PlattenkritikenPressfrisch

EARTHSIDE – Let The Truth Speak

~ 2023 (Music Theories Recordings) – Stil: Cinematic Rock/Progressive Metal ~


Vier junge US-amerikanische Männer, die 2015 mit dem Studioalbum ´A Dream In Static´ debütierten, haben einige Jahre später die Welt und die Geschichte der Menschheit durchschaut. All die Schilderungen und Veranschaulichungen, mit denen sie aufgewachsen sind, entpuppten sich im Laufe der letzten Jahre als Schwindel, nichts erschien mehr so, wie sie es einst erfahren hatten. Doch sie realisierten gleichzeitig, dass die Wahrheit zwar zum Greifen nahe liegt, sie aber gar niemand wahrhaben will. ´Let The Truth Speak´ ist demzufolge nicht nur ihre aktuelle Lebensweisheit, sondern auch der Titel ihres neuen Studioalbums.

Ihr nie zu stillender Wissensdurst zeigt sich auch in ihrer musikalischen Ausdrucksweise, denn ihren eigenen Innovationshunger scheinen sie gegenseitig ebenfalls nicht bändigen zu können. Jamie van Dyck (Gitarren, Backing Vocals, Programmierung, Keyboards), Frank Sacramone (Keyboards, Synthesizer, Programmierung, Percussion, Gitarre), Ryan Griffin (Bass, Backing Vocals) und Ben Shanbrom (Schlagzeug, Backing Vocals) haben mit dieser Einstellung beinahe die Gruppenformation gesprengt, ein langwieriger und schwieriger Prozess führte erst kürzlich zu dem nun vorliegenden Ergebnis: ´Let The Truth Speak´.

 

 

Der instrumentale Opener ´But What If We’re Wrong´, mitsammen „Sandbox Percussion“, führt die Hörerschaft in die filmische Schönheit und überwältigende Gigantomanie von EARTHSIDE ein. Im weiteren Verlauf beschwört nochmals das elfminütige Instrumental ´Watching The Earth Sink´ diese atmosphärische Schönheit.

Natürlich hat das Quartett auch wieder einige Gesangstalente zu sich ins Studio eingeladen, um die Progressivität, den Djent und all das hohe Wolkendrama ausgiebig zu verzieren. Eindringlich besingt Keturah (THE HEAVY MEDICINE BAND) das achtminütige ´We Who Lament´ mit all der ihr innewohnenden Gefühlsgewalt und Pritam Adhikary von AARLON ein ebenso langes ´Tyranny´.

Geradezu fesselnd ist die Darbietung von TOWER OF POWER-Sänger Larry Braggs und des US-amerikanischen Jazzmusikers Sam Gendel am Saxofon im elfminütigen ´The Lesser Evil´ und des TESSERACT-Sängers Daniel Tompkins im elfminütigen ´Let The Truth Speak´.

Der russische Sänger Gennady Tkachenko-Papizh und die gebürtig aus Lettland stammende Sängerin Viktorija Kukule haben sich dagegen in ´Vespers´ geradezu gesucht und gefunden. Doch nicht weniger grandios findet sich Schlagzeuger Baard Kolstad von LEPROUS zum Drum-Duell im unheilvollen neunminütigen Finale ´All We Knew And Ever Loved´ ein.

Wohl wahr, eine Wahrheit ist jedoch nicht mehr zu leugnen: EARTHSIDE sind die Cinematic Men of the 21st Century.

(9 Punkte)

 

https://www.facebook.com/earthsideband/


Pic: Justin Borucki