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BLACK PAISLEY – Human Nature

~ 2022 (Black Paisley AB/ Sound Pollution) – Stil: Classic Hard Rock ~


Das interessante Coverartwork erinnert an Thrash oder Death Metal. Die ersten Sekunden mit Slide-Gitarre erinnern an ROSE TATTOO, aber so heftig wird es dann nicht, sondern eher melodisch. Cover und Start führen in die Irre. In der Info der Schweden ist von der „NWOCR (New Wave Of Classic Rock)“ die Rede. Na ja, ob das eine richtige Bewegung wird und ob wir das wirklich brauchen, würde ich mal in Frage stellen. So richtig war diese Musik, dank einem italienischen Label, auch nie weg. Der erste Song (gibt es auch per Video) ´Set Me On Fire´ lässt die 80er-Jahre gleich hardrockig aufleben und steckt den Claim ab. ´In The Night´ klingt dann auch nach AOR.

Besser gefällt mir ´Not Alone´. Der Song ist zwar auch an Airplay angelehnt, aber mit ordentlichem Riff irgendwo zwischen WHITESNAKE und WHITE LION. ´Human Nature´ ist das vierte Album der 2015 gegründeten schwedischen Band und ich nehme es der Band ab, dass sie spielt, was sie mag. Der Name ist wohl an die Fendergitarre von BON JOVIs Ritchie Sambora angelehnt. Weiß ich nicht. Ich besitze keine Platten dieser Band.

Die Songs sind auf jeden Fall alle mit Überzeugung eingespielt und die Band ist altersmäßig jetzt nicht mehr im Twen-Alter, sondern im „reiferen Alter“ (was für ein Scheiß-Terminus). Die Melodien sind meistens überzeugend, aber irgendwie halt doch immer an andere Bands erinnernd. So ist das mit dieser „New Wave“ eben. ´Silent Asylum´ oder ´Hard Times´ sind dann aber wirklich ansprechende und sehr professionelle Songs.

Stefan Blomqvist hat eine gute Stimme, die wirklich zum Genre passt. Franco Santunione ist zwar nicht Vito Bratta, aber ein starker Gitarrist, der die richtigen Licks und Riffs drauf hat, wie man auf guten Songs wie dem genannten ´Silent Asylum´ oder dem Titelsong hören kann, die neben Airplay auch Biss haben. Und die Gitarrensoli passen. Franco ist aber auch ein Rock-Veteran, der schon viele Alben mit den ELECTRIC BOYS eingespielt hat. Auch bei ´Dont Call Me A Liar´ ist die Gitarre zumindest zu Beginn aufgedreht.

Balladen fehlen im Classic Rock eigentlich nie, im Gegenteil. Hier wird allerdings sparsam mit umgegangen. ´Mojo´ und ´Crazy´ sind eher Halb-Balladen, nicht schlecht, kommen aber etwas klischeehaft rüber. Selbst zum Schluss keine Ballade, sondern mit ´Set Me Free´ ein AOR Song mit Slide-Gitarre und gutem Refrain.

Über die ganzen 12 Songs kann die Spannung nicht aufrechterhalten werden. Der eine oder andere „Filler“ ist dabei, ohne wirklich weh zu tun oder schlecht zu sein. Der hin und wieder angriffslustige Franco an der Gitarre und die angenehmen Vocals von Stefan Blomqvist hieven die Produktion letztendlich über die sonst übliche Classic Hard Rock-Latte. Die Produktion ist ordentlich und passt gut zum musikalischen Produkt. Und das Cover ist irgendwie klasse und schließt im Übrigen an die ersten drei Platten inhaltlich an.

(7,5 Punkte – Harald Pfeiffer)

 

Der Legende nach haben sich die Schweden BLACK PAISLEY ihren Namen von Richie Samboras (Ex-BON JOVI) Gitarre entliehen. Dieser Vergleich hinkt nicht so ganz. Ähnlich wie die Kollegen aus New Jersey sind sie im melodischen Hard Rock unterwegs. Allerdings sind sie weit rauer unterwegs, als es BON JOVI je waren. Sänger Stefan Blomqvist, nicht mit Astrid Lindgrens Meisterdetektiv verwandt, hat eine Prise mehr Dreck auf den Stimmbändern, was seinen Liedern klar gut tut. Was die Schweden aber richtig beherrschen sind fette Chöre und Choruses.

Mit Stücken wie ´Set Me On Fire´ wären vor 30 Jahren die Tanzflächen vollgelaufen, ´Set Me Free´ ist die absolute Motorradfahrerhymne. Ihr wißt schon, Mopedfahrer auf geradem Highway, direkt in Richtung Sonnenuntergang. Bei ´Crazy´ findet man die Melodieseligkeit der Landsleute von ABBA. Und ganz groß ist das Southernrockig tönende ´Mojo´.

Wer gerne zwischen Y&T, THE DEAD DAISIES oder eben BON JOVI fischt, dabei aber verschmerzen kann, dass es hier keine Balladen gibt, sollte ´Human Nature´ eine Chance geben.

(7,5 Punkte – Mario Wolski)

 


(VÖ: 25.11.2022)