Redebedarf

VANISH

~ Interview mit Ralf Nopper ~


VANISH haben mit ´A Hint Of Solace´ abermals ein fantastisches Werk im Power- und Thrash-Sektor mit den gewissen Prog-Tendenzen veröffentlicht und wir uns Schlagzeuger Ralf Nopper geschnappt, um alles Wissenswerte zu dem neuen Werk zu erfahren.

Ralf, wie schafft ihr es, euch immer wieder aufs Neue zu motivieren und so geile Scheiben herauszubringen?

Herzlichen Dank für das versteckte Kompliment! Uns fällt das nicht besonders schwer, wir lieben was wir tun mit VANISH, wir haben eine super Truppe beisammen und es macht uns immer Spaß, unsere Musik zu spielen oder auch neue Songs zu schreiben. Allerdings haben wir da einen recht hohen Qualitätsanspruch. Wir bringen nicht sehr oft neue Platten raus, dafür aber immer mit starken Songs und viel Herzblut, ich denke das kann man auch bei ´A Hint Of Solace´ wieder hören.

Eine neue Plattenfirma konntet ihr ebenfalls für eure Musik begeistern?!

Ja, das ist richtig. Wir waren nicht unzufrieden mit „Fastball“, sie waren ebenfalls im Rennen für die neue Scheibe. Von insgesamt drei Angeboten hat uns das Package von „El Puerto Records“ am besten gepasst. Die Jungs sind klasse, sie leben und lieben den Metal so wie wir das auch tun. Und sie sind glaub ich auch ganz zufrieden mit dem wie wir arbeiten. Ich bin überzeugt Rudi Carell hätte zu „El Puerto“ bestimmt auch gesagt: „VANISH soll dein Herzblatt sein“.

Habt ihr denen einfach eure neuen Songs vorgespielt und die Sache war geritzt?

Jein. Wir hatten schon vorher Kontakt und haben auch schon drei Demo Songs verteilt, um die ersten Feedbacks von Labels einzuholen. Das war im Jahr 2021. Dann kommt von den interessierten Labels das Feedback, dass sie die ganze Platte hören wollen, und danach geht man in die Verhandlung. Wenn man kein Netzwerk aufbaut und Demo CDs verschickt, wird man meistens nicht so beachtet. Die Labels werden auch mit Material überflutet, da muss man sich schon etwas mehr anstrengen heutzutage 🙂 .

Ihr habt seit der letzten Full-Length auch nur einen neuen Mann am Bass einspielen müssen, oder?

Sowohl am Bass als auch an der Gitarre. Daniele, unser alter Bassist hat zur Zeit der letzten Platte Zwillinge bekommen, ein Haus gebaut und einen neuen Job angenommen. Er hat dann entschieden, dass er nicht genug Zeit für die Band hat. Wir hatten großes Glück, dass sich eine befreundete Band von uns (FORENSICK) damals in eine längere Pause begeben hat, so konnten wir Andi Armbruster am Bass aufnehmen. Er hat sich superschnell eingefügt und ist sowohl musikalisch als auch menschlich ein super Typ. Bei uns hat er auch sehr schnell die Liveshows befeuert, weil er wie ein verrückter auf der Bühne rumrennt und immer Action macht. Das hat sogar die Jungs von BRAINSTORM überzeugt, so dass er mittlerweile auch dort als festes Mitglied aufgenommen wurde.

Dazu kam noch, dass Tommy, der Gründer von VANISH sich nach 20 Jahren von der Livemusik verabschiedet hat. Ihn konnten wir ebenfalls mit einem alten Freund Ben Galster ersetzen. Ebenfalls ein prima Musiker und er bringt durch seine harten Vocals eine neue Facette in unsere Musik. Nach den ersten Schocks, den die Ausstiege erzeugt haben, sind wir mittlerweile sehr happy, dass wir die Kurve so gut genommen haben und dass wir weiterhin alle miteinander eng befreundet sind.

 

 

Der Rest hält aber eisern zu VANISH. Bei den vielen Sideprojekten aller Musiker heutzutage fast ungewöhnlich. 

Ich glaube das kommt davon, dass wir nicht eine zusammengewürfelte Band sind, sondern fünf Kumpels, die zusammen Musik machen. Wir kennen uns schon über 20 Jahre, auch Andi und Ben sind schon ewig in unserem Freundeskreis unterwegs gewesen, das ist, denke ich, sehr wichtig, wenn man lange Zeit zusammen eine Band auf diesem Level betreiben will. Man muss sich schon mögen, wenn man tagelang in einem Bus eingepfercht auf wenigen Quadratmetern die Fürze der anderen wegschnaufen muss.

Wie lange habt ihr überhaupt an der neuen Scheibe gefeilt, die letzte liegt ja stolze sechs Jahre zurück?

