~ 2022 (Mute) – Stil: Synthie –
Vorurteile. Manchmal mögen sie nützlich sein. Manchmal kann man sie einfach ein wenig ausleben (Briten können nicht kochen, oder so). Man kann aber auch seine Vorurteile über den Haufen werfen lassen. Eines wäre, ERASURE sind nur ein poppiger Ableger von DEPECHE MODE. Im Prinzip ist etwas dran. Gründer Vince Clarke stieg schon früh bei den Kollegen aus. Nach einer kurzen Zeit mit YAZOO fand er mit Andy Bell zusammen zu dem heute noch existierenden Duo. Und wenn man sich die ganzen Single-Hits auf der Zunge zergehen läßt, wie ´Oh, L’amour´, ´Sometimes´ oder das ABBA-Cover ´Voulez-Vous´, dann waren das schon respektable Hits, die heute noch im einschlägigen Rundfunk gespielt werden.
Mitte der 90er wurde es ruhiger. Irgendwie waren sie nicht mehr gefragt. Dennoch waren sie immer aktiv, und schafften gar, zumindest kann man das nachlesen, ein Comeback. 2020 erschien mit ´The Neon´ das letzte Album. In der Coronaflaute hatte Vince Zeit, die er im Studio verbrachte mit den Tracks eben dieses Albums. Ohne Ziel verwandelten sich diese Stücke und es entstand vorliegendes Werk.
Es ist mir nicht wirklich möglich, zu sagen, was ´Day-Glo´ mit ´The Neon´ verbindet. Aber ich sehe die Verbindungen zu den alten ERASURE und sogar ihren Wurzeln.
Wirklich poppig, hitlastig, radiotauglich, ist hier nichts. Dafür blubbert und pulsiert es an allen Ecken und Kanten. Dabei klingen manche Tracks wie frühe Electronica. Da finden sich Anklänge an JEAN-MICHEL JARRE oder den kürzlich verstorbenen VANGELIS. An anderer Stelle fühlt man sich an Sachen erinnert, als elektronische Musik noch tanzbar war, aber noch nicht wirklich Techno. KRAFTWERK fallen da ein, oder weniger bekannte Sachen von YELLO.
Das größte Lob, meine Frau, als alter Fan, hört die Scheibe in Dauerschleife.
(8 Punkte)
https://www.facebook.com/erasureinfo
(VÖ: 12.08.2022)
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