Redebedarf

Thomas „t“ Thielen

~ Jetzt erst recht – Thomas „t“ Thielen trotzt dem Long Covid der Branche ~


Mit neuer Live-Band, neuer Setlist und, so t selbst, neuen Fehlern: So will t 2022 in nur zwei Deutschlandkonzerten dem pandemiebedingten Blues der Kulturbranche trotzen.

Das scheint, wie der Vorverkauf nahelegt, bisher ganz gut aufzugehen: Sowohl für Trier (am 19.11.) als auch für Rüsselsheim im Rind (1.10.) sieht der Künstler gutes Potential für tolle Abende.

Hey, Thomas, das Wichtige am Anfang – du sagst nichts ab?

t: Krass, oder, dass man das erstmal klarstellen muss: Willkommen in 2022, wo die Pandemie eine ganze Branche an den Rand der Existenznot gebracht hat!

Klar und deutlich: NEIN! Wir sind guter Dinge, begründetermaßen, in Rüsselsheim und Trier nicht allein rumzustehen und vor uns hin zu dudeln. Ich muss aber zugeben, als ich von Kollegen gelesen habe, wer da alles gerade Tourneen und Auftritte rausnimmt, ging mir schon die Muffe.

Hast du das geahnt? Nur zwei Konzerte sind ja eigentlich zu wenig für ein neues Album?

Das kann man so ein bisschen so sagen, aber ich habe auch eine luxuriöse Situation! Es ist ja nicht so, dass alle anderen dachten: Hey, da wird es keine Probleme geben – sondern so, dass ich vom Geld aus Konzerten nicht lebe. Wäre das der Fall, hätte ich keinesfalls nur zwei Konzerte ansetzen können. Jetzt hier auf Cleverle zu machen, das wäre also völlig verfehlt. Richtig ist aber, dass es wohl vielen klar war, dass der Kaltstart der Branche stottern würde, und dazu musste man auch kein Prophet sein.

Wo siehst du die Hauptprobleme?

Wo nicht? Wir haben nun mal eine Pandemie mit hohem Gefahrenpotential für bestimmte Gruppen, da kann man nicht einfach drüber hinweglächeln und sagen: Ab hier ist wieder normal! Aber andererseits hatten wir auch jetzt ewig Zeit, eine gewisse Impfquote zu erreichen und gewisse Vorsichtsmaßnahmen als Normal Null zu etablieren. Ich persönlich bin daher, in Abwägung meiner eigenen Situation, zum Ergebnis gekommen, dass ich mich mit der notwendigen Vorsicht wieder vorwage. Aber das ist sicher nicht verallgemeinerbar für andere Situationen. Dass darüber hinaus sehr kompetentes Personal aus Tech, Gastro und Logistik abgewandert ist und nicht wiederkommt, das ist vielleicht das größere Problem, ebenso wie die resultierende Preisexplosion. Mir tun besonders die Venues wirklich leid, die trifft es am schlimmsten.

 

 

Zu euren Auftritten… was dürfen wir erwarten?

Ich habe meine Liveband ausgewechselt und frischen Wind en masse dabei! Laurenz Hintz an den Drums ist einfach unfassbar: Als der die Songs zum ersten Mal bei einer Probe gespielt hab, dachte ich, sie sind 10 BPM schneller. Wenn Thomas [Nußbaum, früherer Livedrummer] so ein bisschen in Richtung Steve Gadd ging, stilistisch, ist Laurenz eher taylorhawkins-ig unterwegs. Dazu kommt mit Niklas Wienecke ein Keyboarder, der von Anfang an die Songs mit einem Feeling gespielt hat, das mir eigentlich, verdammt nochmal, besser gefällt als mein eigenes auf den Studioalben. Wer weiß, was für ein egozentrischer Nerd ich bin, der wird das mit erstaunt aufgerissenen Augen gelesen haben. Camil am Bass war ja schon da, und so bin ich jetzt mit großem Abstand der schlechteste Musiker der Liveband – aber mir gehört das Equipment, wie sollen sie mich loswerden? (lacht)

Du warst bisher eher für Melancholie und Klangreisen bekannt – bleibt das so?

Naja, ich werde sicher nur bedingt Partyhäschen werden in meinem Leben. Meine persönliche Bühnenpräsenz orientiert sich ja auch weniger an Mick Jagger als an Robert Smith… Aber die Songauswahl ist ein bisschen verrutscht, so dass einige Uptempo-Passagen mehr drin sind – nicht zuletzt, weil man, wenn man solche Musiker hat, sie auch ausnutzen muss. Niklas ist ein wahnsinnig geiler Jazzpianist: Das darf man nicht links liegenlassen! Camil und Niklas sind zudem großartige Harmoniesänger, und Laurenz… naja, ich sag s mal so, bei 3 Proben hat er eine Snare zerprügelt und 4-5 mal die Becken vom Ständer gespielt. Der braucht Auslauf!

´Pareidoliving´ ist ja ähnlich erfolgreich wie ´Solipsystemology´. Hören wir viel der beiden Alben?

Über Setlisten will ich nicht viel sagen, aber… naja… wäre schon doof, die beiden Scheiben zu ignorieren, oder? Es gibt aber auch echt ein paar Dinge, bei denen ich sicher bin, dass auch härtergesottene t-Fans sie nicht erwarten. Aber lass mich dazu bitte lächeln und schweigen!

Ihr spielt einen vollen Set?

Ei sischa! Für weniger haben wir viel zu viel Lust.

Am 8.10. geht es für dich dann solo auf die Bühne, in Volkmarsen. Was ist denn da passiert, das wolltest du doch eigentlich nicht mehr?

Ich hab mich geirrt. Ich hab mir jetzt ein kleines Programm erarbeitet, das ich mit Piano, Gitarre und mir einigermaßen unpeinlich umsetzen kann. Wer weiß, wenn das Feedback nicht ganz übel ist, kann ich damit vielleicht öfter was anfangen…

Wie bist du auf die Kooperation mit STRANGE ENGINE gekommen? Tribute und „Original“-Prog gehen ja nicht oft zusammen.

Ja, aber warum eigentlich? Ich finde die Kombi super. Wir haben es „After-t-Party“ genannt, aber das ist eher ein Scherz und wird den Jungs nicht gerecht. Wenn man sich durch einen ganzen Set „neuer“ Musik gehört hat, ist man doch eigentlich auch bedient. Dass man dann zu bekannteren Songs noch abgehen oder wippen und singen kann – perfektes Timing, fand ich. Daher die Idee. Und STRANGE ENGINE sind auch echt gut, so dass das nicht zuletzt mir selbst riesigen Spaß machen dürfte.

Wie geht es mit t weiter?

Neues Album in the making. Wie immer. Und ich überlege, meine allerersten Gehversuche nochmal, um es mit Steve Hackett zu sagen, zu revisiten. Mal sehen.

 

 

 

Tickets hier:
https://www.adticket.de/T-band-Strange-Engine.html?fbclid=IwAR3e6TnhOAam-ie4_i7yfeLEobdcTrvirrgNAYJuEWnYX9LfFyc9-C4PabA

und hier:
https://www.ticket-regional.de/events_info.php?eventID=184228

 

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Pics: Micha Köppl