~ 2023 (Drag City) – Stil: Garage Rock/Indie Rock/Punk Rock ~
Das weitestgehend unbekannte Trio PURLING HISS aus Philadelphia hat seit 2009 bereits sieben Alben veröffentlicht und dabei Elemente aus Garagen, Punk und Indie Rock zu einem fein kalibrierten Sound verschmolzen. Auch ihr neuestes Werk ´Drag On Girard´ ist eine Ansammlung von rasenden Rock-Gitarrensoli der späten 70er und dem wilden Wiederaufleben der alternativen Punkszene Ende der 80er, und vor allem der legitime Vergleich mit DINOSAUR JR. in deren Frühphase trifft auch dieses Mal eindeutig zu.
Gekennzeichnet durch schwere, verzerrte Gitarrenriffs und treibende Rhythmen werden hier gleich mehrere Musikstile angesteuert, und so erhält man ein bisschen von allem, von klassischen Rock-Songformeln bis hin zu verzerrten Tönen, vollgepackt mit etlichen Powerplays.
Schon der Opener ´Yer In All My Dreams´, mit seiner sich schlängelnden Leadgitarre, dem trägen Gesang und dem ungezügelten Backbeat, bringt die Ähnlichkeit mit J. Mascis & Co. auf den Punkt, und zeigt vor allem die Vorlieben von Hauptsongwriter Mike Polizze für lange Jam-Sessions und ausufernde Gitarrentheatralik.
´Baby´ hingegen hat eine Akkordfolge, die die entnervende Energie der frühen PIXIES vermittelt, während ´Out The Door´ irgendwo in der Schnittmenge von TEENAGE FANCLUB und den REPLACEMENTS ausflippt. Vintage-Einflüsse aus der alternativen Musikszene der 80er und 90er Jahre sind jedenfalls klar vernehmbar, aber auch wenn PURLING HISS seine Einflüsse vor sich her tragen mag, erscheinen diese Verbindungen eher als liebevolle Hommage denn als abgeleitetes Songwriting.
Das Album endet schließlich mit den beiden Epen ´Drag On Girard´ und ´Shining Gilded Boulevard´, und beide demonstrieren sogar die Verinnerlichung von CRAZY HORSEs ´Ragged Glory´ auf beeindruckende Weise, eine weitere Referenz, mit der drei Amerikaner immer wieder gerne flirten.
Der Sound von PURLING HISS mag zwar größtenteils leicht verschwommen, manchmal auch chaotisch oder gar aggressiv wirken, bringt jedoch stets eine melodische und eingängige Atmosphäre mit sich – und Polizze scheint nicht in erster Linie darauf aus zu sein, ein bahnbrechendes Album abzuliefern, sondern erfreut sich stattdessen einfach nur an den Sounds, die man mit einer Gitarre und einem Marshall erzeugen kann.
(7,5 Punkte)
https://www.facebook.com/PurlingHiss
Pic: Kathryn Lipman
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