerfer auf seinem Album hat, der verdient auch ein Tiefenhören. Strophe und Refrain in stampfendem Mid Tempo sind definitiv sehr gespenstisch und trotzdem höchst eingängig und mitreißend. Das hörst du und das bekommst du nicht mehr aus der Seele. Doomige Augenblicke und triumphale Fanfaren von Gitarrensoli lassen Dir die Sinne schmelzen. Das ist einer dieser 10 Punkte Songs, die jedes Album mindestens über das Mittelmaß ziehen und in diesem Fall noch wesentlich weiter, da die Stücke vorher schon echt gut sind. Und dieser Song könnte locker auf einer der Kultplatten von KING DIAMOND, CANDLEMASS, CRIMSON GLORY, SOLITUDE AETURNUS, LIZZY BORDEN oder SANCTUARY stehen, mit dem natürlich für jede Band eigentümlichen Gesang. Er tut es aber nicht! Er ist ein integraler Bestandteil von DREAD OGRE und ihrer ersten Platte.
Und davor findet man noch irgendwie schwankende und wogende Gestampfe des Quasi Titelsongs ´Ready For The Storm´ mit einem epischen Doom Metal-Refrain, der nicht nur augenblicklich deine Hand nach deinem Schwert greifen lässt, sondern dich auch noch in einen Zustand völliger Heavy Metal Warrior Euphorie versetzt. Jetzt noch irgendeinen Rapper oder Crap Nu Metaller oder irgendeinen Groove Hardcore Freak unangetastet lebendig zu lassen, hätte sich zu den besten Zeiten in den 90ern nicht gezielt. Da wir echten Metalheads aber alle irgendwie älter und entspannter geworden sind, lassen wir sie am Leben, solange Sie uns nicht mit ihren Lieblingsklängen den Tag verderben. Aber wenn sie es tun, dann striken wir mit den Swords of Steel in bestialischem Zorn.
In der Tat lässt mich ein solcher Song an die genialen Underground Kapellen denken, die noch in den manchmal doch ekelhaften 90ern den edlen Stahl treu beiseite standen. Und so haben wir hier eine sehr coole Mischung, die weder eine bestimmte Epoche gänzlich einnimmt, noch einer bestimmten regionalen Szene zuzuordnen wäre. Natürlich sind es Schweden und natürlich sind sie spielerisch erhaben. Die Songs sind noch nicht alle vom gleichen Kaliber wie die beiden Überstücke am Ende, dennoch aber durchaus mächtig. Da haben der liebe Simone und die liebe Jowita erneut ein gutes Händchen für geilen Heavy Metal gehabt.
(8,5 Punkte)