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HIGH DESERT QUEEN / BLUE HERON – Turned To Stone Chapter 8: The Wake

~ 2023 (Ripple Music) – Stil: Stoner/Desert Rock ~


Eins meiner liebsten Plattenlabel ist sicherlich „Ripple Music“, geführt vom nimmermüden Chefchirurgen (ohne Flachs!!!) Todd Severin. Eine gute Nase in Sachen aktuellem Heavy Rock mit alter Seele hat er obendrein.

2023 habe ich also dann ein paar seiner Schützlinge live erlebt, dabei waren die großartigen HIGH DESERT QUEEN, welche mit drei Songs die A – Seite dieser Split LP aus der „Turn To Stone“-Reihe von „Ripple Music“ bestücken. Geile Band live, ihre 2021er Debüt LP und diese Split LP zeigen auch ihre Qualität im Studio und ihr Vermögen, packende Songs zu schreiben.

´Black Moon´ eröffnet mit massiver Schwere im Bass und Gitarren Department, wuchtigen, hypnotisch tanzenden Beats und fantastischen Melodien, sei es der einfache, aber eindringlich leidenschaftliche Refrain oder seien es die Leadgitarrenharmonien. Selbst die brodelnden Lavariffs und der brummende Bass zaubern ganz kleine Melodien aus der Klangursuppe. Ganz verträumte ruhige Momente bringt das Stück ebenso, wie eine treibende, ekstatische Passage mit einem dem Irrsinn nahen Solopart.

Als zauberhafte Rockballade beginnt ´Drift Into The Sun´ und zaubert mit verhallten Gitarrenmelodien im Hintergrund, melancholisch unverzerrtem Gitarrenlauf im Vordergrund und schmachtenden Leads zu sehr emotionaler, wenn auch zurückhaltender Gesangslinie eine tragische Atmosphäre aus den Boxen. Ein wenig kräftiger wird es am Ende, der balladeske Charakter bleibt.

´Roll The Dice´ hat schmutzig verzerrte Bassläufe, denen die Gitarren nicht nachstehen wollen. Hier bekommt man einen schön sleazigen Boogiehardrock alter Schule im Stonergewand serviert. Erdig, nicht neu im Stil, aber frisch in der Performance. Kick Ass Rock funktioniert immer wieder. Geile Bluesrock und Doomriffs alter Schule bestimmen das Bild. Die düstere Mittelpassage mit schamanisch trommelndem Schlagzeug und gespenstischem Gesang als Überleitung zum tödlich intensiven Solo auf dem Boogiepart unterbricht den Rock’n’Roll-Flow kurz und bringt frischen Wind, bildet dann auch den Abschluss des Songs.

Was will man sagen? HIGH DESERT QUEEN sind eine Hardrock Band, die zwar mit Elementen vom typischen Stonerrock und Desert Rock spielt, aber auch in den am ehesten nach Standard klingenden Stücken noch einen guten Drive hinbekommt und sie mit coolen Einsprengseln aufwertet.

BLUE HERON sind dagegen ein Kreuzüher aus Heavy Rock, Doom und Heavypsychedelic, kein richtiger Stonerrock und fernab vom Genredurchschnitt. Die Boys aus Albuquerque, New Mexico, USA (HIGH DESERT QUEEN sind übrigens Texaner und führen die Tradition solcher Legenden wie den 13th FLOOR ELEVATORS fort) haben durchaus mittelschnell walzende und groovende Parts, aber diese schmutzige Hard Rock’n’Roll Stimme und die spacige Atmosphäre lassen eher an englische 70er Helden oder kultige australische Büffel denken.

Ihre Riffs bei den kochend heißen und doch entspannten Monolithen auf ihrer Seite werden durch den Einsatz der Leadgitarre mit ihren oft schwebenden, aber wunderschön melodischen Läufen zu einem machtvollen Klangstrom, der Deine Seele aus dem Körper zieht und in einen Strudel kosmischer Hardrockklänge hinunterreißt.

Ich bringe hier nicht das übliche Namedropping ins Spiel, aber sie haben Elemente dabei, die mich an Klassiker von über dreißig bis fünfzig Jahren Lebensalter denken lassen. Sie sind moderner, kein 70er und 80er Sound. Ihre Musik ist in den 90ern geboren worden, aus den alten Traditionen der beiden vorigen Jahrzehnte heraus. Ihr Geist lässt ihre Kompositionen erblühen, ihre Darbietung ist ungezähmt und voller Lust. Schmutzig sind Riffs und Gedanken, dabei dann auch die Bilder im Kopf. Und die Performance kann nur hoch gelobt werden. Bass und Schlagzeug umschlingen einander und tanzen einen frohen Tanz, während Gesang und Gitarren unwiderstehlich tolle Melodien generieren. Das bisher einzige Studioalbum der Boys von 2022 muss also ran.

Diese Split LP zeigt mir ganz deutlich, dass der Rock, gerade der harte Rock lebendig ist und bei aller Liebe zur Tradition noch immer gewisse kreative Tricks und Kniffe nutzt, frisch zu erscheinen und sich bereit für die Zukunft zu erweisen. Beide Bands haben diesen Spirit von Langlebigkeit.

8,5 für diese tolle Platte.

 

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