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KHANATE – To Be Cruel

~ 2023 (Sacred Bones) – Stil: Drone Metal/Doom/Experimental ~


Nach einer ausgedehnten Pause von rund 14 Jahren kehren die experimentellen New Yorker Drone-Doomster KHANATE nun endlich zurück, und die Band besteht immer noch aus dem Original-Lineup mit den Szene-Schwergewichten Stephen O’Malley von SUNN O))) an der Gitarre, Tim Wyskida von BLIND IDIOT GOD am Schlagzeug und Mitgliedern der längst nicht mehr existierenden Band OLD LADY DRIVERS, nämlich Alan Dubin und James Plotkin am Gesang bzw. am Bass.

´To Be Cruel´ ist das mittlerweile fünfte Album der Band und besteht aus lediglich drei Songs bei einer jeweiligen Spieldauer von rund 20 Minuten, und auch hier fleht Sänger Dubin mit seinen primitiven Visionen und seiner apokalyptischen Raserei stets um Gnade, während im Hintergrund die Drones emporschallen.

 

 

´Like A Poisoned Dog´ ist dann die erste feindselige Begegnung auf diesem Werk, eine beängstigende Entführung der Seele, bei der KHANATE die Grenzen des Schmerzes und der Hässlichkeit mit ihrem Handwerk einmal mehr überschreiten, und ihre Akkordauswahl ist hier zwar immer noch oft dissonant, nimmt aber gelegentlich eine Farbe an, die weit weniger mit Hardcore oder extremem Metal assoziiert werden kann.

Dieser neue Sinn für Kontrastierung inmitten der Düsternis harmoniert erschreckend gut mit ihrem fein geschliffenen Drang zum Einsatz von Feedback und seinen Untertönen, und es fühlt sich weniger wie eine neu gewonnene Ablehnung von Hass und Verzweiflung an, als vielmehr wie ein reiferes Gefühl und eine komplexere Sicht. Die zusätzlichen Farben wirken eher selbstkritisch und verkomplizierend, und KHANATE verdichten damit ihr einsames, skalpellschwingendes Image und bereiten somit ein Melodram an feinkörniger Detailarbeit.

´It Wants To Fly´ bietet dann ebenfalls eine fein justierte Variante an klassischem Drone-Doom, versehen mit düsteren Ambient-Passagen, die großzügig mit härteren Momenten durchsetzt sind und immer wieder auch Erinnerungen an die frühen EARTH oder SUNN O))) wecken. Das Titelstück hingegen beginnt in einem weit sanfteren Stil und besitzt eine spirituelle Atmosphäre, die an Bands wie OM und ihren verdrehten psychedelischen Ansatz denken lässt.

Die Arbeiten zu ´To Be Cruel´ hatten bereits 2017 begonnen, doch die Pandemie stoppte ihren Fortschritt, und wohl gerade aufgrund dieser langen Schwangerschaft fühlt sich das Album wie ein Oxymoron an, indem KHANATE ihren Ideenreichtum gleichzeitig ausgedehnt und vertieft haben. Ein rund einstündiges Drone-Doom-Werk, bei dem jede einzelne Note mit Bedacht gestimmt wurde, und auch die stillen Momente nicht weniger verzehrend sind.

(8 Punkte)

 

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