Eigentlich gar nicht so lange. Es hat natürlich ein wenig Zeit gebraucht, unsere zwei neuen einzulernen, danach haben wir direkt Songs geschrieben. Diese waren eigentlich schon vor drei Jahren fertig, aber irgendwie ist uns dann was globales dazwischen gekommen. Ich erinnere mich kaum noch, aber es gab recht viele Verbote und Einschränkungen, die es uns schwer gemacht haben, regelmäßig zu proben. Wir schreiben unsere Songs zusammen im Proberaum und stecken da wirklich viel Arbeit rein.

Wir haben die Pause dann doch sinnvoll genutzt und bei unserem Gitarristen Philipp im Keller ein Tonstudio gebaut und dort danach dann alle Songs nochmal überarbeitet. Meiner Meinung nach hat sich die Platte dadurch nochmal um einige Prozentpunkte verbessert.

Das bestätigt mich in meiner Aussage vom Anfang, dass man sich Bands ruhig ausgiebiger mit ihrem Songwriting beschäftigen sollten. Ich hab lieber alle drei Jahre einen guten Release von einer Band in der Hand, als jedes Jahr einen Schwachen. Aber die Konsumgesellschaft heute sieht das ja leider anders.

Ich ertappe mich selbst oft dabei, dass ich von der Masse an neuen Platten überfordert bin und gar nicht die Zeit habe, mich richtig mit einem neuen Album zu beschäftigen und mich reinzuhören, schon kommt wieder die nächste Scheibe daher. Das ist eine Entwicklung, die mir persönlich nicht zusagt.

Musstet ihr denn lange überlegen, in welche Richtung die neuen Lieder gehen sollten?

Bevor wir anfangen, Songs zu schreiben, überlegen wir uns schon ein Konzept und einen Rahmen für das Album. Das ist kein klassisches Konzeptalbum, aber einen roten Faden gibt es immer. Wenn man ganz genau hinschaut, sind unsere letzten drei Platten eine konsequente Fortführung und gehören inhaltlich zusammen. Das erklärte Ziel war es, eine etwas positivere Platte als ´The Insanity Abstract´ zu schreiben, deswegen dreht sich bei ´A Hint Of Solace´ alles um Hoffnung.

Von der Musik her sind wir natürlich sehr geprägt von dem, was wir in der Zeit gerade hören und geil finden. Ich finde man hört auch die Einflüsse unserer beiden neuen Bandmitglieder raus. Ist ja auch normal und gewünscht, dass jeder sich einbringt.

 

 

War es euer erklärtes Ziel, etwas härter zu werden?

Nicht unbedingt, ich finde nicht unbedingt, dass wir viel härter sind als bei den Vorgängeralben. Nach meinen Gefühl sind die neuen Songs sogar etwas eingängiger und nicht mehr ganz so versteckt komplex wie bei ´Come To Wither´ oder ´The Insanity Abstract´.  Wobei wir trotzdem immer wieder kleine Gemeinheiten wie Taktwechsel, verschobene und eingeschobene Takte und progressive Elemente einbauen. Uns reizt das und es geht darum, die Komplexität möglichst leicht klingen zu lassen. Meiner Meinung nach beherrschen wir das auch immer besser.

Hat euch das normale Leben, zwischen arbeiten am Morgen und einkaufen bei Aldi am Nachmittag so sehr eingespannt?

Nur einer von uns ist Lehrer, die anderen arbeiten auch Nachmittags 🙂 . Einkaufen gehen wir wie jeder normale Mensch am Samstag, da wo der Laden am vollsten ist!

Aber wenn euch Metallica zu ihrer Welttournee als Support einladen, würdet ihr alles sofort stehen und liegen lassen?

Ich denke nicht, wir könnten uns den Buy-on nicht leisten. Wir backen lieber kleinere Brötchen, erstmal.

Haben euch in dieser Zeit auch andere Gruppen nachhaltig beeindruckt?

Da gibt es viele. Wir sind Fans durch und durch. Viel Zeit unserer gemeinsamen Proben und Fahrten ver(sch)wenden wir darauf, uns über unsere Lieblingsbands zu streiten und zu diskutieren, ob die neuen Metallica Songs jetzt endlich mal wieder gut sind oder nur ein billiger Abklatsch und kläglicher Versuch, an die großen ersten Alben ranzukommen.

Wie betrachtet ihr selbst die Metal-Szene in diesen Tagen?

Wir können uns glücklich schätzen, so eine geile Fan-Community zu haben. Wir nennen unsere Fans „Make-Believers“ und stellen uns bewusst als Band auf das gleiche Level – wir sind eine Community. Was uns wirklich stolz macht ist der Support, den wir erfahren. Ob über Social Media, in Interviews oder vor allem bei Shows schätzen wir es sehr, dass wir immer mehr bekannte Gesichter sehen, die uns treu verfolgen und supporten. Genau darum geht’s und deswegen machen wir das ja überhaupt. Daher kommt auch ein Großteil unserer Motivation.

Welche Ziele habt ihr euch mit der Scheibe gesetzt?

Wir wollen viele Shows spielen und auch gerne wieder auf Tour gehen, wenn es die Zeit erlaubt. Die Hauptsache ist aber, dass die neue Platte unseren „Make-Believers“ gefällt und dass diese auch immer mehr werden. Keep the Metal alive!

 

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