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THE POOR – High Price Deed

~ 2023 (Reckless Records/Believe) – Stil: Heavy Rock/ Metal ~


THE POOR aus Australien waren als Support bei der letztjährigen ROSE TATTOO-Tour in Europa dabei, um sich amtlich bei den europäischen Fans zurückzumelden. Zurückmelden? Yeap. Man erinnere sich an ihr grandioses Debüt von 1994 mit dem Titel ´Who Cares´, das sie zu einem neuen Hoffnungsträger des australischen Hard Rock machte. Aber die Geschichte lief dann anders und die Jungs aus Darwin verschwanden recht schnell wieder in der Versenkung. 2008 kam man wieder aus der Deckung  und veröffentlichte im darauffolgenden Jahr ´Round 1´ und ein weiteres Jahr später ´Round 2´. Der Erfolg ließ zu wünschen übrig, obwohl sie musikalisch den alten Hengst ritten.

Wir schreiben 2023 und die Herren Matt Whitby (Bass), Gavin Hansen (Drums), Bandleader, Sänger und Rampensau Skenie haben mit Neuzugang/Gitarrist Daniel Cox einen echten Glücksgriff getan, der live wie auf Platte ein exzellentes Gitarrenfeuerwerk abfackelt und die neuen Songs auf ´High Price Deed´ sauber veredelt.

Was haben die Australier nun 2023 neu zu bieten? Eine schönen fetten Arschtritt als erstes einmal. Allerdings kommt mit diesem wuchtigen Arschtritt auch ein kleines Ungemach auf. Denn musikalisch haben sie sich etwas zwischen die Genrestühle gesetzt und fahren den Stil des legendären Debüts nur bedingt weiter. THE POOR haben ihren Sound bzw. Stil etwas modifiziert, was den klassischen Altfan eventuell nicht ganz mitnimmt. Und dennoch liefern sie puren, euphorischen Aussie Rock der Marke „Schweiß, Beer und Arschtreten“.

Dreck und die typischen Aussie-Riffs finden sich nur vereinzelt, der Sound an sich ist eben ein echter Power Sound mit – wie schon erwähnt – modifizierten Metal-Komponenten. Die Stücke drücken und hauen wuchtig rein. Mit Skenies leicht dreckiger Stimme wird ein kleiner Gegenpol zu den manchmal groove-fetten Rhythmen und Riffs platziert. Bei einer wuchtigen Nummer wie ´This Is The Story´ bleibt kein Fuß ruhig stehen. Mit ´Payback`s A Bitch´ hält man eine Track parat, der sich mit dem Debüt messen lassen kann und den eigentlich erwarteten Stil perfekt wiedergibt. Das folgende ´Lover´ ist ebenfalls ein dreckiger Rotzklumpen mit schönen Ohrwurm-Komponenten. Dass sie auch weniger druckvoll und rotzig liefern können, zeigt sich in einem Track wie ´Cry Out´, das einen netten Groove besitzt, aber leider irgendwie auch nichtssagend rüber plätschert. ´I Know It`s Wrong´ gefällt mit einem schönen breiten Refrain und einer starken Gitarrenarbeit, aber dreckig ist eben doch anders. ´Love Shoot´ hat ein paar AC/DC-Momente, wobei hier ganz klar die Gitarrenarbeit überragt. Absolut unnötig dagegen das albumschließende ´Too Long´, eine echte Langweilerballade.

Ein Album, das wie eine Achterbahnfahrt wirkt, echt starke Momente mit sich bringt, aber anderseits auch nicht gerade wenig Mittelmaß liefert und generell sich nicht wirklich einem Genre zuordnen lässt, was vielleicht letztendlich das größte Manko des Albums darstellt. Für den typischen Aussie-Sound Fan zu modern und groovy, und für den eher modern aufgestellten Fan dann wieder zu altbacken. Was aber wirklich überzeugt, bei den intensiveren Songs, ist die Wucht und Energie, die man heraushört. Ob das allerdings reicht?

(7,25 Punkte)

 

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